Aspen: Hoher Schnee und Promifaktor
Showdown in Aspen: Mit den ersten Schneeflocken beziehen die Hollywood-Stars ihre Villen und mischen sich unters normale Skivolk. Denn auch das kann sich den Wintersportort in Colorado/USA leisten.
Lorena ist in Aspen ein Mädchen für die besonderen Fälle. Hübsch, supernett, immer gut drauf und für knapp 600 Dollar am Tag zu buchen. Weil sie außerdem richtig gut Skifahren kann, ist sie ein Liebling der Snow Society in Amerikas bekanntestem Wintersport-Ort. Sie verrät: "Mit John Bon Jovi hatte ich richtig viel Spaß, Antonio Banderas ist ziemlich ehrgeizig und Mariah Carey ein bisschen verrückt". Lorena ist 26, stammt aus Ravensburg und ist im dritten Winter Skilehrerin in Aspen. Der Job ist nicht immer einfach, denn die Talente ihrer prominenten Schüler auf zwei Brettern sind meist limitiert. "Im Film und auf der Bühne sind sie viel besser", hat Lorena festgestellt. Aber eben deshalb werden ihr von der Skischule die sturzgefährdeten Stars anvertraut.
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In Aspen ist alles anders als in jedem anderen Skiort dieser Welt. Wenn die ersten Schneeflocken fallen, herrscht in dem 6.000-Einwohner-Ort in den Rocky Mountains täglich Promialarm. Zur Hochsaison stehen am Pitkin County Airport mehr Privatjets als Taxis am Hamburger Hauptbahnhof. Hollywood-Stars wie Goldie Hawn und Kurt Russell, Melanie Griffith ( "Roar"), Antonio Banderas, Kevin Costner, Jack Nicholson oder Will Smith residieren in ihren bis zu 50 Millionen Dollar (!) teuren Luxusvillen an den sonnigen Hängen der Red Mountains. Oder sie checken in den Nobelhotels ein, wie etwa Mariah Carey oder Harrison Ford im "The Little Nell", und wie Jennifer Lopez oder Michael Douglas im "St. Regis Aspen Resort". Die Anzahl der Stars und Sternchen, die überwiegend aus Los Angeles einschweben, dürfte in etwa der Gästeliste bei der Oscar-Verleihung entsprechen. Apropos: Fast hätten wir Kate Moss und Paris Hilton vergessen. Und natürlich Heidi Klum, eine begeisterte Aspen.Snowboarderin.
Was sie alle anzieht wie das Licht die Motten? Dafür gibt es eine Reihe guter Gründe. Einer davon ist, dass sich die Promis nicht fühlen müssen wie die Affen im Zoo. Laurena weiß: "In Aspen ist es ein ungeschriebenes Gesetz, sie zu ignorieren und zu behandeln wie alle anderen Gäste. Auch erkennt man sie im Skianzug nicht so leicht. Eine Ausnahme ist Jack Nicholson ( "Ride in the Whirlwind"). Der fällt schon auf, weil er mit den ältesten Klamotten herumrennt". Und so sind die einzigen Gesetzlosen in der ehemaligen Stadt der Silberminen die Paparazzi, die ihre Promifotos möglichst teuer versilbern. "Hinter wem sind Sie denn her?", fragte ich einen, der bei klirrender Kälte sein langes Objektiv auf das St. Regis gerichtet hatte. "Hau bloß ab!", war die freundliche Antwort. Man fragt eben nicht nach Berufsgeheimnissen.
300 Sonnentage und bis zu zwölf Meter Schnee
Nach denen, die Aspen so außergewöhnlich machen, allerdings schon. Das Städtchen ist klein, übersichtlich, leicht zu Fuß zu entdecken. Und doch ein Aprés Ski- und Shopping-Paradies. Mehr als 120 Restaurants und Bars gibt es, dazu die unvermeidlichen Edelboutiquen von Prada, Dior, Burberry und Co. Außerdem unfassbare 34 Galerien. Wo kommen bloß die ganzen Kunstliebhaber her, reisen doch die jährlich 1,4 Millionen Gäste hauptsächlich der umliegenden Berge wegen an? Aspen Mountain, Aspen Highlands, Snowmass und Buttermilk heißen die Skigebiete, die unschlagbare Argumente liefern, dort den Winterurlaub zu verbringen: Rund 300 Sonnentage bei bis zu zwölf Metern Schnee pro Jahr, den man hier "Champagne Powder" nennt, weil er wegen des trockenen Klimas leicht wie Staub vom Himmel fällt. Das bedeutet höchsten Fun auf insgesamt 509 Kilometern Abfahrten, auf denen der Anfänger genauso happy ist wie Tiefschneefreaks. Die lassen sich in Aspen Highlands (3.559 Meter) von Schneeraupen zu entlegenen Hängen bringen, um dann jubelnd im Powder zu versinken. Oder sie fahren dort, wo auch der Ski-Worldcup jedes Jahr Station macht. Und entdecken bei Abfahrten im Wald heilige Schreine, die Fans ihren Idolen mit Bildern, Widmungen und Blumen errichtet haben. Solche Kultstätten gibt es u.a. für Marilyn Monroe ( "Home Town Story"), John Denver, Jimmy Hendrix oder Elvis Presley. Abgefahren!
