Toyota Auris Hybrid im Test
Der Toyota Auris Hybrid verfügt über den Hybrid-Antrieb des Konzernbruders Prius. Wird die Kombination aus E-Motor und Verbrenner so massentauglich? Und wie sparsam ist der Hybrid im neuen Kompaktmodell? Diese Fragen beantwortet der erste Test.
Endlich lässt sich beziffern, wie weit der Toyota Auris mit Hybridantrieb seiner Zeit voraus ist. Es sind viereinhalb Minuten - wenn man der Uhr des Testwagens traut. Für Toyota aber ist er der Start in eine neue Zeitrechnung, denn Hybrid gab es bisher nur im avantgardistischen Prius.
Toyota Auris Hybrid mit der Antriebstechnik des Prius
Kontakt mit Avantgarde hat der Toyota Auris bisher vermieden. Wie die Zielgruppe für den Hybrid, die sich ein wenig vor dem ganzen Prius-Futurismus fürchtet. Vor dem Toyota Auris Hybrid muss dagegen keiner Angst haben. Es überrascht fast, dass seine Pressemitteilung ein Kapitel über Design enthält. Es thematisiert die Wirkung der neuen Front- und Heckschürze und des Dachspoilers, welche die Karosse aerodynamischer machen. Aerodynamischer, nicht charismatischer. Massenverbreitung durch Massengeschmack also, damit sich die teure Antriebstechnik lohnt und es im Jahr 2020 in jeder Modellreihe eine Hybridversion geben kann.
Also implantieren die Techniker dem Toyota Auris das Doppelherz aus dem 2.500 Euro teureren Prius: einen 1,8-Liter-Benziner mit 99 PS, dem ein 60 kW starkes E-Triebwerk assistiert oder den Vollhybrid kraft seiner 207 Nm bis zu einem Tempo von 50 km/h und zwei Kilometer weit alleine motorisieren soll. Dazu braucht er die Energie der 202-Volt-Nickel-Metallhydrid-Batterie, die natürlich auch mit muss.
Toyota Auris Hybrid fährt wann immer möglich elektrisch
Die sperrige Maschinerie kommt im Toyota Auris Hybrid nicht so elegant unter wie im extra dafür entwickelten, 21,5 Zentimeter längeren Prius. Zwar bleibt das gute Raumangebot für die Passagiere erhalten, doch der Akku belagert den Kofferraum. Theoretisch verliert der nur 44 Liter Volumen, in der Praxis überfordert schon der Transport mehrerer Getränkekisten das zerklüftete Abteil. Es bleibt die einzige Einschränkung der Alltagstauglichkeit des Auris Hybrid im Test.
Während ein Toyota Prius seine Komplexität auch durch die Bedienung betont, verlangt der Auris Hybrid kaum Eingewöhnung. Von den Fahrmodi EV (nur E-Motor), Eco oder Power wählt man am besten Eco. Damit fährt der Toyota Auris Hybrid wann immer möglich elektrisch, dazu spricht der Antrieb als weitere Sparmaßnahme etwas träger an, aber nur unwesentlich träger als ohnehin schon. Und Power? Schwamm drüber.
Kleine Ortschaften passiert der Toyota Auris Hybrid emissionsfrei
Also Startknopf drücken, Wählstick auf D rücken und sacht Gas geben, dann surrt der Toyota Auris Hybrid im Test elektrisch los. Selbst im Eco-Modus genügt schon ein kleines Zucken des großes Zehs, damit sich der Benziner zuschaltet, doch zumindest im EV-Programm durchstromert der Toyota Auris Hybrid bei gut gefülltem Akku 30er-Zonen oder kleine Ortschaften emissionsfrei. Auch den Pendlerstau überbrückt er weitgehend elektrisch. Dann scheinen Aufwand und Kosten - der HSD liegt 2.600 Euro über dem vier PS schwächeren 1,6-Liter-Benziner - gerechtfertigt. Nicht so sicher ist man sich da auf Landstraßen und Autobahnen.
Verbrauch liegt über dem des Toyota Prius./strong>
Für ein Auto mit 136 PS Gesamtleistung beschleunigt der Toyota Auris Hybrid mit geringem Elan, aber hoher Geräuschentwicklung. Das verantwortet die Kombination aus dem Benzinmotor und stufenloser (CVT-)Automatik. Selbst bei zarter Beschleunigung fordert das Getriebe dem Motor hohe Drehzahlen ab, und die sind ziemlich genau das, was der raue Otto am wenigsten abkann.
Das ständige, CVT-typische Dröhnen und Heulen lässt sich selbst bei zurückhaltender Fahrweise spätestens auf hügeligen Landstraßen nicht mehr vermeiden. Auf denen treibt sich der sehr fahrsichere, aber kurvenmüde Toyota Auris Hybrid schon wegen der rückmeldungsarmen Lenkung nur ungerne rum. Stärker noch irritiert das synthetische Pedalgefühl der Bremse. Es gründet darin, dass der Hybrid zunächst über Rekuperation, erst bei stärkerem Druck mit den Scheibenbremsen verzögert.
Jetzt aber zum Wichtigsten, dem Verbrauch: Auf der Normrunde genügten dem Toyota Auris Hybrid 4,3, im Schnitt 6,1 Liter Super/100 km - macht 100 beziehungsweise 142 g CO2/km - und liegt jeweils 0,4 und 0,2 Liter über dem Toyota Prius. Und auf dem Niveau des VW Golf 1.6 TDI Blue Motion. Der brauchte auf der Normrunde vier, im Schnitt 5,3 L Diesel/100 km - umgerechnet 106 und 139 g/km. Maximal ein paar Gramm sind es also, die der Toyota Auris Hybrid seiner Konkurrenz voraus ist.