VW Sharan 1.9 TDI im Test
Kann das gut gehen? Im VW Sharan TDI muss ein 1,9 Liter großer Dieselmotor mit nur 90 PS einen 1,8 Tonnen schweren Van ziehen.
Bei keinem anderen VW-Modell ist die Versuchung, zum TDI zu greifen, so groß wie beim Sharan. Denn der Mehrpreis gegenüber dem günstigsten Benziner beträgt nur 1650 Mark, und die Aussicht, einen Jumbo mit Spatzendurst bewegen zu können, dürfte verbrauchsorientierten Autofahrern runtergehen wie Öl. Aber der Sharan TDI geht nicht so geschmiert wie erwartet. Ein nüchterner Blick auf die Zahlen zeigt, warum.
90 PS Motorleistung stehen 1805 Kilogramm Leergewicht gegenüber; bei voller Beladung sind es sogar 2,3 Tonnen. Kein Wunder, daß die Fuhre nur schwer in Schwung kommt. Da helfen auch die beeindruckenden 202 Nm Drehmoment, die bereits bei 1900 Touren zur Verfügung stehen, nichts: Beim Anfahren und Beschleunigen aus niedrigen Drehzahlen entwickelt der dieselgetriebene Sharan. das Temperament einer Schildkröte im Winterschlaf. Die Fahrleistungswerte beweisen es. Von null auf Tempo 100 braucht der VW Van mit 19,6 Sekunden über zwei Sekunden länger als der gleich starke, aber 150 Kilogramm leichtere Peugeot 806 Turbodiesel, in der Beschleunigungselastizität – 80 auf 120 km/h im fünften Gang – sind es sogar rund sechs Sekunden mehr.
Auch die Laufkultur reißt einen nicht vom Sitz. Ausgerechnet in dem Drehzahlbereich zwischen 2500 und 4000/min, wo der Motor am energischsten zu Werke geht, neigt er zu lautem Dröhnen und heftigen Vibrationen, die sogar Frontscheibe und Innenspiegel erzittern lassen. Die Entschädigung kommt an der Tankstelle. Mit einem Testverbrauch von nur 8,2 L/100 km ist der Sharan. der sparsamste Van der Welt. Wer es gemächlich angehen läßt, kommt sogar mit sechseinhalb Litern über die Runden. Mehr als zehn Liter zu verbrauchen bedarf schon eines sehr hartnäckigen Bleifußes.
Der Eintritt in die Van-Sparklasse von VW kostet zwischen 44 500 Mark für das Grundmodell CL und 54 750 Mark für den noblen Carat. In der GLVersion beträgt er 48 500 Mark – genausoviel verlangt Chrysler für den nicht ganz so sparsamen, aber geräumigeren Voyager mit 2,5 Liter-Turbodiesel und 115 PS.