"Planet der Affen: Survival": Ein Kriegsfilm mit Primaten

Durchaus ein Kunststück: Der dritte Teil der "Planet der Affen"-Sequels setzt erzählerisch und emotional einen neuen Standard der Reihe - ist für manche Kinogänger aber wohl zu düster.
Als sich "Planet der Affen: Prevolution" im Jahr 2011 das ambitionierte Ziel steckte, die Vorgeschichte des weltberühmten Originals mit Charlton Heston zu erzählen, glaubten nicht wenige an ein vorprogrammiertes Desaster. Doch übertraf der Film von Rupert Wyatt (44) nicht nur die Erwartungen, er lieferte ein Paradebeispiel dafür ab, wie ein Sequel zu einem Klassiker auszusehen hat. Nach einem soliden zweiten Teil von Matt Reeves (51) bittet mit "Planet der Affen: Survival" der Filmemacher erneut zum Affentanz - und der fällt dermaßen düster und eindringlich aus, dass er an Kriegsfilme der Marke "Apocalypse Now" erinnert.
Leben und leben lassen?
Egal wie oft einzelne Individuen der jeweiligen Spezies es versuchen, eine friedliche Koexistenz zwischen Affen und Menschen scheint einfach nicht möglich zu sein. Erneut hat es ein skrupelloser Colonel (Woody Harrelson, 56) auf Caesar und seinesgleichen abgesehen und zwingt ihnen einen tödlichen Konflikt auf. Nachdem vor allem die Affen schwere Verluste hinnehmen mussten, beginnt selbst Caesar, seinen letzten Funken Sympathie für die Menschheit zu verlieren - und sinnt auf Rache.
Gemeinsam mit einer Handvoll seiner treuesten Kumpanen begibt sich Caesar auf die beschwerliche Reise zum Stützpunkt des verrückt gewordenen Soldaten, der seine Kameraden wie einen Kult führt. Doch auf dem Weg machen sie die Bekanntschaft mit einem menschlichen Mädchen, das ohne ihre Hilfe zum Tode verurteilt wäre. Widerwillig nimmt Caesar die Kleine in seine Gruppe auf, die ihre Fähigkeit zu sprechen völlig eingebüßt zu haben scheint. Viel Platz für Mitleid ist zunächst aber nicht im Herzen des intelligenten Affen, er will den blutrünstigen Colonel tot sehen - und verkommt dabei selbst fast wieder zur Bestie.
Affocalypse Now
Wer die ersten beiden Teile der Reihe gesehen und gemocht hat, für den könnte "Survival" einen Kulturschock darstellen. Zwar fiel bereits der zweite "Planet der Affen"-Streifen recht düster aus, im Vergleich zur dritten Ausgabe mutet er aber wie ein Kinderfilm an. Nicht zu Unrecht trägt der neueste Teil im englischen Original den Titel "War For The Planet Of The Apes" - den der blutige und schonungslose Krieg zwischen Menschen und Affen kehrt mit ihm auf die Leinwand ein.
Zermürbende Scharmützel im Wald erinnern an Oliver Stones "Platoon", Woody Harrelsons diabolischer Colonel - das wird in gleich mehreren Szenen mehr als deutlich - an Marlon Brandos berühmten Oberst Kurtz aus "Apocalypse Now". Aber auch die deutsche Kriegsgeschichte wird auf grausame Weise vor Augen gerufen: Wenn die Affen bis zur Erschöpfung und ohne genügend Essen in Gefangenenlagern schuften müssen, erinnert das an Konzentrationslager und geht ungemein an die Nieren. Und einigen Zuschauern, die sich seichtere Actionunterhaltung gewünscht haben, wohl zu weit.
Affe statt Mensch
Überhaupt müssen sich Kinogänger auf eine erneute Umgewichtung der Handlung einstellen. Während Teil eins noch zum großen Teil aus der Sicht der Menschen geschildert wurde und dies sich in Teil zwei ungefähr die Waage hielt, setzt "Survival" ausschließlich auf die Primaten-Perspektive. Den schleichenden moralischen und physischen Niedergang der Menschheit mit diesem Kniff darzustellen, macht aus Reeves neuem Film etwas Besonderes. Er verwandelt einen für die stolzen 140 Minuten Laufzeit quasi selbst in einen Affen - und als solcher hat man wenige Sympathien für die kriegstreibende Gattung Mensch.
Wenn, ja wenn das kleine verwaiste Mädchen nicht wäre, dargestellt von Amiah Miller (13). Für diese Rolle wurde wohl das Kind mit den größten und ausdrucksstärksten Augen dieser Erde gesucht - und gefunden. Als fleischgewordenes Kindchenschema fungiert sie als vielleicht letztes Bindeglied zwischen Menschen und Affen. Ihre Beziehung zum liebevollen Orang-Utan Maurice, so viel sei versprochen, wird jedem noch so beinharten Kriegsfilm-Veteranen die Tränen in die Augen jagen.
Ein typischer Serkis
Standesgemäß gut, aber deswegen nicht minder lobend hervorzuheben, ist die Leistung von Andy Serkis als Caesar. Seit Gollum aus "Herr der Ringe" hat sich der Brite ein Monopol für glaubhafte Verkörperungen von computeranimierten Wesen aufgebaut. Eines, das ihm so schnell wohl niemand streitig machen kann. Harrelson als Despot mit posttraumatischer Belastungsstörung ist dabei ein würdiger Gegenpol. Einer, den man trotz all der Abscheu, die seine Taten in einem hervorrufen, zumindest im Ansatz verstehen kann.
Fazit:
Wer mal wieder eine richtig gute und unterhaltsame Zeit im Kino verbringen will, der sollte "Planet der Affen: Survival" meiden. Der Film weckt mit seinen schonungslosen Darstellungsformen Erinnerungen an die dunkelsten Kapitel der Menschheitsgeschichte - von Sklaverei bis hin zu Genozid. Nein, unterhaltsam ist das nicht. Aber ausgesprochen sehenswert.