Das SID-Kalenderblatt am 10. Mai: Merlene Ottey wird geboren

Das SID-Kalenderblatt am 10. Mai: Merlene Ottey wird geboren
Die ewige Sprintkönigin wurde am 10. Mai vor 61 Jahren geboren. Mehr als 30 Jahre ihres Lebens startete sie bei internationalen Wettbewerben.
Köln (SID) - Es gibt jene Sportler und Sportlerinnen, die ihre Karriere mit einer teils bewundernswerten, teils schwer ertragbaren Konsequenz ausquetschen wie ein Barkeeper die allerletzte Limette an einer überfüllten Cocktailtheke. Der Flugsaurier Noriaki Kasai, der mit bald 49 Jahren nicht das Skispringen lassen will, ist ein solches Exemplar. Die gleichaltrige unaufhörbare Eisschnellläuferin Claudia Pechstein ein anderes. Und über allen thronte einst Merlene Ottey.
Für die ewige Sprintkönigin aus Jamaika, die am 10. Mai vor 61 Jahren geboren wurde, schien irgendwann die Altersuhr in den frühen 80ern stehengeblieben zu sein. Mit 20 wurde Ottey 1980 in Moskau Olympiadritte und lief die 100 m knapp über 11 Sekunden. Mit 40 wurde sie 2000 in Sydney Olympiadritte und lief knapp unter elf Sekunden.
"Ich bin noch immer fasziniert von diesem Sport", sagte Ottey 2012, als sie mit 52 Jahren nur knapp die Olympia-Qualifikation für London verpasst hatte. Schon längst lief sie da für Slowenien, denn ihr Heimatland hatte sie bereits vor Sydney, als sie sich bei den nationalen Trials nicht qualifizieren konnte, zum Aufhören bewegen wollen. Zu alt, zu langsam, sei sie. Ein Affront.
"Man wollte mich zu Hause aus dem Sport drängen", sagte Ottey, die auch mit einer positiven Dopingprobe im Jahr 1999 haderte. Ottey erklärte dem nationalen Verband den Krieg, klagte auf ihre Teilnahme in Sydney, und bekam, als das IOC angesichts des schwelendes Streits mit dem Ausschluss des gesamten Teams drohte, Recht.
Ottey führte in Australien die Staffel auf Platz vier, erhielt aufgrund des Dopingfalls Marion Jones nachträglich 100-m-Bronze - doch der Bruch mit ihrer geliebten Heimat war nicht mehr reparabel.
Für Ottey indes wurde der Sprint zur ewigen Obsession, sie konnte, sie wollte nicht aufhören ohne diesen vermaledeiten Olympiasieg. Siebenmal nahm die dreimalige Weltmeisterin an Sommerspielen teil, bei fünf Spielen holte sie insgesamt neun Medaillen - Gold sollte ein unerfüllter Traum bleiben. Das sah schließlich auch die bald 53-jährige Ottey ein.
Eines Tages im Februar 2014, erzählte sie dem Tagesspiegel, dachte sie beim Training plötzlich, "was mache ich hier bloß?" Sie habe die Spikes aus- und nie wieder angezogen, sei seitdem nicht einmal mehr joggen gewesen.