Joachim Löw: Eine Ära mit Licht und Schatten
Mit dem Achtelfinal-Aus bei der EM 2021 endet die Zeit von Joachim Löw als Bundestrainer. Beim DFB hat der 61-Jährige eine Ära geprägt mit großen Erfolgen, aber auch bitteren Niederlagen. Wir blicken zurück auf 15 wechselhafte Jahre:
12. Juli 2006: Der Anfang
Als Nachfolger von Jürgen Klinsmann, unter dem er zuvor zwei Jahre als Co-Trainer arbeitet, übernimmt Joachim Löw die Geschicke der deutschen A-Nationalmannschaft. Sein Debüt am 16. August 2006 gewinnt er souverän mit 3:0 gegen Schweden.
Deutschland scheitert bei der EM 2008
Bei der Europameisterschaft 2008 in Österreich und der Schweiz kommt Löws Auswahl nur langsam in Fahrt. Dennoch steht Deutschland letztlich im Finale gegen Spanien. Die Iberer sind jedoch, wie in den Folgejahren, eine Nummer zu groß.
Spanien beendet deutsche Träume
Joachim Löws Auswahl gehört bei der Weltmeisterschaft von 2010 in Südafrika zu den besten Teams. Im Achtelfinale muss England (4:1) dran glauben, im Viertelfinale erleidet Argentinien (4:0) um Nationaltrainer Diego Maradona ein böses Erwachen. Doch abermals beendet Spanien (0:1) die deutschen Träume, am Ende wird Deutschland Dritter.
Perfekte Quali - aber wieder kein Titel
In Europa ist die deutsche Auswahl in der Folge, zumindest in der Qualifikation nicht zu schlagen. Zehn Siege fährt Löw mit seinen Nationalspielern in zehn EM-Qualifikationsspielen ein - Rekord. Als es im Sommer 2012 bei der Euro in Polen und der Ukraine ums Ganze geht, ist Italien im Halbfinale Endstation.
DFB-Elf auf dem Weg zur Spitze
Nicht ohne Grund zählt die deutsche Fußball-Nationalmannschaft ein Jahr später zu den besten der Welt. Die Qualifikation für die WM 2014 in Brasilien schließen Löw und Co. mit neun Siegen und einem Unentschieden ab. Der Bundestrainer lässt offensiven Fußball zeigen. Große Stützen in der Mannschaft sind die Champions-League-Sieger des FC Bayern um Bastian Schweinsteiger.
Der größte Erfolg: Weltmeister 2014
Joachim Löw hat es geschafft. Nach 1954, 1974 und 1990 gewinnt eine deutsche Nationalmannschaft wieder eine Weltmeisterschaft. In Brasilien begeistert 'Die Mannschaft' mit attraktivem Fußball, großem Siegeswillen und sympathischem Auftreten. Historisch zudem das 7:1 im Halbfinale gegen die Gastgeber. Nach der Rückkehr wird auf der Fanmeile in Berlin ausgiebig gefeiert.
Nicht nur in der Heimat gefeiert
Nach dem Weltmeistertitel ist Löw der gefeierte und gefragte Mann. In seiner Heimat im Schwarzwald wird ihm ein ganz besonderer Empfang bereitet. Zudem gewinnt Löw die Auszeichnung zum FIFA-Trainer des Jahres.
EM endet erneut im Halbfinale
Nach Abschluss der EM 2016 gilt die DFB-Auswahl, in der überwiegend die Weltmeister von 2014 stehen, für viele als beste Mannschaft des Turniers. Trotzdem ist im Halbfinale gegen die französischen Gastgeber Schluss. Das Vertrauen in den Bundestrainer ist dennoch ungebrochen, wenngleich mehr und mehr kritische Stimmen aufkommen.
Generalprobe für die Titelverteidigung
Mit einem durchaus umstrittenen Perspektivkader geht Joachim Löw den Confed Cup im Sommer 2017 in Russland an, für den der amtierende Weltmeister automatisch qualifiziert ist. Der Bundestrainer setzt auf junge und aufstrebende Spieler wie Timo Werner und Leon Goretzka. Confed-Cup-Kapitän Julian Draxler darf am Ende den Pokal in den Nachthimmel von St. Petersburg heben. Doch dann folgt der Absturz.
Das WM-Debakel
Nie zuvor schneidet eine deutsche Nationalmannschaft derart schlecht ab wie die Löw-Auswahl im Sommer 2018. Der Bundestrainer übernimmt hinterher die Verantwortung, spricht von 'arroganten' Fehlern, sein allein auf Ballbesitz orientierter Fußball gilt als überholt. Der DFB spricht dem angezählten Löw auf der mit rund 110 Minuten längsten Pressekonferenz der Verbandsgeschichte dennoch sein Vertrauen aus.
Die Affäre um Mesut Özil
2018 tritt Joachim Löws Stammspieler Mesut Özil infolge einer Kontroverse um ein Foto mit dem türkischen Präsidenten Recep Erdogan zurück. Aus der Affäre kommt auch der Bundestrainer nicht unbeschadet heraus, zu lange hält er sich öffentlich bedeckt.
Die Ausbootung des Weltmeister-Trios
Keine andere Personal-Entscheidung schlägt in Löws Bundestrainer-Karriere höhere Wellen, als die Ausbootung von Mats Hummels, Thomas Müller und Jérôme Boateng. Das Weltmeister-Trio wird für den neu eingeleiteten Umbruch aussortiert, Kritik hagelt es von allen Seiten.
Der endgültige Absturz
Seit der WM-Pleite strauchelt die von Löw trainierte Mannschaft mehr oder minder durch die Wettbewerbe und verspielt den hohen Kredit bei den Fans. Das Länderspiel-Jahr 2020 ist der vorzeitige Tiefpunkt des Absturzes. Im Nations-League-Duell gegen Spanien geht das DFB-Team mit 0:6 unter. Löw darf dennoch weitermachen.
Das Ende einer Ära
DFB-Direktor Oliver Bierhoff stellt seinem Bundestrainer trotz aller Kritik ein gutes Zeugnis aus und stellt klar, dass Joachim Löw die durch die Corona-Pandemie auf Sommer 2021 verschobene EM sowie die WM 2022 begleiten soll. Letztlich kommt es anders: Löw erklärt, dass er sein Amt als Bundestrainer nach der Euro niederlegen wird. Nach durchwachsenen Auftritten scheidet die Mannschaft im Achtelfinale gegen England aus. Nur Sepp Herberger coachte die DFB-Elf länger als er. Eine Ära endet.
