Toyota Celica im Test
Mit dem auffällig gestylten Celica zielt Toyota auf die Herzen der Liebhaber sportlicher Mittelklasse-Coupés. Hält die Technik, was die futuristische Hülle verspricht?
Aha, ein neues Ford-Coupé„, sagt ein Passant beim Anblick des neuen Toyota Celica mit seinen kantigen Formen und den an einen Ford Focus erinnernden, dreieckigen Scheinwerfern. Das zeigt, dass japanische Autobauer beim Modellwechsel weiterhin Revolution statt Evolution bevorzugen. Denn so scharf wie die Sicken auf der langen Motorhaube und die seitlich von den Spiegeln bis zu den Heckleuchten verlaufenden Kanten, so scharf ist auch der Schnitt zum Vorgänger. Toyota spricht bei der mittlerweile siebten Auflage des Toyota Celica innerhalb von rund 30 Jahren vom Sharp-Edge-Design und macht so auch mit der Bezeichnung Anleihen bei Fords New-Edge-Philosophie. Auch in den Grundabmessungen unterscheiden sich der alte und der neue Toyota Celica deutlich. Mit gut 4,33 Meter ist der Neue neun Zentimeter kürzer als sein Vorgänger.
Toyota Celica bietet viel Platz
Der Radstand wuchs um sechs Zentimeter auf 2,6 Meter, wovon das Innenraumangebot profitiert. Besonders deutlich fällt die Steigerung des Kofferraumvolumens auf nun 365 Liter aus (plus 82 Liter). Zusätzlich kann die Ladekapazität durch Umklappen der geteilten Rücksitzlehnen erweitert werden. Praktisch ist das Fach hinter den Lehnen, wo beispielsweise Milchtüten und Joghurtbecher sicher nach Hause gelangen, wenn gerade keine Einkaufstüte zur Hand ist. Störend sind aber die hohe Ladekante und die labberige Kofferraummatte. Einen aufgeräumten Eindruck vermittelt hingegen das Cockpit mit seinen gut ablesbaren Instrumenten und der nahezu perfekten Bedienbarkeit der im Toyota Celica S serienmäßigen Klimaautomatik. Für Vergessliche zeigt ein Hinweispfeil unter der Tankanzeige die Lage des Einfüllstutzens auf der linken Seite an. Kritik verdient allerdings, dass entweder nur einer der beiden Tageskilometerzähler oder der Gesamtkilometerstand im Display angezeigt wird.Insgesamt machen die im Innenraum verwendeten Materialien und deren Verarbeitung einen hochwertigen Eindruck, auch wenn die kühle Anmutung der metallisch schimmernden Mittelkonsole aus hartem Plastik nicht jedermanns Geschmack ist. Selbst auf holperigen Pisten knirscht und knarzt nichts.
Das spricht für ein solides und verwindungssteifes Blechkleid. Sehr gut gefallen Seitenhalt – besonders im Schulterbereich – und Position in den vorderen Schalensitzen. Die integrierten Kopfstützen reichen weit genug nach oben. Vermisst werden allerdings eine längere Sitzfläche und eine feinere Rasterung der Lehnenverstellung.
Weniger wohl fühlen sich die Mitreisenden in der zweiten Reihe. Bei gerade noch akzeptablem Knieraum wird die Luft über den Köpfen erwachsener Mitfahrer sehr dünn. Hier fordert die klassische, nach hinten stark abfallende Coupé-Kontur ihren Tribut. Außerdem sind Kopfstützen nicht einmal andeutungsweise vorhanden. Selbst wenn im Fond nie jemand mitfahren sollte, stört die fehlende Memory-Funktion der Vordersitze. Jedes Mal, wenn zum Ablegen von Jacke oder Aktentasche auf dem Rücksitz die Lehne nach vorn geklappt wird, muss nachher der Sitz neu eingestellt werden.
Im Sinne eines guten Fahrkomforts sollte die Zuladung von 415 Kilogramm ohnehin nicht voll ausgenutzt werden. Die Federung des mit vollem Tank ohne Fahrer nur 1150 Kilogramm leichten Toyota Celica stößt sonst an ihre Grenzen, und die Federn gehen auf welliger Fahrbahn häufig auf Block. Ganz im Gegensatz dazu verdient die Federung bei nur zwei Personen und kleinem Gepäck an Bord ein ausdrückliches Lob. Zwar straff, aber trotzdem sehr geschmeidig, bügelt sie kurze wie lange Wellen gleichermaßen glatt.
Auch der Abrollkomfort ist trotz der 16- Zoll-Bereifung mit 50er Querschnitt überraschend gut. Ebenso überzeugen die fahrdynamischen Qualitäten des Celica, woran die überaus präzise Lenkung einen hohen Anteil hat. Ohne Lenkkorrekturen folgt das Coupé auch bei forscher Gangart dem eingeschlagenen Kurs. Lediglich beim abrupten Gaswegnehmen in der Kurve muss der Lenkeinschlag leicht zurückgenommen werden, um das moderat nach außen drückende Heck zu parieren.
Eher auf mangelnden Nass- Grip der Yokohama-Reifen dürfte zurückzuführen sein, dass der Heckschwenk beim leichten Anbremsen in der Kurve auf feuchter Fahrbahn etwas heftiger ausfällt. Wird jedoch stark gebremst, bleibt der Celica auch bei Nässe in der Spur.
Ein erfreuliches Kapitel sind auch die Bremsen. In Wirksamkeit wie Standfestigkeit geben sie keinerlei Anlass zu Kritik. In der Reihe von zehn Vollbremsungen mit maximaler Zuladung sinken die erreichten Verzögerungen nie unter zehn m/s2.
Das gute Pedalgefühl und die exakte Dosierbarkeit runden das positive Bild der Bremsanlage ab. Schade nur, dass der einzige zur Zeit verfügbare Antrieb des Celica nicht ganz mit den sonstigen Qualitäten des Coupés mithalten kann. Zwar bietet der 1,8-Liter-Vierzylinder mit 143 PS und der variablen Ventilsteuerung (VVT-i) einen kraftvollen Antritt aus niedrigen Drehzahlen sowie eine gute Beschleunigung von null auf 100 km/h (8,5 s), aber sowohl die Dröhngeräusche ab 4000/min als auch die zähe Leistungsentfaltung im oberen Drehzahlbereich vermitteln wenig sportliches Flair. Zusätzlich dämpft die lange Übersetzung des serienmäßigen Sechsgang-Getriebes in der letzten Stufe das Temperament bei höheren Geschwindigkeiten. Wenn schon sechs Gänge zur Verfügung stehen, sollten diese bei einem Sport-Coupé weniger stark gespreizt werden.
Artgerechter sind da die knackig-kurzen Schaltwege, wenn auch die Gangwechsel einen gewissen Kraftaufwand erfordern. Angesichts der Motorleistung von 143 PS und der möglichen Fahrleistungen ist der Testverbrauch von 9,4 Liter/ 100 km akzeptabel. Dass bei zurückhaltendem Gasfuß Werte deutlich darunter möglich sind, zeigt die ökonomisch gefahrene auto motor und sport-Normrunde, die das Toyota-Coupé mit sieben Liter/100 km absolviert. Sportliche Gangart mit häufigem Ausdrehen der unteren Gänge kostet aber auch beim Celica Express-Zuschlag.
Letztlich überzeugt der formal gelungene und mit 43 900 Mark inklusive Leichtmetallfelgen und Klimaautomatik auch preislich attraktive Celica S als gutes Allround-Coupé. Mit einem reizvolleren Motor würde der neue Celica voll ins Schwarze treffen.