Vogelgrippe breitet sich aus - Agrarminister beraten

Die gefürchtete Vogelgrippe ist in Deutschland auf dem Vormarsch. Kraniche sterben vielfach in Ostdeutschland - und in Baden-Württemberg werden nach dem Ausbruch der Krankheit in einem Geflügelbetrieb 15.000 Tiere getötet. Bund und Länder wollen nun über das weitere Vorgehen beraten.
Bundeslandwirtschaftsminister Alois Rainer (CSU) habe ein Treffen mit seinen Amtskollegen einberufen, teilte seine Behörde mit. Ziel sei ein abgestimmtes, gemeinsames Vorgehen. "Bund und Länder ziehen dabei an einem Strang und arbeiten eng und entschlossen zusammen, um die Situation unter Kontrolle zu halten", hieß es. Das Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) als Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit habe die Risikoeinschätzung inzwischen auf "hoch" angehoben, so das Bundesagrarministerium.
Die Ausbreitung der Vogelgrippe unter Kranichen hat nach Einschätzung des FLI ein in Deutschland bislang nicht gekanntes Ausmaß angenommen. Eine Häufung verendeter Tiere, so wie in diesem Herbst, sei bislang noch nicht beobachtet worden, sagte eine Sprecherin. Auch zahlreiche Geflügelbetriebe in mehreren Bundesländern sind betroffen.
Schon 150.000 Tiere im Norden getötet
Am Abend wurde der Ausbruch der Vogelgrippe in einem Geflügelbestand bei Ulm bekannt. Rund 15.000 Tiere müssen nach Angaben des baden-württembergischen Landwirtschaftsministeriums getötet werden. Das nachgewiesene Virus sei zuvor durch das FLI bestätigt worden.
Nach Angaben des Landesministeriums wurde der betroffene Betrieb nach dem ersten Verdacht sofort gesperrt. "Die Tiere des betroffenen Bestandes werden gemäß Geflügelpest-Verordnung tierschutzgerecht getötet und der Tierkörperbeseitigung zugeführt", hieß es.
Zuletzt brach die Geflügelpest unter anderem in zwei Großbetrieben mit Legehennen in Mecklenburg-Vorpommern aus. Nach Angaben des Schweriner Landwirtschaftsministeriums mussten dort knapp 150.000 Tiere vorsorglich getötet werden. Bereits vor etwa einer Woche waren im niedersächsischen Landkreis Cloppenburg 20.500 Puten gekeult worden.
Für Tiere, die wegen der Geflügelpest getötet werden müssen, gebe es Entschädigungsregelungen, so das Bundesagrarministerium. Der Höchstbetrag liege derzeit bei 50 Euro pro Tier.
Für Menschen ungefährlich
Die Vogelgrippe, auch Geflügelpest genannt, ist eine hochansteckende und bei vielen Vogel- und Geflügelarten häufig tödlich verlaufende Infektionskrankheit. Für Menschen ist sie nach Einschätzung von Fachleuten nicht gefährlich. Die Vogelgrippe war früher in Deutschland vor allem während der kalten Jahreszeit im Zusammenhang mit dem Vogelzug zu beobachten. Inzwischen tritt sie das ganze Jahr über auf – wenn auch mit saisonalen Schwankungen.
Das FLI hatte bereits vor den jüngsten Fällen vor vermehrten Vogelgrippeinfektionen gewarnt. Betroffen seien inzwischen nicht nur Kraniche, sondern auch andere wilde Wasservögel wie Enten und Gänse. Doch auch Nutzgeflügel wie Legehennen, Mastgänse oder Puten könne das Virus befallen.
Tausende tote Kraniche in Ostdeutschland
Ersten Schätzungen zufolge sind bislang rund 2.000 Kraniche während ihres alljährlichen Vogelzugs nach Süden in deutschen Rastgebieten an der Geflügelpest verendet. Allein in Nordbrandenburg wurden nach Behördenangaben fast 1.000 tote Tiere geborgen – die Suche dauert an.
An einem Stausee an der Landesgrenze zwischen Thüringen und Sachsen-Anhalt wurden mehr als 500 tote Kraniche gefunden, über 100 in der Mecklenburgischen Seenplatte. Da der Höhepunkt der Kranichrast erst noch erwartet wird, rechnen Fachleute mit deutlich höheren Zahlen.
Kontakt zu toten Vögeln vermeiden
Nach Angaben des Friedrich-Loeffler-Instituts ist es besonders wichtig, tote Wildvögel schnell zu entsorgen, um eine Weiterverbreitung des Virus zu verhindern. Auch Aasfresser wie Krähen, Raben oder Seeadler könnten die Krankheit weitertragen. Tierhalterinnen und Tierhalter werden aufgefordert, die Hygienebestimmungen strikt einzuhalten, Geflügel möglichst in Ställen zu halten und jeden Kontakt zu Wildvögeln und deren Ausscheidungen zu vermeiden.