Detlev Buck: Seine Rolle in "Magical Mystery" gab es wirklich
Detlev Buck spielt in "Magical Mystery oder: Die Rückkehr des Karl Schmidt" den Techno-Label-Boss Ferdi. Diese Figur gab es wirklich. Wer dahintersteckt und welche echte Techno-Größe im Film tatsächlich zu sehen ist, verrät Buck im Interview.
Filmemacher Detlev Buck (54) spielt in "Magical Mystery oder: Die Rückkehr des Karl Schmidt" (Kinostart: 31. August) Ferdi, den Chef des erfolgreichen Berliner Techno-Labels Bumm Bumm Records. Zusammen mit seinen Star-DJs geht er Mitte der 1990er Jahre auf Deutschland-Tour durch die Clubs. Als Manager und Fahrer des Tourbusses engagiert er seinen alten Kumpel Karl "Charlie" Schmidt (Charly Hübner, 44), der am Tag der Maueröffnung mit einem Nervenzusammenbruch in die Psychiatrie eingewiesen wurde (Schluss von "Herr Lehmann") und seither ein tristes Leben in einer Anti-Drogen-WG führte...
Viele Rollen in der Sven-Regener-Romanverfilmung gab es wirklich. Wer die Vorlage für besagten Plattenboss Ferdi war, was die aufregendste Szene bei den Dreharbeiten so besonders machte und was er über die Loveparade denkt, erklärt Detlev Buck im Interview mit spot on news:
Welche Rolle hat Techno in den 1990er Jahren in Ihrem Leben gespielt?
Detlev Buck: Techno hat in meinem Leben eine große Rolle gespielt, weil ich nach der Wende in der Stadt lebte, in der die Bewegung groß wurde. Erst ging es in den Clubs ab, plötzlich war sie auch auf der Straße und wuchs zu einer Millionenbewegung. Ein bisschen vermisse ich dieses Flower-Power-Ding auch.
Waren Sie bei den ersten Loveparades dabei?
Buck: Bei der ersten oder zweiten nicht, aber irgendwann hörte ich plötzlich Musik und bin dann zum Ku'damm und dachte nur: "Das is ja lustig!" Das hat mir schon gefallen. Ich bin auch ab und zu in die Clubs. Aber ich war keiner von denen, die komplett versackt sind und nicht mehr rauskamen. Die Gefahr bestand und es ist schon auch einigen passiert.
Viele Figuren in "Magical Mystery" haben reale Vorlagen. Wen spielen Sie im Film?
Buck: Die Figur, die ich im Film spiele, gab es auch wirklich. William Röttger hat Westbam entdeckt und gemanagt und die Loveparade ins Leben gerufen. Vor zwei Jahren ist er gestorben. Er war ein Kind der Hippie-Zeit und hat den Geist der Flower-Power-Generation mit in die damals neue Techno-Bewegung getragen. Deswegen war die Sonnenblume auch das große Symbol der Loveparade. Er war wirklich ein Chef-Ideologe. Am Schluss kamen 1,5 Millionen Menschen zur Parade nach Berlin. Alle waren willkommen, jeder durfte mitmachen - in diesem Sinne ist es eine schöne Bewegung gewesen. Aber jede Masse, die nicht weiterwächst, zerfällt irgendwann und dann ist eben auch die Techno-Bewegung zerfallen. Leider endete alles mit einer Katastrophe.
Sind reale Techno-Größen im Film zu sehen?
Buck: Ja, da gibt es einige. Westbam ist als Döner-Verkäufer zu sehen. Einige echte DJs legen auch auf. In den Szenen im Club in Bremen spielen echte Label-Besitzer mit.
Was war die aufregendste Szene beim Dreh?
Buck: Sicherlich die Szenen, die wir während der Mayday gedreht haben. Das war schon toll: Du bist in Dortmund und plötzlich sind da wirklich 30.000 Menschen, die dieser Bewegung immer noch folgen. Während der Hochzeit des Techno musste man ja einfach nur irgendwo die Musik anmachen und alle haben getanzt. Das kennt man heute gar nicht mehr, dieses free and love and peace and go...
Haben die Mayday-Besucher gemerkt, dass gedreht wurde?
Buck: Ja, aber wir haben ja nicht gesagt "Musik aus, bitte leise", sondern die Veranstaltung lief einfach weiter, also hat es keinen interessiert. Konkret gedreht wurden ja auch immer nur 50 bis 100 Leute, die wie damals gestylt waren und keine Handys hatten. Auch bei den Außendrehs mussten wir jedes Auto, das nicht in die Zeit passte, wegfahren. Bei "Herr Lehmann" war es dasselbe. Auch die Locations für "Magical Mystery" zu finden, war im heutigen Berlin nicht mehr so einfach. Die Szene, in der wir zum Essen gehen und zurück, ist in der Auguststraße gedreht worden. Da gibt es noch genau drei solche Häuser.
Drogen spielen in der Techno-Szene eine große Rolle. Auch im Film. Würden Sie "Magical Mystery" als Anti-Drogen-Film bezeichnen?
Buck: Naja. Ich glaube, der wird auch auf Festivals gezeigt, bei denen man einen Joint dazu rauchen kann (lacht). Es wird aber natürlich schon deutlich gezeigt, was die Drogen anrichten. Darüber hinaus ist es aber schon auch eine Art Lebenssucht, Feiern bis zum Umfallen und sich Wegbeamen aus einer bestimmten Realität, auch durch die Musik... Das ist ja auch das Besondere an Karl "Charlie" Schmidt (Charly Hübner), der hat das alles schon durch und ist wesentlich bodenständiger.
McDonald's spielt eine Rolle im Film. Immer wieder kehrt die Truppe dort ein. Bei "Fack ju Göhte 2" war das Fastfood-Restaurant ebenfalls viel zu sehen, was allerdings als zu viel Werbung kritisiert wurde. Wie sehen Sie es hier?
Buck: McDonald's hat nichts gesponsert, dazu sind die Jungs im Film ja auch viel zu fertig. Das würde keine Firma haben wollen. Ich würde fast behaupten wollen, dass man für diese Truppe gar kein Sponsoring findet. Es ist einfach in der Romanvorlage so, dass der Drogenkonsum mit Fastfood bei McDonald's kompensiert wird.
Sie selbst sind Produzent, Regisseur, Drehbuchautor... In "Magical Mystery" sind Sie mal wieder "nur" als Schauspieler zu sehen. Wie fühlt sich das an?
Buck: Am Ende des Tages ist man erschöpft, egal, in welcher Funktion man dabei ist - was mich immer wieder wundert. Grundsätzlich bin ich einfach gerne ein Teil von einem Film. Ob als Produzent, Drehbuchautor, Regisseur, Schauspieler, manchmal mache ich auch Kamera, ist mir dabei nicht so wichtig. Ich mag den Prozess des Filmemachens mit Menschen, die ich mag. Es geht mir nicht darum, immer nur mein Ding durchzuziehen. Ich verstehe mich nicht als Chef, dem alle nur zuarbeiten müssen. Ich verstehe mich als Teammitglied: Der beste Vorschlag, die beste Idee soll sich durchsetzen.