Passend zum heißen Sommer waren wir mit vier ganz besonderen
Cabrios unterwegs. Unsere Redakteure Jens Dralle, Heinrich Lingner,
Sebastian Renz und Jörn Thomas bekamen einen ganz besonderen
Auftrag: Sie sollten ihr ganz persönliches Traumcabrio
auswählen.
Eine Entscheidung, die gar nicht so leicht fällt, wo doch jedes
Cabrio seinen Reiz hat. Am Ende wurden es Morgan Threewheeler,
Porsche 911 SC Targa, BMW Z8 und Rolls-Royce Dawn. Und damit eine
Auswahl, die gegensätzlicher kaum sein könnte.
Jörn Thomas und der Morgan Threewheeler: Das Glück ist immer da,
wo du nicht bist? Hör auf, es zu jagen. Lock es lieber an. Mit dem
Threewheeler.
Morgan 3-Wheeler: 82 PS, 140 Nm, 6,0 s 0-100 km/h, 185 km/h
Vmax, ab 49.000 Euro.
Der Fahreindruck ist klassisch, vielschichtig und stets
erheiternd. Tiefer kann man kaum auf der Straße liegen, so wenige
Zentimeter über dem Boden. Eine Runde auf Zeit fahren? No way,
Tempo ist, was du draus machst.
Sitzt man während der Fahrt im Inneren, dann gerät der Blick
neben dem klassischen und so schön einfachen Cockpit auf die
rudimentären Windschutzscheibchen. Die Rundumsicht ist ungestört,
ebenso wie der Klang im Takt der abwechselnden Zündungen, der die
Trommelfelle so schön mitpulsieren lässt.
Von wuchtiger Präsenz: Der V2. Harley de luxe, dieser
luftgekühlte Quersteher mit 1.983 Kubik. Und allein schon das
Geräusch, wenn dieser S&S-Motor erstmal zündet.
82 PS und 140 Newtonmeter hören sich erstmal nach wenig an,
können einem aber mehr geben als alles andere, weil ohne Filter.
Lenken, schalten, bremsen - immer schön im Rhythmus und mit
Kozentration. Der Threewheeler fordert es, sich so richtig mit der
Materie auseinander zu setzten. Herrlich!
Ganz klassisch steht dem Threewheeler der Porsche 911 SC Targa
gegenüber. Der ist sicherlich nicht nur für unseren Redakteur
Sebastian ein lang gehegter Jugendtraum. Für ihn erfüllt er sich
heute für ein Tag.
Gedankliches Fahrverbot in Zeiten von Corona: Autofahren zum
Spaß trotz Pandemie – warum nicht?
Als Autotester den 911 als seinen Traumwagen zu bezeichnen ist
sicherlich so, wie wenn ein Musikwissenschaftler "Yesterday" und
"Last Christmas" als seine Lieblingslieder nennen würde. Zu
naheliegend, so ein 911 Targa? Doch warum sollte man seine Träume
verschwenden, nur um anders zu sein?
Nur echt mit Schachbrettvelours, das keiner Schachbrettvelours
nennt, sondern alle nur Pascha. Schnell fühlt sich alles so
selbstverständlich an mit dem Targa, als wäre man schon immer
zusammen unterwegs. Ist man einmal eingestiegen, dann ist das
Suchen nach dem perfekten Sportwagen zu Ende.
Ein passendes Bild, die historischen Fahrzeuge auf dem
historischen Rathausplatz. Welcher von den vier am meisten Spaß
macht, darüber kann man nur streiten. Auf sachlicher Ebene lässt
sich das auf jeden Fall nicht ausdiskutieren, wir lassen weiter die
Emotionen sprechen.
Und nehmen jetzt im BMW Z8 Platz. Was haben wir damals daneben
gelegen mit diesem Auto auf der IAA 1999. Als zu retrostylig, zu
gefällig und viel größer und massiver als das elegante Vorbild 507
haben wir ihn abgestempelt. Doch über die Jahre bereut man dieses
Urteil schnell.
BMW Z8 E52 (2000-2003): Roadster-Legende der Zukunft wird 20
Acht Drosselklappen öffnen die Atemwege zu den Einlassventilen,
satte 400 PS pressen dich in den Sitz. Selbst nach heutigen
Maßstäben ist das noch mehr als ordentlich. Und es vergeht nicht
viel Zeit, bis Landstraßentempo erreicht ist.
In 4,7 Sekunden soll es laut Werksangabe auf 100 km/h sprinten,
was wir hier jetzt natürlich nicht ausprobieren. Aber der Z8 geht
definitiv immer noch so, dass dir die Augen tränen. Vom Wind, doch
auch aus Freude und vor Rührung.
M5-Motor, Alukarosserie und kleine Stückzahl: Der Z8 wurde schon
als Neuwagen zum Klassiker. Heute ist er mit 5.703 Exemplaren nicht
nur selten, sondern auch extrem teuer (rund 250.000 Euro). Was
lagen wir damals daneben.
Ihr seid auch mit nichts zufrieden. Da dürft ihr eure Traumautos
fahren, und dann wollt ihr auch noch ein Eis. Und doch macht es
euch allen wohl sichtlich Spaß dabei, vor dem Traumwagen zu
posieren.
Mit Abstand der Modernste in unserem Quartett ist der
Rolls-Royce Dawn. Bestechen die anderen drei Klassiker durch ihr
natürliches Fahrgefühl mit der ungefilterten Nähe zur Straße, so
stellt der Rolls-Royce diese Welt auf den Kopf. Und dennoch passt
er perfekt zu unserem Gipfeltreffen.
Ganze 5,29 Meter Länge und 2,5 Tonnen schwere Viersitzigkeit
steuert der Dawn bei. Ruhe, Luxus und Mühelosigkeit sind Werte, die
das Flagschiff ausstrahlt. Und das zusammengefaltete Stoffverdeck
macht es erst möglich, diese Ruhe, mit der ein Rolls-Royce
Passagier und Umwelt adelt, zu begreifen.
Platz 7: ROLLS-ROYCE DAWN. Das Modell kommt im Gesamtjahr 2019
auf 21 Pkw-Neuzulassungen.
Außen lackiert in "Syrah Red", innen das Leder in "Magnolia" und
"Consort Red" als Kontrast. Das Edelholzfurnier in "Mimosa Negra"
muss aber einfach sein. Ein sehr modernes Auto, der Dawn, das
nachwachsende Rohstoffe nutzt - in erheblichen Mengen.
Auch wenn es die Engländer schaffen in einem Fahrzeug
Handwerkskunst auf höchstem Niveau zu zelebrieren. So viel Leistung
aus 12 Zylindern hat leider seinen Preis: Eine Überweisung von
413.138,25 Euro müsste man zur Erfüllung des Traums vornehmen.
Deshalb bleibt es leider ein Traum.
Die Ausfahrt mit den vier Cabrios hat uns geholfen, die Realität
mal für einen Tag zu vergessen und in vier Autoträume abzutauchen.
Auch wenn es für immer Träume bleiben werden. Und welches Cabrio
würdest du dir aussuchen?