Und dann wieder anderswo abfahren. Die anspruchsvollsten Pisten gibt es in den Aspen Highlands. Sie heißen "Never come back" oder "Last return" und sind Könnern vorbehalten, die zusätzlich in der Highland Bowl ihr Glück finden. Der einstündige Fußmarsch mit den Skiern Huckepack auf dem schmalen Berggrat dort macht zwar atemlos, aber die steilen Tiefschneehänge entschädigen für alle Strapazen.
"Have a nice day!"
Schließlich Snowmass (3.813 Meter). Der Name steht für den höchsten Schneefall der Gegend, den steilsten Skihang Amerikas und unzählige Runs für alle Könnerstufen. Zuletzt Buttermilk (3.018 Meter), das - kein Scherz - so getauft wurde, weil sich einst ein Pistenarbeiter bei der Entstehung des Skigebietes ausschließlich von Buttermilch ernährte. Entstanden sind überwiegend leichte Pisten für Familien und Anfänger. Außerdem finden dort alljährlich die X-Games statt, wo die besten Snowboarder und Ski-Freerider auf großen Schanzen ihre atemberaubenden Tricks zeigen.
Das alles ist Aspen. Stars, Shopping und Skifahren wie von einem anderen Stern. Und abgerundet mit einem Service, der Europäern völlig unbekannt ist: In jedem der Skigebiete reichen Ambassadors (Botschafter) kostenlos heiße Getränke und Cookies, zeigen den Gästen die Abfahrten. Schön auch, wenn einem die Liftboys mit einem freundlichen "Have a nice day" den Sessel unterschieben. Und angenehm, dass einem nach dem langen Skitag für ein paar Dollar die Ausrüstung bis zum nächsten Tag in ein anderes Gebiet transportiert wird. In Aspen darf sich so jeder wie ein Star fühlen. Und sei es nur auf Skiern.
Travel-Tipps: Hotels: Wohnen wie Jennifer Lopez im St. Regis Aspen Resort (st.regisaspen.com, DZ ab 330 Euro), oder residieren wie Mariah Carey im The Little Nell (www.thelittlenell, DZ ab 290 Euro). Die beiden Spitzenhäuser links und rechts der Talstation des Aspen Mountain sind die bevorzugten Urlaubsadressen der Stars. Einen Schneeballwurf entfernt liegt im Ort die Limelight Lodge (www.limelightlodge.com, DZ ab 200 Euro), ein Apartmenthotel ohne Restaurant, in dem es nur Frühstück und nachmittags einen Aprés Ski-Snack gibt. Dasselbe gilt für das mit seinen 45 Zimmern und Suiten kleine, aber feine Hotel Aspen an der Main Street (www.hotelaspen.com, DZ ab 120 Euro), eine der preisgünstigeren Übernachtungsmöglichkeiten. Europäer, die eine Pauschalreise buchen, profitieren vom starken Euro. Der USA- und Kanada-Spezialist Faszination Ski (www.faszinationski.de) z.B. bietet eine Woche ab 1.400 Euro pro Person an (incl. Flug mit United Airlines ab Frankfurt über Chicago, 7 Nächte im Hotel, 6 Tage Skipass Aspen, Snowmass, Highlands und Buttermilk).
