Alles oder nichts: Für Beckert zählt nur Edelmetall

Alles oder nichts: Für Beckert zählt nur Edelmetall
Deutschlands bester Langstrecken-Eisschnellläufer Patrick Beckert startet am Sonntag den ersten Angriff auf die ersehnte Olympia-Medaille. Über 5000 m rechnet sich der Erfurter große Chancen aus.
Es gab da diese Vision im Hause Beckert. Bei den Winterspielen in Pyeongchang wollten die vier Erfurter Eisschnelllauf-Geschwister Stephanie, Jessica, Pedro und Patrick gemeinsam auf olympischem Eis stehen. "4x Beckert 2018" - noch immer ist der Slogan auf der Homepage der Familie zu finden. Das Vorhaben erwies sich als reine Utopie: Einzig Langstreckler Patrick startet bei den Kufen-Events im Gangneung Oval - aber, immerhin, mit Visionen.
Der 27-Jährige peilt auf den Langstrecken die ersehnte erste Olympia-Medaille an. Anders als die Familien-Mission soll der ehrgeizige Plan dieses Mal nicht scheitern. "Zufrieden kehre ich nur zurück, wenn ich mir meinen Traum erfüllt habe", sagte Beckert: "Ich weiß, dass es keine Garantie gibt. Ich bin einer der Kandidaten für die Medaille. Es freut mich, um das Podest zu laufen."
Vier Jahre Arbeit für zwei Tage
Zwei Starts hat Beckert in Pyeongchang geplant. Am Sonntag über 5000 m sowie auf dem "langen Kanten" über 10.000 m (15. Februar) zählt er jeweils zum erweiterten Favoritenkreis. Vier Jahre hat er auf diese beiden Tage hingearbeitet und dafür so manche Hürde in Kauf genommen.
Nach seinem nicht mal so schlechten Abschneiden in Sotschi mit Platz sechs über 10.0000 m hatte Beckert alles auf den Prüfstand gestellt. Er brach mit den Gepflogenheiten, schloss sich zwischenzeitlich einem niederländischen Privatteam an und nahm dafür vorübergehend Sanktionen durch den deutschen Verband sowie finanzielle Einbußen in Kauf. "Es wurden mir Steine in den Weg gelegt. Aber wenn man Dinge erreichen will, muss man seine eigenen Wege gehen", sagte er.
"Die letzten Jahre ging es eigentlich immer bergauf"
Beckert ist ein stiller, zurückhaltender Typ. Er zieht ruhige Abende vor dem Fernseher wilden Partys vor, schätzt die Harry-Potter-Filme oder die Erfolgsserie Game of Thrones. Konfliktscheu ist er deshalb nicht.
Der Weg, den Beckert einschlug, lag abseits der Norm. Doch der Erfolg gibt ihm recht. Zweimal holte er inzwischen WM-Bronze, zuletzt im Vorjahr auf der neuen Olympia-Bahn in Gangneung. Er hält die deutschen Rekorde auf seinen Strecken (6:07,02 Minuten über 5000 m/12:52,76 über 10.000 m), im Weltcup zählt er zu den festen Größen.
"Die letzten Jahre ging es eigentlich immer bergauf. Das hat mich in meinen Weg bestätigt und macht mich auch stolz", sagte Beckert: "Es hat noch kein Deutscher geschafft, diese Zeiten zu laufen." Seine Erfolge hätten auch bei Kritikern die letzten Zweifel beseitigt, "man hat mich in Ruhe gelassen", er konnte seinen Weg gehen.
Großes Lob für den Trainer
Auf diesem Weg sind zwei Personen unersetzlich. Der Kanadier Gabriel Girard begleitet Beckert als Trainer, mitunter auch aus der Ferne. Und da ist sein jüngerer Bruder Pedro, dessen Olympia-Traum sich (noch) nicht erfüllte, der seinem Bruder als verlässlicher Trainingspartner aber stets unterstützt.
"Es ist wichtig, dass man jemanden an seiner Seite hat, mit dem man klar kommt. Wir sind ein eingespieltes Team, er sorgt für ein mega entspanntes Trainingsklima", sagte Patrick Beckert: "Das ist wichtig, um Höchstleistung bringen zu können."
Wenn Beckert am Sonntag (16 Uhr OZ/8 Uhr MEZ) auf das Eis geht, wird Bruder Pedro fehlen. Gemeinsam mit den Schwestern Stephanie und Jessica wird er jedoch in der Hoffnung mitfiebern, damit sich zumindest eine Vision der Beckerts erfüllt.