Schnee-Ritter der Kokosnuss: Tonga-Taekwondoka Taufatofua wagt sich zur Ski-WM

Schnee-Ritter der Kokosnuss: Tonga-Taekwondoka Taufatofua wagt sich zur Ski-WM
Lahti (SID) - Als Pita Taufatofua Ende 2016 erstmals auf Langlauf-Ski stand, hatte der weltberühmte Taekwondo-Kämpfer aus Tonga drei Fragen. "Hält der Helm Kokusnüsse aus?", wollte der 33-Jährige wissen, "kann ich mit den Stöcken auch Tiere jagen?" und schließlich: "Wie bremse ich eigentlich?". Drei Monate später hat Taufatofua offenbar Antworten gefunden, am Mittwoch startet der Exot bei der WM in Lahti.
Taufatofua ist in Tonga eine Art Nationalheld, seit er bei der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele in Rio die Fahne des Königreichs aus dem Südpazifik trug. Taufatofua stolzierte in traditioneller Tonga-Tracht, vor allem aber präsentiert er Millionen TV-Zuschauern seinen muskulösen Oberkörper - den er vorher mit Kokosöl eingerieben hatte. Die Zahl seiner Fans bei Instagram stieg von quasi Null auf 143.000, mehr als Tonga Einwohner hat.
Seinen einzigen Kampf verlor Taufatofua in Brasilien, schaffte es aber dennoch in die US-Zeitschrift Sports Illustrated und auf die Liste der erotischsten Männer der Welt des Magazins Who. Taufatofuas neuestes Ziel heißt nun Pyeongchang. Um auch bei den Winterspielen 2018 für Tonga am Start zu sein, wartet bei der WM in Finnland ein erster Härtetest.
"Vor zwei Jahren habe ich das erste Mal Schnee gesehen und mich sofort verliebt", verriet der Mann mit den sechs Vokalen im Namen dem Nachrichtensender CNN: "In Tonga bin ich eher an Sand gewöhnt. Ich möchte allen dort zeigen, dass alles möglich ist. Taufatofuas Geschichte weckt Erinnerungen an das jamaikanische Bobteam, das sich 1988 für Olympia qualifizierte und im Kino-Film "Cool Runnings" verewigt wurde.
Ob auch seine Geschichte einmal verfilmt wird? "Eines Tages vielleicht", sagte der Quereinsteiger, dessen Experiment gemischte Reaktionen hervorruft. "Er sieht eingeölt besser aus als mit Ski an den Füßen", schrieb der zweimalige Langlauf-Olympiasieger Petter Northug bei Facebook. Immerhin: Anders als der ebenfalls aus Tonga stammende Rodler Bruno Banani änderte er seinen Namen nicht in den eines zahlungskräftigen Sponsors.
Taufatofua sieht seine Mission nicht als Witz, sondern als Herausforderung. Im Trainingslager im bayerischen Isny holte er sich im Januar das nötige Rüstzeug, am Mittwoch geht es in Lahti darum, einen Startplatz für das 15-Kilometer-Rennen eine Woche später zu erobern. Taufatofua trifft dabei auf andere Exoten, aber auch auf Läufer mit deutlich mehr Erfahrung.
Seine Chancen sind gering, aber was kümmert das schon einen Mann, der es bis zu Olympischen Sommerspielen geschafft hat. "Als Kind hatte ich den Traum von Olympia, und ich habe es geschafft", sagt Pita Taufatofua: "Ok, man muss ein bisschen verrückt sein. Aber ich bin stur. Und ich liebe Herausforderungen."