"Midnight Special": Sci-Fi-Thriller mit Retro-Charme

Bei "Midnight Special" fallen einem große Vorbilder ein. Steven Spielberg etwa, oder John Carpenter. Vor ihnen verstecken muss sich Jeff Nichols mit seinem Sci-Fi-Thriller definitiv nicht.
Eltern halten ihren durch und durch gewöhnlichen Nachwuchs ja gerne mal für etwas ganz besonderes. Doch was, wenn das Kind wirklich einzigartige Fähigkeiten besitzt und einerseits als Messias verehrt, andererseits als Gefahr für die Menschheit angesehen wird? Jeff Nichols erzählt in seinem neuen Film "Midnight Special" die spannende Geschichte des Jungen Alton, der gemeinsam mit seinem Vater (Michael Shannon) sowohl vor religiösen Extremisten, als auch vor der Polizei fliehen muss.
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Klare Vorbilder
Von welchen Regisseur-Schwergewichten sich Nichols für "Midnight Special" inspirieren ließ, liegt auf der Hand. Von John Carpenter etwa, jedoch nicht von dessen berühmten Horror-Streifen wie "The Thing" oder "The Fog", sondern von seinem Sci-Fi-Film "Starman" aus dem Jahr 1984 mit Jeff Bridges.
Auch Steven Spielberg ist klar als Vorbild zu erkennen: 1977 versetzte seine "Unheimliche Begegnung der dritten Art" die Kinogänger in Staunen, rund 40 Jahre später bekommt der Klassiker eine Art Hommage spendiert. "Midnight Special" ist erfrischend "Old School", ohne altbacken zu wirken und sollte Fans der besagten Inspirationsquellen spielend leicht für sich gewinnen.
Never change a winning Team
Regisseur Nichols und Hauptdarsteller Shannon verbindet eine langjährige und erfolgreiche Zusammenarbeit. Schon im Debütfilm "Shotgun Stories" von 2007 kooperierten die beiden, ebenso wie in "Take Shelter" und "Mud" 2011 beziehungsweise 2012. Auch in "Midnight Special" ist es vor allem Shannon, der als ebenso verzweifelter wie leidenschaftlicher Vater brilliert.
Doch auch seine Co-Stars liefern ab. Egal ob Joel Edgerton, Kirsten Dunst, Adam Driver oder der ungemein starke Jaeden Lieberher, der den achtjährigen Alton mimt - das Ensemble von "Midnight Special" ist durch die Bank überzeugend und lädt zum Mitfiebern ein.
Ein Film der fordert
"Midnight Special" wirft definitiv mehr Fragen auf, als er beantwortet. Das wird einigen Zuschauer sauer aufstoßen, ist aber in Filmzeiten, in denen alles lieber einmal zu oft denn einmal zu wenig erklärt wird, eine willkommene Abwechslung. Der Film lässt Interpretationsspielraum, fordert die Fantasie des Publikums und lädt zur Diskussion lange nach dem Abspann ein. Was würde einen heute schon noch das Ende von "Inception" beschäftigen, wüsste man ganz genau, ob der vermaledeite Kreisel nun umgefallen ist, oder nicht?
Fazit:
Wer die Sci-Fi-Klassiker aus den 70er und 80er Jahren mochte, wird "Midnight Special" lieben. Regisseur Jeff Nichols gelingt es, den Charme und die Spannung von Carpenter und Spielberg zu rekonstruieren, ohne altbacken oder innovationslos zu wirken.