Das SID-Kalenderblatt am 6. September 1972: Olympia-Attentat endet tragisch

Das SID-Kalenderblatt am 6. September 1972: Olympia-Attentat endet tragisch
Hamburg (SID) - Als um 1.32 Uhr auf dem Fliegerhorst Fürstenfeldbruck der letzte Schuss gefallen war, bot sich ein Bild des Grauens: Beim missglückten Befreiungsversuch von neun israelischen Olympiateilnehmern aus der Gewalt palästinensischer Terroristen kamen alle Geiseln, fünf Kidnapper und ein bayerischer Polizist ums Leben. Die an den ersten Tagen so heiteren Spiele von München 1972 hatten auf brutalste Weise ihre Unschuld verloren.
Die beispiellose Tragödie hatte 21 Stunden zuvor im Olympischen Dorf begonnen. Um die als Kontrast zu den Nazispielen von 1936 in Berlin bewusst eher lax gehaltenen Sicherheitsvorkehrungen wissend, drangen acht Mitglieder der Organisation "Schwarzer September" in das Haus in der Connollystraße 31 ein. Sie töteten zwei Sportler und nahmen elf Athleten als Geiseln.
Mehr als 200 inhaftierte Gesinnungsgenossen sollten freigepresst werden. Nachdem mehrere Ultimaten verstrichen waren, flogen Geiseln und Geiselnehmer am Abend per Hubschrauber nach Fürstenfeldbruck. Um 22.38 Uhr fielen die erste Schüsse, mit Unterbrechungen dauerten die Schusswechsel insgesamt fast drei Stunden.
Sämtliche sportlichen Wettkämpfe waren bereits am Nachmittag abgebrochen worden. Abbruch oder Fortführung: Das Internationale Olympische Komitee entschied schon vor der offiziellen Trauerfeier im Olympiastadion, die Spiele von München fortzusetzen. "The games must go on" - diese Worte des scheidenden IOC-Präsidenten Avery Brundage gingen in die Sportgeschichte ein.
Das Unbekümmerte, das Unbeschwerte, das die ersten Tage der "heiteren Spiele" geprägt hatte, es war unwiederbringlich dahin. Was noch gelang, war eine würdige Abschlusszeremonie am 11. September, einen Tag später als geplant. Sie war ruhig, sie war besinnlich, sie war würdevoll. 40 bayerische Trachtengruppen füllten den Innenraum. Schweigend. Und ohne zu tanzen.