Tracktest Porsche Cayman
Porsche-Privatier Jürgen Alzen probt den Aufstand gegen die werksunterstützten Teams beim 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring. Mit dem auf dem Boxster basierenden Cayman will er die 911-Armada schlagen.
"Zur ersten Testfahrt wollte der Cayman partout nicht in den Transporter", erklärt Jürgen Alzen./span>, Chef des gleichnamigen Rennteams, die starken Geburtwehen, mit denen sich seine neueste Kreation scheinbar gegen ihre Fertigstellung wehrte. Mal war es eine lähmende Fehlfunktion des Displays, mal der Überlauftank. "Ich habe leicht geflucht", erinnert er sich.
Beim ersten Roll-out des Mittelmotor- Renners lief dagegen alles wie am Schnürchen. Fast alles. "Vom Schrauben her bereitete uns das Auto nur sehr wenig Arbeit", meint der Selfmade-Konstrukteur. Federn, Dämpfer, Stabilisatoren, Spur, Sturz, Fahrzeughöhe, sogar die Aerodynamik: Alles war für die ersten Meter so gut präpariert, dass weitere Änderungen den Cayman nur verschlimmbesserten. "Wir mussten wieder zurückbauen", sagt Alzen.
Mittelmotor mit Hitzeproblemen
"Die Mittelmotor-Bauweise hat vor allem einen Vorteil: Der Cayman ist weitaus weniger hecklastig als der 911", doziert der Westerwälder, der seit 1990 Porsche an den Start bringt. Die Gewichtsverteilung beträgt 48 zu 52 Prozent. Beim Heckmotor-911 ist das Verhältnis 40 zu 60.
Für den Einsatz im Renn-Cayman wurde der Sechszylinder-Boxermotor um 180 Grad gedreht. Nun hechelt er direkt hinter der Fahrgastzelle. Das Getriebe ist dahinter angeordnet. Ein Mangel an Kühlkanälen sorgte freilich für einen dräuenden Hitzestau. "Rund um das Getriebe wurde durch die Auspuffkrümmer alles extrem warm. Getriebeöl, Kupplung, Airbox."
Starker Leistungsverlust verdarb den zweiten Renneinsatz
Die angesaugte Luft erreichte die Brennräume anfangs mit derart hoher Temperatur, dass der Porsche besonders bei seinem zweiten Einsatz an einem warmen April-Wochenende unter starkem Leistungsverlust litt. Es fehlten über 70 PS. Dank keramisch beschichteter Hitzeschilde bekam Alzen dieses Problem in den Griff. Auch auf den serienmäßigen Wärmetauscher hat der 44-Jährige verzichtet. "Doch thermisch bleibt das Fahrzeug weiterhin grenzwertig."
Der Einstieg in das nur 1,29 Meter hohe Auto geht ohne Akrobatik über die Bühne. Das schützende Stahlkreuz hinter der Tür aus Kohlefaser stört kaum. Vor dem abnehmbaren Lenkrad hat der Fahrer das Motec-Display gut im Blick. Die Drehzahl wird linear auf einem Balken angezeigt, und spätestens bei 8.600 Umdrehungen pro Minute, wenn beide Schaltlampen zum Wechsel warnen, sollte der nächste Gang eingelegt sein.
Und man darf ruhig mit etwas höherer Drehzahl als 2.000/min aus der Box rollen. Der lange erste Gang, der als normaler Fahrgang genutzt wird, macht dies notwendig.
In freier Wildbahn indes schnurrt der Sechszylinder aus der Werkstatt des Allgäuer Boxer-Tüftlers Reinhold Schmirler direkt im Rücken des Fahrers so leicht und locker, dass von echter Lärmbelästigung oder gar schwieriger Fahrbarkeit nicht die Rede sein kann. Es ist erstaunlich, wie flink der 3,9-Liter Richtung Drehzahllimit hochschnellt und wie geschmeidig der Sechszylinder aus dem RSR sein bäriges Drehmoment entfaltet.
Mit dem Cayman hat Alzen noch wildere Dinge vor
Der 660 PS starke V10 aus dem Carrera GT soll zu einem späteren Zeitpunkt eingebaut werden. Platz gäbe es genug. Doch das Werk will den Plan auf verbandspolitischem Weg über den DMSB verbieten. Alzen. „Wie sagt man so schön? Muffensausen in Zuffenhausen.“ Der Cayman mit Carrera GT-Motor wäre wohl trotz 100 Kilogramm Mehrgewicht eine zu starke Konkurrenz für die Rennversion 997, für die das Werk über 300.000 Euro verlangt.
Konkurrenzfähig zum 24h-Rennen
"Ich will keine Extrawurst gebraten haben, sondern nur fair behandelt werden", fordert Alzen. Auch wenn das Cayman-Projekt ihn an die Grenzen seiner Leistungsfähigkeit getrieben hat, verfolgt Alzen sein Ziel: "Wir werden gemeinsam mit unseren Partnern beim 24-Stunden-Rennen ein konkurrenzfähiges Rennauto am Start haben."