Das SID-Kalenderblatt am 20. Mai: Willi Daume stirbt in München
Das SID-Kalenderblatt am 20. Mai: Willi Daume stirbt in München
Willi Daumes Lebenskreis schloss sich dort, wo bislang letztmals Olympische Spiele auf deutschem Boden stattfanden.
Hamburg (SID) - Sein von den fünf Ringen maßgeblich geprägter Lebenskreis schloss sich dort, wo bislang letztmals Olympische Spiele auf deutschem Boden stattfanden. In einer kleinen Wohnung im Olympischen Dorf der Spiele von München 1972 verbrachte Willi Daume seine letzten Lebensjahre, ehe er am 20. Mai 1996 im Alter von 82 Jahren in der bayerischen Landeshauptstadt starb.
Multifunktionär Daume war der unbestrittene "Mr. Olympia" der alten Bundesrepublik. 31 Jahre stand der Unternehmer aus Dortmund dem Nationalen Olympischen Komitee für Deutschland vor, dem Internationalen Olympischen Komitee gehörte er sogar 35 Jahre an.
Zehn Jahre Mitgliedschaft im olympischen Männerorden reichten dem einstigen Basketball- und Handballspieler, um 1966 Olympia nach München zu holen. Wie selbstverständlich wurde er OK-Chef der Spiele und litt unsäglich beim Terroranschlag auf die israelische Olympiamannschaft.
Die internationale Politik ließ den Besitzer einer Eisengießerei in Dortmund acht Jahre später im Kampf um den IOC-Thron krachend scheitern. Bei der Wahl zum neuen Präsidenten war Daume gegen Juan Antonio Samaranch chancenlos. Denn der Spanier repräsentierte in Moskau ein Teilnehmerland, Deutschland hingegen hatte sich wegen des russischen Einmarschs in Afghanistan dem Lager der Boykotteure angeschlossen.
Davon unberührt blieb Daumes olympisches Lebenswerk in positiver Erinnerung. Wirtschaftlich war ihm kein Erfolg mehr beschieden. Für sein Unternehmen musste er 1993 einen Vergleichsantrag stellen. Dem einst so mächtigen Sportmanager blieb nur noch sein winziges Münchner Refugium.