Athletenkommission: Sportförderung breiter aufstellen
Athletenkommission: Sportförderung breiter aufstellen
Berlin (SID) - Die DOSB-Athletenkommission will die Sportförderung in Deutschland breiter aufstellen. "Wir haben den Vorschlag gemacht, das Portfolio der Athletenförderung zu erweitern", sagte Max Hartung, Vorsitzender des Gremiums nach einer Sitzung des Bundestags-Sportausschusses: "Die direkte Athletenförderung läuft zu allergrößten Teilen über die Bundeswehr, Zoll oder Polizei. Das ist nicht für alle Sportler ein gangbarer Weg."
Nicht alle Sportler seien beispielsweise gesundheitlich in der Lage, bei der Bundeswehr Dienst zu leisten. Auch stünden teilweise moralische oder gesundheitliche Bedenken einer Anstellung entgegen. Anfang Februar hatte Hartung in einem Interview die Sportförderung durch die Bundeswehr offen infrage gestellt. Er bemängelte Ausbildung, Übernahmechancen und Verwaltungsaufwand bei der Bundeswehr.
"Wir hatten ein Gespräch mit der Bundeswehr, das sehr positiv war. Ich bin guter Hoffnung, dass die Bundeswehr ihr Programm intern verbessert", sagte Hartung: "Aber wir wollen bei der Forderung bleiben: Es muss noch eine Alternative geben. Die Sporthilfe alleine kann das aufgrund begrenzter finanzieller Mittel nicht leisten."
Als Riposte auf die Äußerungen des Säbel-Weltmeisters von 2014 hatte die Bundeswehr einen Antrag, ihn zur Vorbereitung auf die Fecht-Weltmeisterschaften im Sommer in Leipzig zu einer Wehrübung einzuberufen und ihn damit wirtschaftlich abzusichern, unter Hinweis auf das Interview abgelehnt. Dieses Problem sei inzwischen durch Gespräche ausgeräumt worden, Hartung kann seine Wehrübung antreten.
Auch der renommierte Sportökonom Wolfgang Maennig hatte die Förderstruktur der Bundeswehr in einer Anhörung vor dem Sportausschuss kritisiert. In einer Studie stellte der Ruder-Olympiasieger von Seoul 1988 fest, dass die Sportsoldaten in den Olympiamannschaften von London 2012 (14,8 Prozent) und Rio 2016 (15,8 Prozent) im Schnitt signifikant weniger Medaillen gewannen als der Rest des Teams. Maennig errechnete, dass die Medaille eines Sportsoldaten mindestens das Siebenfache einer Medaille eines Athleten koste, der durch die Sporthilfe gefördert werde.