Restaurants: Unfassbare 150 Restaurants gibt es, da ist garantiert für jeden Geschmack und Geldbeutel etwas dabei. Traditionell amerikanisch speist man in der Ajax Tavern (685 East Durant Avenue), Einheimische treffen sich gern in relaxter Atmosphäre in Jimmy's Restaurant (205 South Mill Street). Preislich deutlich höher liegt das feine Elevatio (304 East Hopkins Avenue), das dem jüngsten Sohn von Gentleman-Playboy Gunter Sachs, Gunnar-Christian ("Cri-Cri") gehört. Kategorie "hervorragend und preiswert": Das spartanisch eingerichtete Hickory House (730 West Main Street) rühmt sich vermutlich zurecht, "die besten Ribs in Colorado" zu servieren, und im bierseligen Ambiente von Little Annie's Eating House (517 East Hyman Avenue) kommen die leckersten Burger der Stadt auf den Tisch. Top-Tipp: Das Entertainment-Dinner in Lynn Britt Cabin mitten im Skigebiet von Snowmass in 2800 Meter Höhe, hin und zurück geht's mit der Schneeraupe. Bester Tag ist Mittwoch, wenn Richard, im Hauptberuf Skilehrer, nach dem Menü (Festpreis ca. 75 Euro) zur Gitarre greift und die alten Songs von John Denver, James Taylor oder den Beatles spielt. Da brennt die Hütte! - Die edlere Variante wird im Cloude Nine Alpin Bistro (Aspen Highlands) geboten. Die Raclettes und Fondues dort sind ebenso berühmt wie die erlesene Weinkarte.
Bars & Clubs: Beginnen wir mit einer Location, in die keiner reinkommt, wenn er nicht zufällig Bill Clinton oder eines der anderen 349 Mitglieder kennt. Im Aspen Mountain Club auf dem Gipfel in 3.414 Metern Höhe des gleichnamigen Berges ist der amerikanische Geldadel unter sich - schlappe 80.000 US-Dollar Jahresbeitrag kostet dieses Privileg. Wer dennoch unter Promis feiern will und 500 Dollar für den Eintritt übrig hat, versucht sein Glück im Caribou Club in Aspen (411 East Hopkins Avenue). Garantiert drin ist man z.B. in Begleitung von Paris Hilton, die natürlich Member ist - für 3.500 Dollar per anno. Dafür sitzt man in einem plüschigen Wohnzimmer mit einer urig-rustikalen Holzbar und kann sich für ein paar viele Dollars mehr einen edlen Tropfen aus dem Weinkeller kredenzen lassen, in dem 5.500 Flaschen lagern. Soweit kam ein John Bon Jovi nicht. Er wurde an der Tür abgewiesen. Pech.
Glück hat, wer den einen oder anderen Promi in der Lounge oder der Montagna-Bar des Hotels The Little Nell (675 East Durant Avenue) beim Aprés Ski abhängen sieht. Lässiger und lustiger: 39 Degrees im Sky Hotel (709 East Durant Street), Bentley's at the Wheeler (221 South Mill Street) oder Eric's Bar (315 East Hyman Avenue). - Legendär ist die Livemusik im Belly Up (450 South Galena Street). Große Namen vor kleinem Publikum. Sheryl Crow, Bryan Adams, Bon Jovi oder Robert Plant traten dort schon auf. - The Regal Watering Hole (220 South Galena Street) ist der angesagteste Danceclub. Dröhnende Housebeats, brechend voll. Eine durchgetanzte Nacht dort schreit nach Aspirin in Aspen.
Nicht versäumen: Hollywood in Aspen. Wo stehen die Prachtvillen von Goldie Hawn und Kurt Russell, Antonio Banderas, Jack Nikolson oder Kevin Costner? Die Rich & Famous Tour (Telefon 970-544-4700) verspricht "75 der schönsten und teuersten Häuser der Welt". Dieselben Attribute gelten auch für die Luxusgüter der Edelboutiquen von Aspen. Für Prada, Burberry, Dior, Ralph Lauren und Co. Der günstige Dollarkurs und die Sales-Offerten lindern den Einkaufsschmerz nur leicht. Und trotzdem lassen sich Schnäppchen finden, z. B. bei Boogie's (534 East Cooper Avenue), wo Edeljeans wie "7 For All Mankind" oder "True Religion" um bis zu 40 Prozent günstiger sind als bei uns. Auch Kunstliebhaber kommen auf ihre Kosten, in Aspen gibt es sage und schreibe 34 Galerien, dazu als brandneues Highlight seit letzten August das Aspen Art Museum mit zeitgenössischer Kunst. Und damit ist ausnahmsweise nicht die auf ein oder zwei Brettern gemeint.