Übertreiben Sie es nicht mit dem Sport, sonst wissen Sie irgendwann nicht mehr, warum
Zehn Beweise, dass die richtige Dosis Sport schlau macht – und zehn Beweise, dass falsch betriebener Sport dumm macht.
NEIN
Zehn Gründe dafür, dass Sport schlau machen kann:
1. Den Herzschlag durch Bewegung zu erhöhen ist das Beste,
was Sie für Ihr Gehirn tun können. Mit dem Puls steigt die
Kerntemperatur im Kopf und seine Sauerstoff-Versorgung. Beide
Faktoren beschleunigen alle chemischen Prozesse im Gehirn – ob Sie
sich bei Ihrem neuen Chef oder Laetitia Casta in Strapsen
vorstellen.
2. Sport ist das beste Mittel gegen Stress. Dafür gibt es
biochemische und (viel einfacher) psychologische Gründe:
Körperliches Training, so Studien-Ergebnisse, erinnere das Gehirn
an unbeschwerten Spielspaß in der Kindheit, befreie es so aus der
Tretmühle der Verpflichtungen.
3. Besonders Bewegung im aeroben Belastungsbereich (also
alle Übungen, die Sie gleichmäßig 30 Minuten durchhalten können)
setzt körpereigene Morphine, sogenannte Endorphine, frei. Sie heben
die Laune und beruhigen. Ideal gegen Lampenfieber, Durchhänger,
Beziehungsstress.
4. Regelmäßiger Sport ist eine kluge, erfolgversprechende
Vorsorge für viele schwere Krankheiten. Die enorme
Prophylaxe-Wirkung bei Herzinfarkt und Schlaganfall ist inzwischen
hinlänglich bekannt. Doch Forscher an der Universitätsklinik in
Cleveland/Ohio haben auch einen Zusammenhang zwischen regelmäßiger
körperlicher Bewegung und dem Schutzeffekt vor einer der
grausamsten Krankheiten unserer Zeit nachweisen können: Sport
bremst Alzheimer.
5. Sportler können sich mehr merken als Nicht-Sportler. Die
Erklärung: Wie gut das Gedächtnis funktioniert, entscheidet
sich an der Schnittstelle zwischen Kurzzeit- und
Langzeitgedächtnis. Die Übertragung zwischen beiden Speichern
besorgen vornehmlich die Neurotransmitter Epinephrin und
Norepinephrin. Bei physischer Belastung werden diese beiden
Botenstoffe im Körper vermehrt freigesetzt, anschließend klappt die
Übermittlung zwischen den beiden Gedächtnisspeichern ganz einfach
besser.
6. Sport verschafft den großen Überblick. Denn die
körperliche Bewegung regt die Serotonin-Produktion an. Serotonin
ist ein "Chef-Hormon“: Es geht meist einher mit der Fähigkeit,
Abstand zu gewinnen und den Überblick zu behalten.
7. Sportler sind die besseren Liebhaber. Vorausgesetzt, sie
betreiben einen Wettkampfsport und gewinnen dabei. Denn dann
schüttet der Körper vermehrt Testosteron aus – das Hormon, das
unsere Libido steuert. Eine Erhöhung um 1,3 Picogramm pro
Milliliter heißt: pro Woche einmal öfter.
8. Die vermehrte Endorphin-Produktion gilt außerdem als
Grund dafür, warum Sport als ideales Mittel gegen Depressionen und
Angstzustände angesehen wird. Die größten Erfolge, so das
übereinstimmende Fazit diverser Studien, stellen sich nach einer
Dosis von drei- bis viermal wöchentlich 35 Minuten mäßiger
Belastung ein. Und mäßig bedeutet in diesem Fall: schwitzen ja,
hecheln nein.
9. Sport macht kreativ. Eine Studie stellte bessere
Kreativitäts- und Stimmungswerte fest, wenn die Probanden Sport
absolviert hatten. Die videoguckende Kontrollgruppe war schlechter
gelaunt und konnte weniger Aufgaben lösen.
10. Sport vermehrt die Gehirnzellen. Zumindest war das so
bei den Labormäusen des kalifornischen Salk Institute für
biologische Studien in Lajolla, die regelmäßig auf ein Laufrad
stiegen. Ihre Gehirne wuchsen signifikant gegenüber denen der
Kontrollgruppe der fernsehenden, internetsurfenden und inaktiven
Mäuse. Zwar ist noch nicht klar, ob die Ergebnisse eins zu eins auf
den Menschen übertragbar sind. Der Forschungsleiter berichtet
allerdings, dass seit dem Bekanntwerden der Ergebnisse deutlich
mehr Mitarbeiter morgens joggen würden.
