Was tun gegen Diesel-Fahrverbot für Wohnmobile?

Die Bundesregierung macht den Weg frei für Nachrüstungen älterer Diesel. Viele Reisemobilisten könnten Fahrverboten damit entgehen. Wer ist betroffen? Wie ist der Stand der Dinge? Und was macht uns morgen mobil?

Jetzt steht also fest: Fahrverbote sind zulässig und könnten vor allem Fahrzeuge mit Dieselmotor und damit viele Reisemobile lokal ausgrenzen.

In Berlin gilt ab Februar 2019 in acht Straßen ein Fahrverbot für Dieselfahrzeuge bis einschließlich Abgasnorm Euro 5.

Die Euro-Normklasse ist im Zulassungsschein entweder explizit angegeben oder lässt sich über den Code im Feld 14.1 bestimmen.

Ein Schild aus Hamburg, das das Fahrverbot für Diesel bis Euro 5 anzeigt.

LÖSUNGSANSATZ 1: Nachrüstungen. HJS stattete diesen Ducato mit einem nachgerüsteten SCR-Kat aus. Messungen des ADAC belegten den deutlich niedrigeren Stickoxid-Ausstoß.

Wie steigen die Fahrkosten durch die Nachrüstung? Ad-Blue- und Diesel-Mehrverbrauch summieren sich zu 35 bzw. 58 Cent/100 km.

Die Hardware-Nachrüstung senkt den Stickoxid-Ausstoß der beiden Euro-5-Modelle um bis zu 50 % (VW T5) bzw. sogar 82 % (Fiat Ducato).

Das SCRT-System von HJS.

LÖSUNGSANSATZ 2: Hybrid-Technologie. Der Transit Custom PHEV ist der erste Transporter mit Plug-in-Hybrid. Seine Vorderräder werden elektrisch angetrieben. Der Range Extender schafft 500 km.

Ein Zusatzdisplay zeigt beim PHEV die elektrische Restreichweite an.

Bei 32 Ampere dauert eine komplette Vollladung drei Stunden.

LÖSUNGSANSATZ 3: Brennstoffzelle. Die Brennstoffzelle in dieser Sprinter-Studie kann sowohl den Motor als auch den Aufbau mit elektrischer Energie versorgen.

Die Betriebskosten von Fuel-Cell-Autos sind vergleichbar mit denen üblicher Verbrenner.

2,9 kg Wasserstoff fasst der optionale Zusatztank in der Heckgarage.

LÖSUNGSANSATZ 4: Elektromotor. Beispiel: VW E-Crafter, der seit September 2018 als Serienfahrzeug ausgeliefert wird. Leise, drehmomentstark und lokal ohne Schadstoffausstoß: VW hat den elektrischen 3,5-Tonnen-Transporter vor allem für den Lieferverkehr in der Stadt konzipiert.

Schnellladen pumpt den Akku in 45 Minuten zu 80 Prozent voll.

Der Fahrer ist stets informiert über Reichweite und Energieverbrauch.

Der Elektroantrieb findet im Motorraum des E-Crafter Platz. Sinnvoll sind vollelektrische Fahrzeuge im Stadtverkehr. Brauchbare Reichweiten erfordern jedoch große, schwere Batterien. Deren Versorgung mit Strom wird erst dann nachhaltig, wenn die Energie regenerativ erzeugt wird.

LÖSUNGSANSATZ 4: Erdgas für den Antrieb. Fiat hat den Ducato bereits seit 2015 als Erdgas Transporter im Programm.

Der Erdgas-Ducato leistet 136 PS, hat 350 Nm Drehmoment. Bis zu fünf Tanks speichern 36 Kilo Brennstoff. Mehrgewicht: ca. 300 Kilogramm.

Seit 2015 erhältlich: der Natural Power-Ducato mit Erdgas-Motor.

Einfüllstutzen für den 15-Liter-Benzintank und das europaweit genormte Erdgasventil. Hier wird das Gas mit 200 bar Druck getankt.

Der Iveco Daily NP im Test: Trotz blauer Kriegsbemalung fühlt sich das Fahren eigentlich ganz normal an. Ähnlich stämmig wie der nominell gleich starke 2,3-Liter-Dieselmotor schiebt auch das Erdgas-Aggregat – bei Iveco „NP“ (Natural Power) genannt – den 3,5 Tonnen schweren Kastenwagen an.

Eine Füllstandsanzeige für den Benzintank gibt es nicht, nur eine Warnmeldung, wenn der Pegel auf weniger als die Hälfte sinkt. Eine App hilft die nächstgelegene Erdgas- bzw. CNG-Tankstelle – unter rund 1000 in Deutschland – zu finden.

Fast wie in der Formel 1: Erdgas-Füllrohr mit den zwei Schläuchen auf den Tankstutzen setzen, verriegeln und Startknopf drücken.

Der Erdgas-Daily kann mit einem vergleichbaren Diesel gut mithalten und erfordert im Alltag kaum Kompromisse – zumindest in Ländern mit gutem Tankstellennetz. Der Aufpreis ist zwar happig, dafür tankt man günstig.

Alter Bekannter: Der Drei-Liter-Motorblock entspricht den Diesel-Varianten. Doch das NP-Aggregat arbeitet nach dem Otto-Prinzip.

Gewichtige Reserve: Die Gastanks am Wagenboden bringen 250 Extra-Kilos. Vor längeren Standzeiten soll man die Tanks entleeren.

Blue-Power: Kühlergrill, Alufelgen, Lederlenkradnähte und Armaturenbrett – der blaue Look macht klar: Das ist ein besonderer Daily.

KOSTENFRAGE: Die Gesamtkosten eines rein elektrisch angetriebenen Mobils werden in den kommenden Jahren zwar stark fallen, Modelle mit Verbrennungsmotor bleiben aber trotzdem noch lange preiswerter

Ob die blaue Plakette für besonders schadstoffarme Fahrzeuge kommt, ist umstritten.

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