Vor-Saisoncheck: Ist der BVB bereit für 21/22?

Am Samstagabend (18:30 Uhr) startet Borussia Dortmund mit der Partie gegen Eintracht Frankfurt in die Saison 2021/2022 der Fußball-Bundesliga. Ist der BVB bereit für die neue Spielzeit? Wie lief die Vorbereitung? Wie sieht es in den einzelnen Mannschaftsteilen aus? Was macht Sorgen, was macht Hoffnung? Der Vor-Saisoncheck:

Neuer Impuls von außen

Der neue Trainer Marco Rose hat bereits einiges umgestellt. Bei Trainingseinheiten ist der 44-Jährige nicht selten mit Taktiktafeln unterwegs, um den Stars seine Spielideen näherzubringen. Vieles deutet darauf hin, dass der BVB unter Rose taktisch flexibler sein wird. Zudem nutzt der Coach jede Gelegenheit für Einzelgespräche, in denen es nicht nur um Fußball geht, um seine Spieler besser kennenzulernen. Die Chemie scheint zu stimmen.

Abgänge sorgen für Umbruch

Die Borussia wird in 21/22 vor allem im offensiven Mittelfeld ein ganz neues Gesicht zeigen (müssen). Noch ist offen, ob der Abgang von Jadon Sancho - der sich für 85 Mio. Euro ManUnited anschloss - adäquat aufgefangen werden kann. Neben Sancho kann der BVB auch nicht mehr auf die Erfahrung von Urgestein Lukasz Piszczek zurückgreifen, der seine Karriere beendete.

Wer könnte noch gehen?

In Leonardo Balerdi, Jeremy Toljan und Sergio Gómez wurde bereits ein Trio abgegeben, das ohne Chance auf Spielzeit war. Nico Schulz (Bild) und Marius Wolf wurden in der Vorbereitung von Rose zwar mehrfach berücksichtigt, gelten aber weiterhin als Verkaufskandidaten. Auch Keeper Roman Bürki steht aufgrund des Überangebots auf seiner Position vor einem Wechsel.

So lief die Vorbereitung

Die ersten Testspiele (allesamt ohne die EM-Fahrer) liefen noch mäßig an. Auf ein 2:0 gegen Gießen folgte eine 1:3-Pleite gegen den VfL Bochum und ein 0:2 gegen Bilbao. Die Generalprobe gegen Bologna ging dann jedoch mit 3:0 an die Schwarzgelben. Zeit zum Einspielen mit den EURO-Teilnehmern gab es bislang jedoch kaum bis gar nicht.

Ausrufezeichen im Pokal

Anders als einige Bundesliga-Konkurrenten auf den anderen Plätzen zeigte der BVB im DFB-Pokal gegen den bereits eingespielten SV Wehen Wiesbaden einen souveränen Auftritt und ließ dem Drittligisten dank eines Dreierpacks des bestens aufgelegten Erling Haaland keine Chance. Die Auftakthürde zu einer guten Saison ist damit genommen und auch Rose hat ersten Kredit angesammelt.

Fragezeichen beim Sancho-Ersatz

Sorgenkind oder Volltreffer? Diese Frage ist bei Neuzugang Donyell Malen noch nicht zu beantworten. Im Pokal ließ der Niederländer, der zu diesem Zeitpunkt erst eine gute Woche trainiert hatte, ansprechende Ansätze durchblitzen, vergab jedoch auch aus bester Position freistehend vor dem SVWW-Keeper. Dem 22-Jährigen fehlt noch spürbar die volle Fitness. Rose selbst sagte: 'Bei Doni merkt man, dass er noch ein bisschen braucht.'

DIE MANNSCHAFTSTEILE: Mehr Stabilität im Tor?

Nach den schwankenden Torwartleistungen in den letzten Jahren hofft man nach der Verpflichtung von Gregor Kobel auf Besserung. Beim VfB ließ der Schweizer, der in Ansätzen schon mit Manuel Neuer verglichen wird, sein unheimlich großes Potenzial bereits durchblitzen. Ob er beim BVB aber wirklich den nächsten Schritt machen wird, ist noch offen. In Vorbereitung und Pokal agierte er souverän, den Rest muss die Saison zeigen.

