Krankenkassen droht Werbeverbot im Sport
Dem ohnehin von Corona gebeutelten Sport drohen weitere Einnahmeverluste.
Köln (SID) - Das Bundesgesundheitsministerium (BMG) plant ein weitgehendes Verbot von Banden- und Trikotwerbung für gesetzliche Krankenkassen im Sport. Das BMG argumentiert in seinem Entwurf, dass das Sponsoring nicht zur Vermittlung sachbezogener Informationen diene, sondern "allenfalls der Steigerung des Bekanntheitsgrades und der Aufwertung des öffentlichen Images der Krankenkasse durch die Assoziation mit einem beliebten Verein oder Turnier".
Das sehen die Betroffenen anders. "Ein solches Gesetz käme angesichts der für die Vereinsbasis folgenreichen Corona-Pandemie zu einer absoluten Unzeit", sagte Mark Schober dem SID. Der Vorstandsvorsitzende des Deutschen Handballbundes (DHB) sieht in der 2014 begonnenen Zusammenarbeit mit der AOK gewachsene Strukturen gefährdet. Teil der Kooperation ist das grüne AOK-Logo auf den Trikots der Handball-Nationalmannschaft.
"Diese Kooperation nutzt Emotionen, um Botschaften zu Prävention und Gesundheit zu senden. Unsere Spieler/innen sind Vorbilder", so Schober, der finanzielle Einbußen befürchtet. Der DHB erhält für diese Partnerschaft jährlich rund 1,2 Millionen Euro. Zudem kassieren acht Vereine im Profifußball wie Dortmund und Mönchengladbach pro Jahr insgesamt rund 3,2 Millionen Euro.
Für die AOK ist der Vorstoß des Ministeriums nicht nachvollziehbar. Sie führt an: "Nur durch die kontinuierliche Arbeit vor Ort - flankiert durch die Botschaften der Profi- und Spitzensportler - können nachhaltige Einstellungs- und vor allem Verhaltensänderungen folgen."
Das sieht der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) auch so. Die Strahlkraft des Profi- und Spitzensports helfe dabei, "auf Themen und Angebote aufmerksam zu machen – auch über die Trikot- und Bandenwerbung, die der verkürzten Aufmerksamkeitsspanne der modernen Informationsgesellschaft Rechnung trägt und Anliegen der Krankenkassen positiv zu besetzen hilft".