Wie Social Media Langeweile verstärkt - und wozu sie gut ist
Digitales Dilemma: Häufiges Switchen vergrößert Langeweile
Smartphones und das Internet haben die Art und Weise, wie wir uns die Zeit vertreiben, drastisch verändert. Ständig griffbereit, suggerieren sie eine unendliche Quelle der Unterhaltung – speziell durch Social-Media-Videos. Doch paradoxerweise könnte gerade die flüchtige Auseinandersetzung mit digitalen Inhalten, das sogenannte "digitale Switchen", das Gefühl von Langeweile verstärken und Unzufriedenheit auslösen. Dies legt eine neue Studie der Universität Toronto dar, die kürzlich im "Journal of Experimental Psychology: General" erschienen ist.
Bei zwei Experimenten mit insgesamt ca. 1.200 Teilnehmern wurde untersucht, wie sich verschiedene Arten des Medienkonsums auf die Langeweile auswirken. Im ersten Versuch mussten die Probanden ein zehnminütiges Video am Stück anschauen, während im zweiten Versuch die Möglichkeit bestand, innerhalb eines längeren Videos vor- und zurückzuspulen. Das Fazit hieraus: Videos am Stück anzusehen, wurde als angenehmer und erfüllender empfunden.
"Langeweile ist eng mit unserer Aufmerksamkeit verknüpft", erklärt die Psychologin Katy Tam, Mitverfasserin der Studie. Sie verdeutlicht, dass das stetige Wechseln zwischen verschiedenen Inhalten unsere Aufmerksamkeit fragmentiert und dadurch das Empfinden von Langeweile intensiviert. Statt zu einer Zerstreuung von Langeweile zu führen, führt das häufige Wechseln zu einer Zunahme des Gefühls der Leere und des Unbehagens. "Man findet eher Freude an digitalen Inhalten, indem man in ein Video oder einen Artikel eintaucht, nicht indem man kontinuierlich switcht", betonen die Autoren der Studie.
Tam rät daher dazu, sich bewusst auf einen Inhalt zu fokussieren und das Switchen einzuschränken: "So wie ein intensives Kinoerlebnis seinen Preis hat, kann das tiefe Eintauchen in Online-Videos zu mehr Vergnügen führen als ein oberflächliches Durchzappen", fügt sie aus ihrer jahrelangen Forschungserfahrung hinzu.
Der Wert der Langeweile
Doch Langeweile ist nicht ausschließlich negativ zu betrachten, meint Medienpsychologin Pamela Rutledge im Gespräch mit CNN. Sie sieht in Langeweile ein Signal, das Impulse zur Selbstreflexion und Motivation geben kann. Es ist die Gelegenheit, das eigene Tun zu hinterfragen und nach sinnstiftenderen und erfüllenderen Alternativen Ausschau zu halten.
Laut Rutledge ist gelegentlicher Medienkonsum zur Entspannung kein Problem, wichtig sei jedoch, auf Veränderungen der eigenen Stimmung zu achten. In der Regel trage eine Aktivität, die persönliche Fähigkeiten herausfordert, mehr zum Wohlbefinden bei als eine, die lediglich der bloßen Beschäftigung dient.