Sorgen in der Abwehr I

Die ohnehin nicht immer sattelfeste BVB-Abwehr wird zu Saisonbeginn noch anders aussehen als mutmaßlich nach einigen Spieltagen. Mats Hummels fällt vorerst mit Knieproblemen aus, auch Raphael Guerreiro (Wade) wird wohl fehlen. Bislang agierte Rose zumeist mit Viererkette, in der sich vorerst Felix Passlack, der wie im letzten Jahr eine gute Vorbereitung spielte, und Nico Schulz beweisen dürfen. Aber wohl nicht auf Dauer.

Sorgen in der Abwehr II

Denn wenn Hummels und Dan-Axel Zagadou (Knie-OP) zurückkehren, könnte es auch auf eine Dreier-Innenverteidigung (mit Emre Can) hinauslaufen, deutete Rose bereits an. Ob Schulz dann überhaupt noch Teil des BVB-Kaders ist, ist offen.

Hoffnung im Mittelfeld I

Deutlich eindeutiger als in der Abwehr gestaltet sich die Lage im Mittelfeld. Rose hat die Qual der Wahl. Dank der Rückkehr des lange vermissten Axel Witsel (Achillessehnenriss), der bei der EM zeigte, dass wieder auf ihn zu zählen ist, kehrt die nötige defensive Stabilität ins Mittelfeld zurück. Mahmoud Dahoud lieferte eine starke Vorbereitung ab, auch Jude Bellingham ist bereit. Ein möglicher Abgang von Thomas Delaney täte nicht allzu sehr weh.

Hoffnung im Mittelfeld II

Auch im offensiven Bereich muss sich der BVB keine Gedanken machen. Marco Reus verzichtete auf die EM und präsentiert sich nun in Top-Form. Bleibt er gesund, könnte er der X-Faktor im Offensivbereich werden. 'Wir haben den Kader, um Deutscher Meister zu werden, den Pokal zu gewinnen und in der Champions League weiterzukommen', gab der Kapitän zuletzt die Marchrichtung vor.

Abhängigkeit im Sturm I

Erling Haaland hat bereits im Pokal gezeigt, dass der BVB weiter auf ihn zählen kann. 60 Tore in 60 Pflichtspielen hat er mittlerweile auf dem Konto, ist topfit und macht nicht den Eindruck, als würde er jemals nachlassen. Die Abhängigkeit von Haaland birgt jedoch auch Gefahren. Was passiert, wenn der Norweger länger ausfällt?

Abhängigkeit im Sturm I

Ob Neuzugang Donyell Malen adäquat einspringen kann, ist noch nicht zu beantworten. Ebenso wenig wie die Frage, ob sich Malen und Haaland in einem möglichen Zweiter-Sturm, den Rose taktisch anpeilen könnte, richtig gut verstehen. Klar ist: Haaland kennt Das Spiel mit einem Sturmpartner aus Salzburg. Und auch dort traf er wie am Fließband. Im Hintergrund lauern zudem Youssoufa Moukoko und Steffen Tigges auf Einsätze.

Prognose I

Wohin geht der Weg für den BVB in der kommenden Saison? Definitiv weit nach oben. Der BVB konnte das Grundgerüst des Kaders halten, mit Witsel kehrt zudem ein ganz wichtiger Faktor im Mittelfeld zurück. Gewöhnt sich Malen schnell an die Bundesliga und wird zudem noch torgefährlicher, ist die Offensive trotz des Sancho-Abgangs gewappnet. ...

Prognose II

In der Abwehr hingegen gibt es zum aktuellen Zeitpunkt noch zu viele Fragezeichen, um ein hinlängliches Fazit zu ziehen. Klar ist: die Qualität ist beim BVB definitiv vorhanden, um den FC Bayern im Titelkampf anzugreifen. Vieles wird davon abhängen, ob es Rose schafft, aus den vielen Einzelkönnern ein eingeschworenes Team zu formen, das auch mögliche Rückschläge wegstecken kann.

Mögliche Aufstellung zu Saisonbeginn

Kobel - Passlack, Can, Akanji, Schulz - Bellingham, Witsel, Dahoud - Reus - Malen, Haaland