Erstellung eines lokalen Kontos für Windows 10 leicht gemacht
Ginge es nach Microsoft, sollten sich alle Nutzer mit Ihrem Microsoft-Konto anmelden. Alternativ ist aber auch ein lokales Konto möglich. Wie das geht, zeigen wir Ihnen hier.
Wenn Sie Ihren Windows-PC zurücksetzen möchten, um künftig ein lokales Konto zu nutzen, sollten Sie zuerst eine Aktualisierung Ihres Rechners mit dem Windows-10-Update vom Mai 2019 durchführen.
Wir gingen bislang davon aus, dass nach dem Oktober-2018-Update kein lokales Konto mehr existiert. Dem ist zum Glück nicht so. Dennoch: Die sogenannte Out-of-the-Box Experience (OOBE) dieser Version scheint kein lokales Konto zuzulassen. Wir entdeckten aber zwei Möglichkeiten, bei denen Sie sich nach Belieben einloggen können.
Was hat Microsoft mit dem lokalen Windows-10-Konto gemacht?
Der Windows-Hersteller Microsoft hatte Änderungen in der OOBE, also der Out-of-the-Box Experience vorgenommen. Damit werden Sie beim Erhalt eines neuen PCs und beim Zurücksetzen zwecks Leistungsverbesserung konfrontiert. Im Creators Update 2017 wurde der neue Cortana gesteuerte OOBE von Microsoft implementiert.
Traditionell konnten Sie beim Einrichten von Windows 10 zwischen zwei Optionen wählen: Entweder ein lokales Konto mit Bindung an einzelnes Gerät oder ein cloudbasiertes Microsoft-Konto.
Microsoft hat Sie in den zurückliegenden Jahren stets zur Erstellung eines Microsoft-Kontos motiviert. Dennoch konnten Sie alternativ immer auch ein lokales Konto einrichten. Seit dem Oktober 2018 Update scheint diese Möglichkeit nicht mehr zu existieren. Microsoft bedrängt Sie, den PC mit dem Internet zu verbinden. Sie werden aber nicht darüber informiert, dass danach keine Option für ein lokales Konto mehr angezeigt wird.
Mit dem Mai 2019 Update wird das durch Microsoft offenbar nicht mehr so stringent gehandhabt. Aber nur wenige Nutzer kamen in den Genuss dieser Lockerung. Diese Einschätzung geht auf das Cross-Promotion-Netzwerk AdDuplex zurück, das mit der Versionierung befasst ist. Nach Angaben des Werbenetzwerks verharrten rund 30 Prozent der Windows-Benutzer beim Stand des auch als 1809 bekannten Oktober Updates 2018.
Worin unterscheidet sich ein lokales von einem Microsoft-Konto?
Vor dem Zurückschicken von Testgeräten an die Hersteller, setzen wir PCs in der Regel zurück. Wir erhalten die PCs meistens in einem Review-Status. Ein lokales beziehungsweise "offline"-Konto ist hierbei bereits aktiviert.
Dies ist eine Maßnahme der PC-Hersteller, damit Nutzer den PC nicht mit Anwendungen aus dem Windows-Store und anderen Diensten überfrachten müssen, wenn sie das nicht wollen. So bleibt der PC für Testzwecke sozusagen "unberührt". Andere Anhänger von lokalen Konten möchten pro Gerät nur ein Passwort verwenden und sich nicht mit den Diensten von Microsoft befassen. Ein Beispiel hierfür liefert Gordon Mah Ung, einer meiner Kollegen. Als er einen neuen Rechner für Tests von PC-Komponenten einrichtete, stellte er fest, dass die Einrichtung eines lokalen Kontos nicht mehr angeboten wird.
Microsoft scheint offenbar der Ansicht zu sein, dass ein Microsoft-Konto die beste Option für den Nutzer darstellt. Dadurch kann er seine Einstellungen, sein Passwort und seine Dateien einfach in der Cloud speichern und bei Bedarf auf neue Geräte übertragen. Xbox Live und andere Abonnements lassen sich über das Konto verwalten und auf verschiedene Microsoft-Dienste zugreifen. Die Entscheidung dafür, sollte allerdings beim Nutzer liegen.
