"The Circle": Was kann die Bestseller-Verfilmung?

Dave Eggers Bestseller-Roman "The Circle" erobert die Leinwand. Doch wirklich überzeugen kann die Verfilmung nicht. Trotz Emma Watson in der Hauptrolle - oder gerade deswegen?
Es ist soweit: "The Circle" startet am 7. September in den Kinos. Der gleichnamige Roman war ein Bestseller, der Film dürfte jedoch nur die wenigsten begeistern. Der amerikanische Autor Dave Eggers (47) beschwört in der Buchvorlage eine gar nicht so unwahrscheinliche Zukunft herauf. Im Mittelpunkt steht das Unternehmen "The Circle", das die Kunden mit einer umfassenden Internet-Identität ausstattet. Facebook, Google, WhatsApp und Online-Banking in einem, wenn man so will.
Emma Watson: Eine Fehlbesetzung
Geblendet von der Macht und dem hippen Image stürzt sich die junge Mae (Emma Watson) in ihren neuen Job bei einem erfolgreichen Internet-Konzern. Sie ordnet ihr komplettes Ich der Arbeit unter und zieht auch ihre Familie sowie ihren Ex-Freund in den Sog des Kreises hinein. Und hier hätten wir schon das erste Problem des Films. Emma Watson, die engagierte UN-Botschafterin und Frauenrechtlerin, als naives, langweiliges und vollkommen unreflektiertes Mädchen? Ziemlich unglaubwürdig.
Vielleicht wollten die Macher damit verdeutlichen, dass die Gehirnwäsche des "Circles" bei jedem funktioniert. Vielleicht wollten sie aber auch nur einen großen Namen auf das Plakat schreiben. Denn spätestens als sich Mae begeistert auf eine Video-Überwachung, 24 Stunden am Tag, einlässt, geht die Glaubwürdigkeit völlig verloren.
Wichtige Fragen werden hier komplett übergangen. Für den Toilettengang kann sie etwa den Ton zwar kurzzeitig abschalten, aber wie sieht es beim Duschen, Baden, Sex aus? Dass der Film das Problem der Privatsphäre im fortschreitenden Internet-Zeitalter anspricht, ist eigentlich lobenswert. Leider kratzt er aber viel zu sehr an der Oberfläche. Wie bei eigentlich allem.
Nachdenken unerwünscht
Sogar die komplizierte Liebesgeschichte, die sich im Original zwischen Mae und dem mysteriösen Kalden (John Boyega) anbahnt, wird im Film simplifiziert und irgendwie verdreht. Wer das Buch nicht gelesen hat, kommt hier, wie in vielen anderen Erzählsträngen, nicht mit - und wer es getan hat, wird spätestens beim veränderten und ziemlich absurden Ende den Kopf schütteln.
Kann Tom Hanks es retten?
Kleine Lichtblicke sind Maes Ex-Freund Mercer (Ellar Coltrane), der die Macht des "Circles" in Frage stellt, und Tom Hanks, der den Mitgründer Eamon Bailey spielt. Die Szenen, in denen er als charismatischer Gründer zu sehen ist, bringen zumindest ein bisschen Abwechslung und Spannung. Leider gibt es davon nur so wenige, dass es schon fast dreist ist, mit Hanks Namen für den Kinofilm zu werben.
Fazit:
Generell gilt: "The Circle" hat eine Reihe hervorragender Schauspieler in schlechten Rollen und behandelt ein unheimlich wichtiges Thema in überraschend schlechter Umsetzung. Aber zumindest eines bleibt: Egal, ob man den Film nun liebt oder hasst, genau wie das Buch regt er zum Nachdenken über den technischen Fortschritt an, führt vielleicht sogar zu Diskussionen. Und das ist schon mal mehr, als so einige andere Hollywood-Filme schaffen.