Das SID-Kalenderblatt am 11. November: Die Katastrophe von Kaprun

Das SID-Kalenderblatt am 11. November: Die Katastrophe von Kaprun
München (SID) - Sie stieg auch an diesem verhängnisvollen 11. November 2000 in die Gondel hinauf auf das Kitzsteinhorn oberhalb von Kaprun in Österreich, nicht unüblich für sie selbst, aber: Sie hätte, wie so viele andere, auch die Standseilbahn nehmen können.
Warum sie an jenem Samstag vor 20 Jahren die Gondel nahm, "weiß ich selbst nicht mehr", berichtete sie einen Tag später. Auf jeden Fall rettete diese womöglich unbewusste Entscheidung der erfolgreichsten deutschen Freestyle-Skifahrerin das Leben. Sandra Schmitt (19), Buckelpisten-Weltmeisterin von 1999, und vier deutsche Nachwuchsrennläufer hatten kein Glück.
Mittermayer, Siegerin des Demonstrationswettbewerbs auf der Buckelpiste bei den Olympischen Spielen 1988 und Zweite zehn Jahre später in Nagano, veranstaltete auf dem Kitzsteinhorn Buckelpisten-Camps für Jedermann. Schmitt, Goldhoffnung für Olympia 2002 in Salt Lake City, wollte zum Training auf den 3203 Meter hohen Berg in den Hohen Tauern.
Mittermayer saß gerade in der Gondel nach oben, als das Unglück geschah. "Da war auf einmal Stromausfall. Über Handy haben wir dann von dem Brand gehört, und ich habe nur gedacht: Hoffentlich ist nichts Schlimmes passiert, weil da sitzt doch die Sandra drin", berichtete sie: "Das ist alles so schlimm, du bist so machtlos."
Gegen neun Uhr morgens hatte der bergauf fahrende Zug der Gletscherbahn Kaprun 2 Feuer gefangen. 155 Menschen starben, sie erlitten allesamt eine tödliche Rauchgasvergiftung. Das Unglück ist bis heute die größte Katastrophe, die sich nach dem Zweiten Weltkrieg in Österreich ereignete. Nur zwölf der 162 Passagiere des Bergauf-Zuges konnten sich retten.
Glück hatte dagegen auch Josef Ferstl. Der Sieger des Super-G von Kitzbühel 2018 befand sich schon oben am Berg, er sah den Rauch aus der Bergstation ziehen. Zu den Toten gehörten sein Onkel Franz, der als Trainer eine Kinder-Skigruppe betreute, und sein bester Freund Massimo. "Es war ein Wahnsinn, weil ich genauso hätte dabei sein könne", sagte Ferstl der tz.
Neben Schmitt und deren extra angereisten Eltern kamen auch vier junge deutsche Skirennläufer ums Leben, die vom früheren Weltcup-Slalomläufer Peter Roth betreut wurden. Der mehrfache deutsche Meister war an diesem Samstag freilich nicht mit zum Kitzsteinhorn gefahren: Wegen gesundheitlicher Probleme hatte er seine Gruppe einem anderen Trainer anvertraut.
Die vier Jugendlichen Jahrgang 1987 gehörten zu einer Gruppe mit den hoffnungsvollsten deutschen Talenten, die Fahrt nach Kaprun war eine Fördermaßnahme des Deutschen Skiverbandes (DSV). Neben ihnen kamen auch drei Trainer ums Leben. Der damalige Generalsekretär Helmut Weinbuch nannte das Unglück die "größte Tragödie, die dem Skisport passieren konnte".