JA
Zehn Gründe dafür, dass Sport tatsächlich dumm machen kann:
1. Die verbesserten Gehirnfunktionen nützen Sportlern mit
sehr
hohem Trainingsaufwand gar nichts – weil sie nämlich nur
Sport, Sport, Sport, Sport, Sport im Kopf haben und sich nicht
genügend Muße für die anderen schönen Dinge des Lebens gönnen. Da
soll es doch tatsächlich Sportsleute geben, die wissen gar nicht,
dass Laetitia Casta ein erotisches Top-Model ist. Ganz schön dumm!
2. Sport kann zusätzlichen Stress verursachen. Forscher
berichten von Läufern mit zwangsneurotischem Perfektionsdrang, die
exakt die Vorgaben ihres Trainingsplans erfüllen müssen, um sich
zufrieden zu fühlen. Dieser Zwang führe zu einem chronischen
Low-Level-Stress, der sich noch steigere, wenn aus irgendeinem
Grund die Vorgaben nicht eingehalten werden können.
3. Wenn Sie Ihr Training nicht rechtzeitig abbrechen, werden
Sie einen gravierenden Nachteil der Endorphine kennenlernen: Sie
erhöhen nämlich die Schmerzschwelle, schalten also ein natürliches
Warnzeichen des Körpers vor Überbelastungsschäden aus. Deshalb ist
es keine große Kunst, einen Marathon mit einem Ermüdungsbruch zu
laufen – allerdings eine große Dummheit.
4. Sport verursacht Krankheiten – besonders bei Männern. 37
Prozent der von Allensbach befragten männlichen Freizeitsportler
(18 % der weiblichen) berichteten von Sportverletzungen. 30 % der
Schäden gehen auf falsche Technik, 20 % auf ungenügende
Vorbereitung und 20 % auf trainingsmethodische Fehler und Stürze
zurück.
5. Fußballer schneiden bei Gedächtnis- und Intelligenztests
schlechter ab als andere Profisportler: Jeder Kopfball ist mit
einer Gehirnerschütterung vergleichbar und kostet graue Zellen. Da
die Verblödung allmählich überhand zu nehmen scheint, plädieren
Ärzte deshalb sogar für ein generelles Kopfballverbot außerhalb des
Strafraums. Oder doch lieber Helmpflicht?
6. Sport verschafft nicht notwendigerweise den Durchblick.
Die Erfahrung lehrt, dass nicht mal jeder Zweite im Fitness-Studio
die Muskeln benennen kann, die er gerade trainiert. Schade,
eigentlich. Denn wer sich auf die geforderten Partien konzentriert,
stimuliert dort das Nervensystem und maximiert den Trainingseffekt.
Statt zwei oder drei Sätzen pro Übung reicht dann bereits ein Satz.
7. Zu viel Sport, zu hartes oder zu häufiges Training macht
Männer schlapp. Die Herabsetzung des Testosteron-Spiegels ist das
auffälligste und charakteristischste Zeichen für das sogenannte
Überforderungssyndrom. Die fatalen Folgen solcher
Überbeanspruchungen sind weniger Lust auf und weniger Spaß beim
Sex.
8. Jeder dritte Freizeitsportler fällt nach einer zu hoch
dosierten Belastung in eine klinische Depression, so
US-Sportorganisationen. Davon verschont bleiben die, die ihre
Belastung vor Wettkämpfen im zweiwöchigen Wechselrhythmus von
leichter und harter Intensität allmählich steigern.
9. Sport kann einfalls- und lustlos machen. Aber nur, wenn
man dem Körper nicht ausreichend Erholung gönnt. Denn sämtliche
positiven Anpassungseffekte des menschlichen Organismus vollziehen
sich nicht während der Belastung, sondern erst danach, in den
anschließenden Ruhephasen. Wer also zu früh einen neuen
Trainingsreiz setzt, verschlechtert damit sowohl seine körperliche
als auch seine geistige Form.
10. Sport hat nur dann einen uneingeschränkt positiven
Einfluss auf die geistigen Fähigkeiten, wenn er ohne Zwang ausgeübt
wird. Die depressiv gestimmten Laborratten der Indiana University
School of Medicine zum Beispiel kamen in Tests nur dann auf heitere
Gedanken, wenn man ihnen per Laufrad den Zeitpunkt der körperlichen
Aktivität freistellte. Die Kontrollgruppe, die auf einem Laufband
zur Aktivität gezwungen wurde, blieb depressiv. Dumm gelaufen,
sozusagen.