Wo ist in der Windows 10 Version 1809 die Option "Lokales Konto" geblieben?
Wir sind bei einem mit dem Oktober 2018 Update 1809 ausgestatteten PC erstmals auf das Problem gestoßen. Ähnliche Erfahrungen machten wir auch auf zwei anderen Maschinen verschiedener Hersteller.
Beim Einrichten der Version 1809 von Windows 10 werden Sie von Cortana zunächst wie immer nach Ihren Präferenzen für Sprache und Tastatur gefragt. Einige Bildschirm-Seiten weiter fordert man Sie auf, eine Verbindung zwischen Ihrem PC und einem lokalen Netzwerk herzustellen. Sofern Ihr Rechner bereits über ein Ethernet-Kabel mit dem LAN verbunden ist, bekommen Sie diesen Screen wahrscheinlich gar nicht zu sehen. Bei Nutzung eines WiFi-fähigen Notebooks fordert Windows 10 Sie auf, es mit einem lokalen Netzwerk zu verbinden.
Achtung: An dieser Stelle kann es schnell passieren, dass hier die Bindung an ein Microsoft-Konto erfolgt.
Angenommen Sie haben gerade wenig Zeit und wollen die Verbindung mit einem WiFi-Konto erst zu einem späteren Zeitpunkt herstellen. Windows gibt Ihnen nun auf dem Bildschirm hilfreiche Hinweise, wie Sie sich sofort verbinden können. Dadurch sollen Sie später Zeit sparen. Wenn Sie dieses Argument überzeugen sollte, dann können Sie sich jetzt verbinden. Ist das einmal geschehen, sind Sie eine Verpflichtung zur Anmeldung mit einem Microsoft-Konto eingegangen.
Der darauffolgende Bildschirm zeigt Ihnen etwas Neues an: "Anmelden bei Microsoft". Neben "Konto erstellen" ist es die einzige Option. Eine Option für ein lokales Konto suchen Sie jetzt vergeblich. Sie existiert einfach nicht mehr. Auch ein Zurück zum vorherigen Bildschirm ist jetzt nicht mehr möglich. Beim Versuch zurückzukehren, lädt Windows die gleiche Seite neu. Sogar frühere Tricks zur Erzwingung eines lokalen Kontos wie das Eingeben einer unsinnigen Mailadresse, funktioniert jetzt nicht mehr.
Wenn Sie auf "Weiter" klicken, werden Sie auch nicht schlauer. Man versucht Sie lediglich von den Vorteilen zu überzeugen, die Ihnen ein Microsoft-Konto bringt. Neben OneDrive-Speicherplatz zählen Office-Produktivitäts-Apps und einiges mehr dazu. Wenn Sie mit diesem PC ein lokales Konto verwenden möchten, gibt es nur eine einzige Möglichkeit: Sie müssen sich zuerst mit einem Microsoft-Konto anmelden.
Um die Erstellung eines Microsoft-Kontos beziehungsweise einer Anmeldung mit einem Microsoft-Konto kommen Sie jetzt nicht mehr herum. Egal wie - Sie landen immer wieder auf der Anmeldeseite für Konten von Microsoft.
Verwenden Sie den Router-Trick, um sich bei einem lokalen Konto anzumelden.
Hier gibt es zwei nicht offensichtliche Auswege
Mit dem ersten Weg entscheiden Sie sich "offiziell" dazu, kein Microsoft-Konto einzurichten. Wenn Sie die WiFi-Anmeldeseite erreichen, überspringen Sie diese einfach. Sie landen dann auf einer Seite, auf der Cortana Ihnen die Vorteile eines Microsoft-Kontos schmackhaft zu machen versucht. Das stärkste Argument der Microsoft-Sprachassistentin ist die künftige Zeitersparnis bei Nutzung eines solchen Kontos. Wenn Sie sich davon nicht beeindrucken lassen und stattdessen auf "Nein" klicken, erreichen Sie die Seite mit dem lokalen Konto. Hierauf werden Sie allerdings nirgends ausdrücklich hingewiesen. Das ist zwar knapp, aber weniger heimtückisch als beim "Click the X"-Debakel von Microsofts 2016er.
