Leichte und niedrige Wohnmobil-Fahrgestelle

Fahrgestelle für Reisemobile unterscheiden sich oft von denen für den konventionellen Nutzfahrzeug-Einsatz. Üblicherweise sind sie besonders leicht und niedrig.
Man kann nicht über spezielle Chassis für Reisemobile sprechen, ohne gleichzeitig auch auf ein Merkmal einzugehen, das vielen "Massenmobilen" gemeinsam ist: den Vorderradantrieb. Diese Antriebsart hat für Reisemobile mehrere Vorteile. Sie wiegt in der Regel weniger als die entsprechende Hinterradantriebsvariante, und sie erlaubt niedrigere Aufbauten, was im Hinblick auf Querschnitt bzw. Verbrauch, Handlichkeit, und Wankverhalten beim Fahren wünschenswert ist.
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Der niedrige Aufbau ist realisierbar, weil beim Fronttriebler ohne Rücksicht auf eine Antriebs- bzw. Kardanwelle direkt hinter dem Fahrerhaus ein besonders tiefer Rahmen angeschraubt werden kann. Verbreitet, vor allem bei günstigeren Mobilen, ist der Original-Flachrahmen von Fiat, im Prinzip ein halbierter Leiterrahmen, der statt aus zwei nur aus einem U-Profil besteht und deshalb rund zehn Zentimeter niedriger ist. Camping Car Special nennt Fiat diese Ducato-Version mit der für Aufbauten vorteilhaften breiten Hinterachsspur. Die benötigte Steifigkeit des Komplettfahrzeugs entsteht hier durch eine Verklebung mit der Bodenplatte des Aufbaus.
Vorteile der Alko-Tiefrahmen-Chassis für den Ducato
Mit der Einführung dieser Fahrgestellvariante erfüllte Fiat 2006 beim Modellwechsel vom Typ 244 auf den X 250 einen Wunsch der Aufbauhersteller, den bis dahin nur Alko erfüllen konnte. Heute sind es vor allem noch höherwertige Fahrzeuge, die der Fahrwerksspezialist Alko mit speziellen Tiefrahmen ausrüstet. Deren Vorteil ist ein niedriges Gewicht. Zudem kann die Kröpfung, also der Grad der Tieferlegung, vom Aufbauhersteller nach Wunsch geordert werden. Ebenfalls weitgehend frei wählbar – anders als beim Original-Fiat-Rahmen – ist der Radstand, der so an die Gegebenheiten des Modell-Grundrisses angepasst werden kann.
Das ist beispielsweise dann nötig, wenn das Radhaus bestimmten Einrichtungselementen wie dem Bad im Weg steht. Außerdem sind so auch besonders lange oder schwere Reisemobile möglich. Letztere bedienen sich häufig der Alko-Tandem-Hinterachse und stemmen damit bis zu 5,5 Tonnen Gesamtgewicht.
Damit Alko-Chassis so tief bauen können, bedienen sie sich einer speziellen Hinterachskonstruktion. Statt Blattfedern übernehmen hier platzsparend im Achskörper untergebrachte Drehstäbe die Federung. Zudem sind die Räder, anders als bei der Fiat-Starrachse, einzeln aufgehängt, was in einem besseren Fahrverhalten resultiert.
Hybrid-Power für Wohnmobile?
Elektroantriebe sind wegen ihrer geringen Reichweite für Reisemobile eher ungeeignet. Hybride, Kombinationen aus Verbrennungs- und Elektromotor, leisten jedoch einen Beitrag zur Kraftstoffeinsparung und bieten in einigen Ländern (Skandinavien) finanzielle Vorteile bei Kauf und Steuern. 2019 stellte Alko eine Version seines Tiefrahmens mit elektrisch angetriebener Hinterachse vor; 2020 sollen erste Prototypen mit Reisemobilaufbau entstehen. Die Motorleistung von 90 kW kann bei Bedarf zugeschaltet werden, je nach Batteriekapazität kann man aber auch 50 bis 100 Kilometer rein elektrisch fahren.
Tipp
Das Fahrgestell ist üblicherweise weitgehend wartungsfrei. Regelmäßige Kontrollen auf Rost sind dennoch ratsam. Wer auf Nummer sicher gehen möchte, gönnt den Hohlräumen eine Versiegelung. Wer sich für ein höherwertiges Reisemobil entscheidet, erwirbt mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit ein Modell mit Alko-Tiefrahmen. Hier muss bei einigen Modellen beim jährlichen Service die Drehstabfederachse ganz klassisch mit der Fettpresse über eingeschraubte Schmiernippel abgeschmiert werden. Wird dies versäumt, können die Federstäbe brechen. Es gibt aber auch wartungsfreie Exemplare, deren Fettfüllungen auf rund 300.000 Kilometer ausgelegt sind.