Vom Riesen zum Trockensee
Der Aralsee war einst der viertgrößte See der Welt, schrumpfte aber seit den 1960er-Jahren durch die Umleitung seiner Zuflüsse für Bewässerungszwecke. Bis heute sind rund 90 Prozent seiner Fläche verloren, wodurch die Wüste Aralkum entstand.
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Das Dammprojekt als Wendepunkt
2005 wurde der Kokaral-Damm gebaut, um den nördlichen Teil des Aralsees (Karte oben links) zu retten. Er trennt den Nord- vom Südaralsee und ermöglichte eine teilweise Wiederherstellung des nördlichen Beckens.
Rückkehr zu früheren Bedingungen
Dank des Damms nähert sich der physikalische Zustand des Nordaralsees wieder dem ursprünglichen an. Die Wasserschichten durchmischen sich regelmäßig, wodurch Sauerstoff und Nährstoffe im gesamten See verteilt werden.
Stabilisierung von Volumen und Fläche
Das Wasservolumen des Nordaralsees liegt nun stabil bei rund 27,5 Kubikkilometern. Zwischen 2006 und 2020 wuchs die Fläche von 2.800 auf 3.400 Quadratkilometer – ein klares Zeichen für die Erholung des Sees.
Deutlich sinkender Salzgehalt
Der Salzgehalt des Wassers sank von 18 auf etwa 10 Gramm pro Kilogramm und entspricht damit wieder dem natürlichen Zustand vor der Austrocknung. Dies schafft bessere Lebensbedingungen für Fische und Mikroorganismen.
Forschung zur Seendynamik
Ein Forscherteam des Leibniz-Instituts untersuchte zwischen 2016 und 2019 Temperatur, Sauerstoff und Nährstofftransport im See. Dabei zeigte sich, dass die saisonale Durchmischung – ein zentraler Faktor für das ökologische Gleichgewicht – weitgehend wiederhergestellt ist.
Sauerstoff- und Nährstoffaustausch gesichert
Im Sommer bildet sich nur eine schwache Temperaturschichtung, die etwa sieben Prozent des Sees betrifft. Durch interne Wellen wird der See jedoch ganzjährig gut durchmischt, wodurch der Sauerstoffgehalt hoch bleibt.
Ökologische Erholung sichtbar
Die erhöhte Sauerstoffversorgung fördert die Artenvielfalt im Nordaralsee. Studien zeigen, dass sich sowohl Fischbestände als auch mikrobielle Lebensgemeinschaften deutlich erholt haben.
Südaralsee als Negativbeispiel
Im Gegensatz dazu bleibt der Südaralsee weitgehend zerstört. Durch den extremen Salzgehalt und fehlende Durchmischung ist das Tiefenwasser sauerstofffrei, wodurch Artenvielfalt fast vollständig verloren ging.
Risiken durch Klimawandel und Nutzung
Modellrechnungen warnen, dass schon kleine Änderungen in Wasserstand oder Transparenz – etwa durch Algenwachstum – die Schichtung verlängern und das ökologische Gleichgewicht stören könnten. Steigender Wasserverbrauch und Klimawandel gefährden somit die Erfolge.
Globaler Kontext der Seensanierung
Viele Seen weltweit, wie der Tschadsee oder das Tote Meer (Foto), stehen vor ähnlichen Problemen. Großprojekte zur Stabilisierung dieser Seen nehmen sich das Aralsee-Beispiel als Vorbild, um Wasserstände künstlich zu erhalten.
Lehren für zukünftige Projekte
Das Beispiel des Nordaralsees zeigt, dass gezielte Eingriffe den ökologischen Zustand großer Binnengewässer verbessern können. Dennoch mahnt es zur Vorsicht, da solche Maßnahmen weitreichende und schwer vorhersagbare Folgen für Ökosysteme und Wasserhaushalte haben.
