Das SID-Kalenderblatt am 19. Dezember: Die NHL startet
Das SID-Kalenderblatt am 19. Dezember: Die NHL startet
Köln (SID) - Die Montreal Wanderers empfingen die Toronto Arenas zum ersten Spiel der neuen Profiliga NHL. Nicht gerade die Kulisse, die die Funktionäre bei der Gründung dreieinhalb Wochen zuvor im Kopf gehabt hatten. Obwohl Soldaten freien Eintritt hatten.
Den Puck nach vorne zu passen, war verboten, fliegende Wechsel gab es nicht, meist standen die besten Spieler die gesamte Spielzeit auf dem Eis. Torhüter, noch ohne Helm und Maske und mit sehr rudimentärer Schutzkleidung, mussten stehen bleiben. Wer dennoch die Scheibe mit einer Parade stoppte, die ihn von Füßen holte, musste auf die Strafbank - für drei (!) Minuten. Ein Feldspieler musste ihn ersetzen.
Die Wanderers gewannen die Premiere mit 10:9. Es sollte ihr einziger Sieg in der neuen Liga bleiben. Denn am 2. Januar 1918 brannte die 10.000 Besucher fassende Arena ab. Die Montreal Canadiens, die ebenfalls in der damals einzigen NHL-Halle mit einer Kunsteisfläche spielten, zogen in die Arena Jubilee um - und krönten sich in den folgenden Jahrzehnten zum Rekordmeister der besten Eishockey-Liga der Welt.
Umgerechnet 4,5 Milliarden Euro setzte die auf 31 Klubs angewachsene NHL vor der Coronakrise im Jahr um, deutlich mehr als die Fußball-Bundesliga. Kanadas Nationalsport wird längst auch unter den Palmen Floridas und Kaliforniens, in der Wüste von Nevada und Arizona gespielt.
Vor 103 Jahren hatten die Gründerväter um den ersten NHL-Präsidenten Frank Calder nichts Historisches im Sinn. Nach 15 Jahren Profi-Eishockey in Kanada wollten sie sich eigentlich nur eines ihrer zahlreichen Probleme entledigen. Weil die Klubbesitzer aus Montreal, Ottawa und Quebec sich mit dem Eigner aus Toronto verkracht hatten, gründeten sie kurzerhand ohne ihn eine neue Liga.
Ein neues Team aus Toronto kam hinzu, Quebec stieg aus wirtschaftlichen Gründen kurz vor dem Start aus. Nur drei Klubs spielten die Saison mehr schlecht als recht zu Ende. Toronto war der erste NHL-Meister, weil er die O'Brien Trophy gewann - immerhin vor 4000 Fans. Um den berühmten Stanley Cup ging es erst danach gegen die Vancouver Millionaires, den Sieger der Konkurrenzliga PCHA. Dass die NHL gut 100 Jahre später ein Milliardengeschäft ist, ahnte damals noch niemand.