Facebook bald mit Filter für feuchtfröhliche Fotos?
Alptraum oder Traum: Facebook wird womöglich in absehbarer Zeit erkennen können, ob User auf Foto-Aufnahmen betrunken sind - und vor einer Veröffentlichung warnen. Das hat Facebooks Mastermind für künstliche Intelligenz, Yann LeCun, in einem Interview erklärt.
Im digitalen Zeitalter treibt die private Party-Fotografie bisweilen unangenehme Blüten: So mancher besoffene Fehltritt wird mit der Handycam dokumentiert und flugs auf Facebook verbreitet. Derlei Problemen will das soziale Netzwerk offenbar in absehbarer Zeit einen Riegel vorschieben - oder zumindest eine kleine Sicherheitshürde schaffen. Einem Bericht der Webseite "Wired" zufolge arbeitet der Online-Gigant an einem Filter, der die Gesichter Betrunkener erkennt und den Hochladenden vor der Veröffentlichung warnt.
Der Mastermind in Facebooks Labor für künstliche Intelligenz, Yann LeCun (54), erklärte der Seite, ein "künstlicher Assistent" solle den Usern im übertragenen Sinne auf die Schulter klopfen und fragen: "Uh, das hier wird öffentlich gepostet. Bist du sicher, dass Dein Boss und Deine Mutter das sehen sollten?" Facebook ist bereits heute in der Lage, Gesichter von Usern wiederzuerkennen und so etwa Vorschläge für Verlinkungen auf Fotos zu machen.
So hilfreich das neue Tool theoretisch sein könnte, so klar ist auch, dass es erneut heftige Datenschutz-Kontroversen hervorrufen dürfte: Viele User dürften weder erfreut sein, wenn das soziale Netzwerk regelmäßig über ihren aktuellen Alkoholpegel im Bilde ist, noch wenn eine digitale Sicherheitsstufe ihnen gute Ratschläge angedeihen lässt. LeCun sieht das offenbar weniger kritisch. So könne der "Assistent" auch davor warnen, wenn Fremde (heikle) Fotos eines Users posteten.
Auch wenn der Vorschlag nicht völlig utopisch scheint: Einen Zeithorizont für die Einführung nannte LeCun nicht. Er machte in dem Gespräch mit "Wired" allerdings klar, dass er große Pläne für die Verknüpfung Facebooks mit künstlicher Intelligenz hat. So können langfristig noch weit mehr als nur Fotos von dem "digitalen Assistenten" analysiert werden. "Man braucht eine Maschine, um Inhalt und Menschen wirklich zu verstehen und alle diese Daten zu verwalten", sagte er.
Die Computerwissenschafts-Koryphäe LeCun ist Direktor von Facebooks Labor für künstliche Intelligenz. Der 54-Jährige hatte den Posten vor fast genau einem Jahr angetreten.