Auswüchse verbaler Gewalt: DFB-Boss Grindel sieht DFL in der Pflicht
Auswüchse verbaler Gewalt: DFB-Boss Grindel sieht DFL in der Pflicht
Frankfurt/Main (SID) - DFB-Präsident Reinhard Grindel will die Auswüchse verbaler Gewalt in den Bundesligastadien nicht länger hinnehmen und sieht dabei vor allem die Deutsche Fußball Liga (DFL) in der Pflicht. "Die DFL muss jetzt darstellen, wie sie diese Vorfälle auf Dauer unterbinden will", sagte der Chef des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) mit Blick auf die jüngsten Anfeindungen gegen Dietmar Hopp (Mehrheitseigner 1899 Hoffenheim) und die Polizei der Sport Bild.
Der bisherige Ablauf bei solchen Vorfällen ist Grindel ein Dorn im Auge. "Das Prozedere, zuerst Entschuldigungs-Rituale, dann Zuschieben des Schwarzen Peters an den DFB-Kontrollausschuss und - wenn der Entscheidungen trifft - allgemeine Empörung über Kollektiv-Strafen, kann auf Dauer nicht die Lösung sein", äußerte der 55-Jährige.
Grindel fordert deshalb eine Debatte über die Fan-Kultur. "Der Kontrollausschuss erfüllt seine satzungsgemäßen Aufgaben. Aber die Diskussion darüber zu führen, was zur Fan-Kultur gehört und was unterbunden werden muss, können seine Entscheidungen nicht ersetzen", äußerte der frühere CDU-Bundestagsabgeordnete: "Die Vereine müssen ein Interesse daran haben, dass insbesondere Familien auch weiter angstfrei das Stadion besuchen können."
In diesem Zusammenhang sieht Grindel die Gefahr, dass die Politik dem Profifußball das Heft des Handelns aus der Hand nehmen könnte. "Es macht großen Sinn, in den Vereinen mit den Fans die Diskussion zu führen, wie man die eigene Stadionordnung ernst nimmt", sagte Grindel: "In der Innenministerkonferenz wird seit langer Zeit auch über die Lage in den Stadien diskutiert. Es darf niemals die Situation entstehen, dass die Politik irgendwann über Fragen wie Stehplatz-Verbote, personalisierte Tickets und Begrenzung der Auswärts-Fans entscheidet."
Auch mit Blick auf die Diskussion über die Kosten-Übernahme von Polizei-Einsätzen bei Hochrisikospielen sind für Grindel die Profiklubs gefordert. Es dürfe "nicht der Eindruck entstehen, dass die Vereine innerhalb der Stadien, wo sie die Verantwortung tragen, die Probleme nicht im Griff" haben: "Gerade um die Politik zu bestärken, die Vereine nicht finanziell in Anspruch zu nehmen, ist es wichtig, dass es in den Stadien zu möglichst wenigen Zwischenfällen kommt."
Zuletzt hatte bereits DFL-Boss Christian Seifert die jüngsten Verfehlungen verschiedener Ultra-Gruppen verurteilt und härtere Maßnahmen gefordert. "Es steht außer Frage: Die Verhaltensweise von einigen Fans ist asozial — das hat nichts mehr mit kritischer Meinungsäußerung zu tun", hatte Seifert gesagt: "95 Prozent der Zuschauer ist nicht mehr klarzumachen, warum Stadien aussehen wie militärische Krisengebiete, weil über der Stadt die Hubschrauber kreisen und vermummte Polizisten herumlaufen."