Omar Sy: "Kinder brauchen Grenzen"
Omar Sy kennen viele aus dem Kino-Hit "Ziemlich beste Freunde". In seinem neuen Film "Plötzlich Papa" muss er sich überraschend als Vater beweisen. Wie er seine eigenen Kinder erzieht und was er vom US-Remake von "Ziemlich beste Freunde" hält, erzählt er im Interview.
Der französische Film "Ziemlich beste Freunde" wurde zum großen Hit. Das ungleiche Duo Omar Sy (38) und Francois Cluzet (61) räumte einen Preis nach dem anderen ab. Der zuvor eher unbekannte Omar Sy dreht mittlerweile einen Film nach dem anderen. Zuletzt spielte er in den Großproduktionen "X-Men: Zukunft ist Vergangenheit", "Jurassic World" und "Inferno" mit. Ab 5. Januar ist Omar Sy wieder auf den deutschen Kinoleinwänden zu sehen.
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In dem französischen Film "Plötzlich Papa" spielt er Samuel, einen Lebemann ohne Verantwortungsgefühl und wirklichen Plan im Leben. Als ihm sein einstiger One-Night-Stand Kristin (Clémence Poésy) plötzlich seine kleine Tochter Gloria (später: Gloria Colston) präsentiert und sich aus dem Staub macht, muss Samuel ganz schnell erwachsen werden... Ob Omar Sy, selbst Vater von vier Kindern, ein strenger Papa ist und wie er es findet, dass "Ziemlich beste Freunde" in den USA neu aufgelegt wird, erzählt er im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news:
In "Plötzlich Papa" hat Ihre Figur Samuel mit Sprachbarrieren zu kämpfen. Ist das etwas, womit Sie persönlich auch vertraut sind?
Omar Sy: Oh ja, für mich war das sehr ähnlich. Mein Englisch war anfangs auch eher bescheiden. Es war sehr schwierig, andere Personen zu verstehen und verstanden zu werden. Auch im Alltag war es hart, ganz gleich ob Radio oder Fernsehen, alle sprachen zu schnell. Es war wie ein Albtraum.
Ihre Co-Stars im Film sind ein Baby und ein junges Mädchen. Wie war das am Set?
Omar Sy: Es war eine wunderbare Erfahrung und es hat mir große Freude bereitet. Gloria ist eine Frohnatur und wirklich sehr talentiert.
Man hat das Gefühl, Sie hatten eine Menge Spaß zusammen...
Omar Sy: Es war herrlich. Mir wurde erlaubt, wieder ein Kind zu sein. Ich durfte alles Mögliche anstellen. Es war wirklich großartig. Ich habe versucht, das Kind zu sein und sie hat versucht, die Erwachsene zu spielen.
Ihre Figur Samuel setzt auf jede Menge Spaß in der Erziehung. Haben Sie einen ähnlichen Erziehungsstil mit Ihren eigenen Kindern?
Omar Sy: Ich versuche, die Balance zu halten. Aber Kinder brauchen Grenzen. Natürlich haben wir Spaß zusammen, aber ich muss hin und wieder auch streng sein.
Samuel nimmt es gegenüber Gloria mit der Wahrheit nicht ganz so genau. Greifen Sie bei Ihren Kindern hin und wieder auf Notlügen zurück?
Omar Sy: Als sie kleiner waren, halfen hier und da kleine Tricks, um sie zu beruhigen. Oder ich mache mal einen Witz über etwas, den sie ernst nehmen. Kurze Zeit später sage ich ihnen dann aber immer die Wahrheit.
Samuel ist zudem chaotisch und etwas unorganisiert. Wie sieht es bei Ihnen aus?
Omar Sy: Ich bin überhaupt nicht organisiert. Es fällt mir wirklich schwer. Ich bin sehr froh, das meine Frau alles im Griff hat.
In "Plötzlich Papa" geht es auch um Ängste und Sorgen. Was ist Ihre größte Angst?
Omar Sy: Ich denke, es ist das Schlimmste im Leben, alleine zu sein. Ich habe wirklich Angst, allein zu sein.
Gibt es etwas, worüber Sie sich noch wie ein Kind freuen können?
Omar Sy: Über das Leben an sich. Ich versuche stets, das Kind in mir am Leben zu halten. Mein Beruf zum Beispiel gibt mir dazu die Möglichkeit. Und ich versuche, das Leben wie ein Kind zu genießen.
Samuel versorgt die Direktorin von Glorias Schule mit eigentlich geheimen Informationen. Können Sie Geheimnisse bewahren?
Omar Sy: Ich kann Geheimnisse eine sehr lange Zeit für mich behalten. Ich bin in einer Gegend aufgewachsen, da war es besser, Geheimnisse zu bewahren. (lacht)
Samuel ist ein Stuntman. Machen Sie Ihre Stunts selbst?
Omar Sy: Ich darf nicht alles selbst machen, aber das meiste im Film bin tatsächlich ich. Ich liebe solche Szenen und will viel selbst machen. All die lustigen Stunt-Sequenzen stammen von mir. Die wirklich gefährlichen Sachen hat dann der Profi erledigt. (lacht)
Eine Botschaft des Films ist, dass Familie nicht unbedingt blutsverwandt sein muss. Stimmen Sie dem zu?
Omar Sy: Auf jeden Fall. Das wichtigste in einer Familie ist die Liebe. Sobald man jemanden liebt, gehört die Person zur Familie. Da geht es nicht um Rasse, Alter oder Geschlecht. Es geht schlichtweg um Liebe - und Familie ist Liebe.
Gibt es Figuren aus Ihren früheren Filmen, die Sie gerne noch einmal spielen würden?
Omar Sy: Natürlich, ich denke zum Beispiel Bishop [ "X-Men: Zukunft ist Vergangenheit"] oder auch Barry [ "Jurassic World"] könnten durchaus interessant sein. Allerdings habe ich für das Sequel von "Jurassic World" bislang nichts gehört. Ich drehe viele unterschiedliche Filme und bin darüber sehr glücklich. Ich bin offen für alles.
Würde eine Fortsetzung von "Ziemlich beste Freunde" für Sie in Frage kommen?
Omar Sy: Nein, es gibt ein wunderschönes Ende und das war's.
Es gibt ein amerikanisches Remake zu "Ziemlich beste Freunde". Wie finden Sie das?
Omar Sy: Ich kann es kaum erwarten, den Film zu sehen. Ich bin sehr gespannt, wie sie die Geschichte umsetzen werden. Denn es ist auch eine Story über die Gesellschaft in Frankreich. Daher bin ich gespannt, wie sich das auf Amerika übertragen lässt.
Haben Sie noch Kontakt zu Ihrem Co-Star Francois Cluzet?
Omar Sy: Natürlich, wir haben etliche Filme zusammen gedreht. Wir kannten uns bereits vor "Ziemlich beste Freunde". Und aufgrund dieser wunderbaren Erfahrung werden wir für immer miteinander verbunden sein.