Suzuki Jimny 2WD
Ein Geländewagen kann auch mit Zweiradantrieb ausgerüstet sein. Den Beweis dafür soll der Jimny von Suzuki liefern.
Für das Aufspüren von Marktnischen hat Suzuki ein feines Näschen. Das sensible Riechorgan läutete vor 20 Jahren mit dem LJ 80 den Boom für allradgetriebene Freizeitautos ein. Dem Klassiker – der als Samurai noch immer zur Modellpalette gehört – stellt Suzuki jetzt den Jimny zur Seite. Auch bei ihm handelt es sich um ein sehr kompaktes Auto, das aber in ein spezielles Marktsegment hineinpassen soll. Ganz neu – sieht man einmal vom VW Kübelwagen ab – ist nämlich die Idee, einen Geländewagen mit lediglich zwei angetriebenen Rädern anzubieten.
In der Basisversion kostet der heckangetriebene, 80 PS starke Jimny 21 900 Mark. Suzuki sieht den Jimny als Spaßauto, das besonders junge Leute ansprechen soll, die zwar auf Allradantrieb verzichten können, nicht aber auf ein geländewagentypisches Styling und eine hohe Sitzposition. Pro Jahr will Suzuki in Deutschland mehr als 7000 Jimny verkaufen. 60 Prozent davon sollen lediglich über den Zweiradantrieb verfügen. Eben der wird im Normalfall auch die verbleibenden knapp 40 Prozent aller Jimny- Modelle bewegen.
Sie werden aber – wie der Testwagen – mit dem 3600 Mark teuren Cross- Country-Paket ausgerüstet sein. Es beinhaltet neben einer Servolenkung und elektrischen Fensterhebern auch den zuschaltbaren Allradantrieb. Erst mit ihm entwickelt der Jimny sein ganzes Potential, zumal eine per Wählhebel aktivierbare Getriebeuntersetzung auch steilen Passagen auf losem Untergrund den Schrecken nimmt. Besonders im Gelände wünscht man sich aber mehr als nur 104 Newtonmeter, die der 1,3 Liter-Motor als maximales Drehmoment bereitstellt.
Immerhin dreht der längs eingebaute Vierzylinder willig hoch, vibriert kaum und hält sich bei der Geräuschentwicklung zurück. Lob erntet außerdem der gute Fahrkomfort abseits befestigter Straßen. Auch beim Komfort auf der Straße hat sich einiges getan, zumindest im Vergleich zum Samurai. Die Federung des Jimny ist spürbar besser, komfortabel aber immer noch nicht.
Ein Blick in die Kleinwagen-Klasse, mit der sich zumindest der zweiradgetriebene Jimny vergleichen lassen muß, zeigt, was heute möglich ist. Zwischen der Härte der Suzuki-Feder-Dämpfer-Einheiten und der dagegen sänftengleich wirkenden Abstimmung eines Renault Twingo liegen Welten. Pluspunkte verbucht der Jimny für seine gut konturierten Sitze vorn und das ausreichende Angebot an Kopf- und Schulterfreiheit. Lange Menschen haben allerdings Probleme, ihre Beine bequem zu verstauen. In der zweiten Reihe sitzen auf Dauer nur Kinder gut, und beim Gepäck beschränkt der 3,6 Meter lange Jimny seine Insassen auf das Nötigste. Ein Geländewagen mit aufpreispflichtigem Allradantrieb, ein Freizeitauto mit winzigem Kofferraum: Hat Suzuki vielleicht eine verstopfte Nase?