Preisexplosion: Trinkwasser immer teurer

Trinkwasser in Deutschland wird immer teurer. Zwischen 2005 und 2016 stiegen die Preise bereits um 25 Prozent. Tendenz steigend. Prognosen des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) gehen von einer Preissteigerung von über 60 Prozent in einigen Regionen aus.
Die Kosten für Trinkwasser sind in den letzten beiden Jahren für einen Zwei-Personen-Haushalt um etwa 50 Euro gestiegen. Dies ergab eine Analyse der Grünen-Bundestagsfraktion, die Zahlen des statistischen Bundesamts ausgewertet hat.
Grund für den Preisanstieg seien die kostspielige Wasseraufbereitung, um der steigenden Nitratbelastung entgegenzuwirken, sowie steigende Kosten für Personal und die Erhaltung der Infrastruktur.
In einigen Regionen könnte Trinkwasser um bis zu 62 Prozent teurer werden, warnte BDEW-Hauptgeschäftsführer Weyand. Denn die zunehmende Verschmutzung des Grundwassers erfordere eine immer kostenintensivere Trinkwasseraufbereitung. Für einen Dreierhaushalt könnte dies die durchschnittliche Jahresrechnung von 217 Euro auf 352 Euro steigen lassen.
Das Umweltbundesamt (UBA) hatte vor knapp einem Jahr bereits vor Preissteigerungen von bis zu 45 Prozent gewarnt. Gerade in Gebieten mit landwirtschaftlich intensiv genutzten Flächen sei das Grundwasser häufig durch zu viel Stickstoff belastet, erklärte die Behörde. Ursache seien Gülle und Mineraldünger.
Wie das UBA verwies auch BDEW-Hauptgeschäftsführer Weyand am Freitag auf den EU-Bericht zur Nitratbelastung der Wasserressourcen. Demnach wird im Schnitt an 28 Prozent der Messstationen in Deutschland der Grenzwert von 50 Milligramm pro Liter überschritten.
Mit Blick auf die Überalterung der Gesellschaft und einen steigenden Prokopfverbrauch an Medikamenten forderte Wyand zudem die Arzneimittelhersteller auf, umweltschädliche Wirkstoffe nach Möglichkeit zu ersetzen. Verbraucher sollten ihre alten Medikamente sachgerecht über den Haus- oder Sondermüll entsorgen, riet er.
Die Grünen kritisierten, dass "die Wasserpreise doppelt so schnell steigen, wie die allgemeinen Verbraucherpreise." Ein Ende des Anstiegs sei nicht in Sicht.
Gegenüber der "Saarbrückener Zeitung" sagte Markus Tressel, der Verbraucherexperte der Grünen: "Die Bundesregierung setzt die Scheuklappen auf und lässt die Verbraucher mit den steigenden Trinkwasserkosten vollkommen allein." Vor allem kleinere und mittlere Einkommen würden stärker belastet werden.
BDEW und der Verband Kommunaler Unternehmen (VKU) wiesen dies zurück: Die Statistiker legten demnach bei ihren Berechnungen im Jahr 2014 einen neuen Musterhaushalt mit höherem Wasserverbrauch zugrunde. Bei gleicher Bemessungsgrundlage habe sich der Wasserpreis zwischen 2005 und 2016 so nur um 17,2 Prozent erhöht - also entlang der Inflationsrate, die in dem Zeitraum 17,4 Prozent betrug.
Der VKU machte zudem geltend, dass ein Vergleich der Wasserpreise verschiedener Versorgungsgebiete grundsätzlich schwierig sei. Abhängig sei er unter anderem von der Beschaffenheit des Geländes, von den vorhandenen Ressourcen oder von der Besiedlungsdichte. "Wasserpreisvergleiche ohne die regionale unterschiedlichen strukturellen, rechtlichen und naturräumlichen Rahmenbedingungen sagen nichts darüber aus, ob der Trinkwasserpreis angemessen ist", sagte ein Verbandssprecher.
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