Sollten Sie allerdings in die Falle von Microsoft geraten sein, ist das kein Grund zum Verzweifeln. Deaktivieren Sie einfach die Internetverbindung Ihres PCs, wenn Sie bei "Mit Microsoft anmelden" festhängen. Indem Sie das Ethernetkabel abziehen, den Router trennen oder das WiFi Ihres Notebooks über "Flugzeugmodus" ausschalten, behindern Sie Windows beim Versuch, eine Internetverbindung herzustellen.
Zum wiederholten Male versuchte ich, ein Konto für Windows zu erstellen. Das schlug dann allerdings fehl. Genauso hatte ich mir das vorgestellt.
Der OOBE soll erkennen, dass keine Verbindung mit dem Internet möglich ist und deshalb aufgibt. Er soll die Seite für die Anmeldung für ein lokales Konto anzeigen. Nachdem ich das Ganze mehrmals durchlief, waren meine Bemühungen von Erfolg gekrönt. Der Zurück-Pfeil führt nicht wie ehedem zur Anmeldeseite für das Microsoft-Konto, sondern zur gewünschten Option, bei der ein lokales Konto erstellt werden kann. Geschafft.
Mit der Version 1903 ging es noch leichter
Das als Version 1903 veröffentlichte Mai 2019 Update war lokalen Konten gegenüber toleranter. Anstatt den Bildschirm für die Netzwerkkonfiguration nur zu "überspringen", konnte der Nutzer auf "Ich habe kein Internet" klicken. Ein Hinweis darauf, dass es weiterhin möglich ist, eine Anmeldung bei einem Microsoft-Konto vorzunehmen, fehlte dennoch nicht.
Falls Sie die Entscheidung getroffen hatten, abzulehnen und nur ein begrenztes Setup durchzuführen, konnten Sie unmittelbar mit der Einrichtung eines lokalen Kontos fortfahren.
Damit nicht genug: Anstatt die Option für ein lokales Konto zu verstecken, war sie ständig auf dem Bildschirm mit dem Microsoft-Konto angezeigt. Unten links in der Ecke war die Option lokales Konto beziehungsweise "Offline-Konto" dauerhaft zu sehen. So hatten wir uns das vorgestellt.
Lästige Änderungen
Von Zeit zu Zeit ändert Microsoft kleine Elemente von Windows. So, wie beim A/B-Test. Hier können einige Nutzer diverse Funktionen testen, andere hingegen nicht. In Insiderprogrammen von Windows 10 ist das nicht ungewöhnlich. Hinzu kommt, dass PC-Hersteller ihre eigenen Builds von Windows 10 optimieren. Windows-10-Erfahrungen können daher recht unterschiedlich sein, je nach installierter Windows-10-Version, Hersteller und Benutzer.
Noch immer befinden sich viele Nutzer auf Update-Stand Oktober 2018 oder arbeiten mit noch älteren Versionen. Wenn Sie ein lokales Konto favorisieren, empfehlen wir die Aktualisierung auf das Update vom Mai 2019.
Behalten Sie immer im Hinterkopf, dass Microsoft für Windows 10 die Zielmarke von einer Milliarde Nutzern anstrebt. Mit seinem Abonnement-Modell und seinen Diensten verdient Microsoft sein Geld. Über ein Microsoft-Konto ist es am einfachsten Nutzer in diese Services zu "locken". Vor dem Hintergrund erscheint es logisch, dass Microsoft ständig versucht, Ihnen das Microsoft-Konto schmackhaft zu machen.