Freud und Leid beim Casual Sex
Unverbindliche Lust und Spaß mit einem "Fuck Buddy" – der Trend geht zum Casual Sex. Doch das Vergnügen ohne Verpflichtungen hat nicht nur Vorteile. Die Kollegen der "FIT FOR FUN" sagen, was man alles beachten sollte.
Sex mit einem "Fuck-Buddy" scheint leicht zu sein. Man kennt sich gut, mag sich, vertraut einander – und beschließt, gemeinsam für sexuelle Auslastung zu sorgen. Nicht mehr und nicht weniger. Gerade diese Unverbindlichkeit finden immer mehr Menschen attraktiv. Die englische Sprache bezeichnet die neue Leichtigkeit als "Casual Sex" und lässt lässige, ungezwungene Freiheit anklingen. Obgleich der deutsche "Gelegenheitssex" weniger sexy klingt, ist auch hierzulande das horizontale Beziehungsmodell "on demand" im Kommen. Doch dieser Spaß kann ernste Folgen haben: Eine aktuelle Studie zeigt jetzt den direkten Zusammenhang zwischen Sex ohne Liebe und Depressionen auf.
Drastischer Anstieg von Selbstmordgedanken
In der amerikanischen Studie wurden 10.000 Menschen befragt – und diejenigen Probanden, die öfter zwanglosen Sex hatten, wiesen eine höhere Rate von Depressionen und sogar Selbstmordgedanken auf. Demnach stieg das Risiko, unter Selbstmordgedanken zu leiden, mit jedem Sexualkontakt um ganze 18 Prozent.
Egal ob Mann oder Frau
Dabei war es egal, ob die Studienteilnehmer männlich oder weiblich waren. "Das hatten wir nicht erwartet, weil in unserer Gesellschaft immer noch eine Doppelmoral herrscht, die zwanglosen Sex bei Männern toleriert, bei Frauen jedoch nicht gutheißt", sagte die Studienleiterin Dr. Claire Kamp Dush. "Diese Ergebnisse legen nahe, dass eine schlechte psychische Verfassung und Gelegenheitssex miteinander verbunden sind, egal ob Mann oder Frau."
Sex nach Lust und Laune– mit Nebenwirkungen
Für viele Menschen ist Casual Sex dennoch ein attraktives Beziehungsmodell, das offensichtlich auch gesellschaftlich mehr und mehr akzeptiert wird. Soziologen beobachten, dass für die neue Generation der 25- bis 35-Jährigen längst ein alter Hut ist, wofür ihre Mütter und Großmütter noch kämpfen mussten: sexuelle Freiheiten mit Einführung der Pille, Selbstvertrauen durch eine eigene Karriere, finanzielle Unabhängigkeit.
Doch auch Psychologin Lisa Fischbach von ElitePartner kennt die Kehrseite der Medaille. Sie beobachtet, dass die Internetforen voll sind von schmerzvollen Erfahrungsberichten: "Um seelischen Verletzungen vorzubeugen, ist es wichtig, dass ich meine Gefühle kontrollieren kann, auch wenn ich kurzfristig eine starke Intimität verspüre." Das gelänge aber nicht jedem, schon gar nicht auf Dauer – und das ständige Abgrenzen kann richtig anstrengend werden.
Casual Sex – keine Dauerlösung
Auch wenn die Lust auf Sehnsucht prickelnder scheint als die Trägheit erfüllter oder vor allem auch nichterfüllter Wünsche – als Dauerlösung ist sie schwer auszuhalten. Und der amerikanischen Beziehungsforscherin Helen Fisher zufolge auch widernatürlich: "Die Neigung, sich zu verlieben und eine tiefe Bindung einzugehen, ist tief verwurzelt im menschlichen Gehirn", glaubt die Expertin. "Eine aktuelle Studie mit Usern der Internetplattform Chemistry.com unter 2171 Personen zeigte, dass die große Mehrheit (84 Prozent) dennoch gern irgendwann heiraten würde." Und zwar den Partner fürs Leben.