Kanadas Eiskunstläufer vergolden neuen Teamspirit

Kanadas Eiskunstläufer vergolden neuen Teamspirit
Aus einer wackligen Mini-Holztribüne an der Stirnseite der Eisfläche wurde nach der Siegerehrung die wohl kleinste Partyzone Kanadas. Wie pubertierende Jugendliche feierten die Eiskunstläufer vom "Team Canada" ihr erstes olympisches Mannschafts-Gold. Ihre fanatischen Fans im Oberrang der Gangneung Ice Arena jubelten aus der Distanz kräftig mit.
Vier Jahre lang war die olympische Niederlage von Sotschi 2014 gegen Gastgeber Russland "immer wieder bitter aufgestoßen", so Eistanz-Olympiasieger Scott Moir. Umso süßer schmeckte die Revanche gegen den Erzrivalen, auch weil sie dank eines entscheidenden Strategiewechsels gelang.
"Wir hatten in Sotschi genauso viel Potenzial, haben es aber nicht ausgeschöpft. Das musste diesmal anders werden, und es ist anders geworden", sagte Ex-Weltmeister Patrick Chan, der allein 18 von 20 möglichen Punkten zum Teamgold beisteuerte. Und damit selbst das beste Vorbild für die neue Teamtaktik war.
Verpflichtung der Stars zahlt sich aus
Extrawürste gab es diesmal nämlich nicht, auch die Stars wurden für beide Wettbewerbsteile "dienstverpflichtet". Neben Chan und den Tanz-Olympiasiegern Tessa Virtue/Moir auch die ehemaligen Paarlauf-Weltmeister Meagan Duhamel und Eric Radford.
Das gab den Ausschlag, denn bei der Konkurrenz wurde mächtig rotiert - und am Ende verloren. Weltmeisterin Jewgenija Medwedjewa stellte sich den am Ende zweitplatzierten Olympischen Athleten aus Russland nur für das Kurzprogramm zur Verfügung, gleiches galt für US-Star Nathan Chen. Die USA holten Bronze. Olympiasieger Yuzuru Hanyu verzichtete gleich komplett auf einen Start für Japan.
Hoffnung auf einen Popularitätsschub
Dass die Kanadier diesen noch recht neuen Teamwettbewerb - Pyeongchang erlebte erst die zweite Auflage - wichtiger als bisher nahmen, könnte ihn auch außerhalb Olympias populärer machen. Zum regulären Programm von Eiskunstlauf-Weltmeisterschaften gehört er bislang nicht.
Käme es da zu einer Neuorientierung, bei der Deutschen Eislauf-Union wäre man damit durchaus einverstanden. "Es wäre wichtig für uns, öfter unsere Leistung in der Breite dokumentieren zu können", sagte Sportdirektor Udo Dönsdorf. Nach der Rückkehr aus Südkorea ist der siebte Platz bei anstehenden Finanzierungsgesprächen sicherlich hilfreich.
Übrigens: Über personelle Rotationen kann und muss man bei der DEU derzeit nur begrenzt nachdenken: Denn in drei von vier Disziplinen hat sich für Olympia in Korea nur jeweils ein deutscher Teilnehmer qualifiziert.