Seltenes Cabrio mit 582-PS-V8 für 300 km/h
RM Sotheby's versteigert 1 von 80 Mercedes CLK DTM AMG Cabrio. Der Breitbau-C209 gehört noch heute zu den schnellsten Viersitzer-Cabrios.
In Mailand kommt am 25. Mai 2025 ein Mercedes CLK DTM AMG Cabriolet unter den Hammer, das auch heute noch zu den ganz schnellen Raritäten mit Stern gehört. Aus der braven Basis, dem CLK mit dem internen Entwicklungscode 209, entstand in Affalterbach Anfang der 2000er ein böser Benz mit breiten Radläufen und V8-Kompressor.
Eine breite Carbontheke auf dem rundlichen Heckdeckel sorgt für Anpressdruck auf der Hinterachse, die den bei 582 PS, 800 Nm und 300 km/h Spitze gut gebrauchen kann. Mit diesen Motor- und Fahrleistungen sowie vier Carbon-Sitzschalen gehört der CLK DTM AMG auch heute noch zu den schnellsten Cabrios, die man kaufen kann. Alcantara, Cabron und blankes Metall sorgen für optische und haptische Nähe zum Motorsport.
Schätzpreis: 375.000 bis 425.000 Euro
RM Sotheby's schätzt den Wert des obsidianschwarzen Wagens auf 375.000 bis 425.000 Euro. Das Auto wurde 2006 für den deutschen Markt gebaut, hat laut Auktionshaus seither 71.670 Kilometer zurückgelegt und regelmäßige Wartungen bei Vertragswerkstätten oder AMG-Spezialisten erhalten.
Mindestens so speziell wie der zweisitzige Sportwagen selbst war der Anlass für seine Produktion: Im Jahr 2003 gewann Mercedes neun von zehn Rennen der Deutschen Tourenwagen-Meisterschaft. Zur Feier der legendären Saison legten die Schwaben – abgeleitet vom DTM-Siegerauto auf Basis des CLK 55 AMG – eine Sonderserie auf. Was dabei heraus kam? Ein Rennwagen für die öffentliche Straße, der allein schon durch sein Erscheinungsbild an ein erbarmungsloses Raubtier erinnert und aussieht, als käme er direkt aus der Boxengasse: der Mercedes CLK DTM AMG.
Mercedes für Motorsport-Stars
Um Entwicklung und Bau des Super-CLK kümmerte sich die AMG-Rennsportabteilung HWA, den Vertrieb übernahmen die Affalterbacher selbst. Jeweils mit Erfolg: Bereits nach wenigen Wochen waren die geplanten 100 Exemplare verkauft – unter anderem an Motorsport-Größen wie Juan Pablo Montoya, Mika Hakkinen, Kimi Räikkönen und Jenson Button.
AMG ritt die Euphorie-Welle, schob direkt noch eine Version des Renners hinterher. Stoffverdeck draufgepackt, Rückbank im Fond platziert, Produktion auf 80 Stück limitiert, und fertig war die nächste Rarität: eines der schnellsten viersitzigen Cabriolets überhaupt. Da störte es auch nicht, dass DTM-Bezug und offenes Verdeck eigentlich null zusammenpassten.
Neupreis 277.820 Euro
Für die offene Variante blätterten Kunden sogar 277.820 Euro hin – rund 40.000 Euro mehr als das Coupé kostete. Die meisten Exemplare kamen in Schwarz oder Silber. Nur fünf der Cabrios fielen durch die Lackierung Feueropal besonders auf.
Einen dieser seltenen CLK DTM AMG in Rot hat RM Sotheby's 2021 bei einer Auktion in Paris zum Kauf angeboten. Dieser 2007 gebaute CLK DTM AMG kam mit königlicher Vergangenheit zur Versteigerung. Nach der Auslieferung im Jahr 2006 wurde er zu einem offiziellen Mercedes-Benz-Händler nach Dubai verschifft.
Der erste private Besitzer: laut Auktionshaus ein Mitglied der königlichen Familie im Emirat Schardscha. Anschließend übernahm ein Scheich aus Abu-Dhabi das Auto, ehe der Wagen bei der bahrainischen Königsfamilie landete. Danach kam er zurück in die Vereinigten Arabischen Emirate. Gut 15 Jahre nach der Auslieferung ging's zur Auktion nach Paris – mit gerade mal 15.178 Kilometern auf der Anzeige und kontinuierlich von Mercedes-Händlern gepflegtem Scheckheft. Das Auto wurde zum Schätzpreis von 200.000 bis 230.000 Euro nicht verkauft.
Rennoptik mit Ansage
Dabei tritt der CLK DTM AMG auch mit dezenter Farbgebung regelrecht kess aus der Masse hervor. Die überbreiten Kotflügel vermitteln ebenso wenig Understatement wie die mächtigen Lufteinlässe an der Frontschürze. Gleiches gilt für den Kohlefaser-Heckflügel, der ab Tempo 200 zwölf Kilo Abtrieb generiert. Filigrane Leichtmetallräder (19 Zoll vorne, 20 Zoll hinten) lechzen nach Aufmerksamkeit und sorgen für stattlichen Bling-Bling-Effekt. Der Karbon-Diffusor an der Heckschürze sowie zwei ovale Auspuff-Endrohre mit respekteinflößenden Durchmessern steuern ihr übriges bei.
Auch im Interieur trägt der Wagen seine aggressiven Gene stolz zur Schau: Schalensitze, teils mit Alcantara und teils mit Leder bezogen, garantieren festen Kurvenhalt. Weiß hinterlegte Tacho-Instrumente liefern zusätzliches Rennsport-Feeling, ebenso die Karbon-Auskleidungen an allen Ecken und Enden. Ein optischer Effekthascher also?
Im CLK DTM AMG performt ein modifizierter V8
Von wegen. Unter der Haube brüllt ein gewaltiger 5,5-Liter-V8-Kompressor-Motor – genauer gesagt, der aus etlichen AMG-Modellen bekannte M 113 E 55 ML. HWA nahm jedoch Änderungen am Kurbelgehäuse, an den Kolben und am Ventiltrieb vor. Außerdem modifizierten die Entwickler Kühlung, Ansaugtrakt, Aufladung und Abgasanlage.
582 PS und 800 Newtonmeter machen das Auto zu einem heckgetriebenen Ungetüm, das den Standardsprint in vier Sekunden absolviert. Während das Coupé bis 320 km/h rennt, regelt die Cabrio-Version bei 300 km/h elektronisch ab. Damit gehört es noch heute zu den schnellsten Viersitzer-Cabrios der Welt. Die Kraftübertragung erfolgt über eine Fünfgang-Automatik, deren Stufen alternativ an Lenkrad-Schaltwippen manuell sortiert werden können.
Tracktaugliche Dynamik-Features
Damit das Kraftpaket seinem Vorbild aus der DTM auch in puncto Handling würdig ist, verbaute HWA ein höhenverstellbares Gewindefahrwerk, optimierte an der Hinterachse sowohl Federlenker als auch Radträger und verstärkte die Antriebswellen. Ein Lamellen-Sperrdifferential wahrt bei Traktionsproblemen die Kontrolle. Wenn die Hochleistungs-Verbundbremsanlage ihre Anker wirft, beißen vorne Sechskolben- und hinten Vierkolben-Festsättel zu. Beim Sportauto-Supertest im Jahr 2005 jagte die Coupé-Version in 7.54 Minuten über die Nordschleife.