Wunderschöne Dystopie: Darum ist "Blade Runner" absoluter Kult

Ein genialer Antagonist, eine raffinierte Story und mehrere Genres zum Preis von einem. Darum ist "Blade Runner" auch heute noch Kult pur.
Ab dem 5. Oktober und über 30 Jahre nach dem Original läuft in Deutschland die Sci-Fi-Hoffnung "Blade Runner 2049" in den Kinos an. Die Sorge vieler Fans, dass die Fortsetzung den hohen Erwartungen nicht gerecht werden könnte, ist durchaus nachvollziehbar. Zum einen hat sich seit 1982 einiges im Filmsektor getan. Zum anderen erarbeitete sich der Streifen von Ridley Scott (79) in dieser Zeitspanne einen derartigen Kultstatus, dass umso mehr mit Argusaugen nach Fehlern beim Nachfolger von Denis Villeneuve (50) gesucht werden dürfte. Doch warum ist "Blade Runner" eigentlich ein Meilenstein der Filmgeschichte?
Genre-Mix der Sonderklasse
Na klar, fällt der Name "Blade Runner", denkt man zu aller erst an all die bahnbrechenden Versatzstücke des Sci-Fi-Genres, die der Film geprägt hat und die noch heute gerne kopiert, aber selten erreicht werden. Doch "Blade Runner" ist so viel mehr. Es ist ein düsterer "Film Noir", wie sie in den 50er Jahren so beliebt waren und für die ein gewisser Humphrey Bogart (1899-1957) die Exklusivrechte gepachtet zu haben schien. "Blade Runner" ist aber auch eine tragische Liebesgeschichte der Marke Romeo und Julia - mit Androiden. Zudem hat Ridley Scott Elemente des Horrors in den ungewöhnlichen Genre-Mix eingeflochten. Prädikat "einmalig".
Die Zukunftsvision
Selten wurde eine Zukunftsvision stimmiger (und düsterer) inszeniert, als 1982. Im ewigen Smog der Großstadt wabern riesige Hologramm-Reklamen durch den Nebel, die meisten Tiergattungen sind schon längst vom Planeten gefegt, der Zuschauer vor dem Fernseher kann den Unrat der gescheiterten Zukunfts-Zivilisation förmlich riechen. So sehr einen viele Aspekte der Welt von "Blade Runner" auch abstoßen, so faszinierend sind sie zugleich. Ähnlich wie bei "Das fünfte Element", wenn auch am genau anderen Ende des Klamauk-Spektrums.
Grübelnde Generationen
Ist er ein Replikant oder doch ein Mensch? Schon mehrere Generationen an Cineasten müssen sich in Hinblick auf Harrison Fords (75) Figur diese Frage gestellt haben. Je nachdem, welches der mehreren Enden des Films sie gesehen haben. Ford und Scott sind sich da selbst nicht unbedingt einig. Der Regisseur sagte schon in einigen Interviews, Rick Deckard sei ein Replikant, der Schauspieler sieht dies gerne anders. Was das aber zeigt, ist, wie sehr "Blade Runner" Raum für persönliche Interpretation lässt. Und über genau solche Filme wird im Zweifelsfall auch noch Jahrzehnte später geredet...
Ein philosophischer Antagonist
Für viele stammt das Highlight von "Blade Runner" aus den Niederlanden und hört auf den Namen Rutger Hauer (73). Als todgeweihter Replikant Roy Batty hat er nicht nur eine Leinwandpräsenz, die es mit jener von Ford aufnehmen kann. Die platinblonde Killermaschine meuchelt sich einerseits durch die so verhasste Menschheit, nur um andererseits den wohl philosophischsten Endmonolog der Kinogeschichte zu halten - mit einer weißen Taube in der Hand. "Gigantische Schiffe, die brannten, draußen vor der Schulter des Orion. Und ich habe C-Beams gesehen, glitzernd im Dunkeln, nahe dem Tannhäuser Tor. All diese Momente werden verloren sein in der Zeit, so wie Tränen im Regen. Zeit zu sterben".