ARD-Doku zeigt Einblicke in die teuerste Schule der Welt: "Nichts ist auch nur ansatzweise vergleichbar"

Zwischen malerischen, schneebedeckten Bergen liegt in der Schweiz das kleine Örtchen Gstaad. Doch statt Bauern, Kühen und Skitouristen tummeln sich hier die Reichen und Schönen - und ihre Kinder. Denn in diesem Dorf liegt der Wintercampus des Internats Le Rosey, der teuersten Schule der Welt. ARD-Reporter Tim Schreder erhält in der neuen Reportage "Y-Kollektiv: Die teuerste Schule der Welt" (abrufbar in der ARD-Mediathek) einen exklusiven Einblick in den Alltag am Internat, trifft Schüler und Verantwortliche.
Statt eines normalen Schulgebäudes erwarten die Kinder und Jugendlichen des Internats mehrere Chalets, in denen die Klassenräume untergebracht sind. Überhaupt ist an Le Rosey wenig normal: Im Winter ist Skifahren Pflicht, im Sommer geht es dann an den Genfer See, hier liegt der zweite Campus des Internats. Kleine Klassen, teure Projekte, lange Schultage und Lehrer, die wie Freunde sind - dafür zahlen die Eltern der 460 Schüler aus 71 Ländern mehr als 160.000 Euro im Jahr. Zum Vergleich: In Deutschland fließen aus öffentlichen Haushalten etwa 9.000 Euro pro Jahr und Schüler an eine gewöhnliche Schule (ohne Internat).
In der Presse werde Le Rosey manchmal als "Schule der Könige" bezeichnet, erzählt Felipe Laurent, doch "es sind ganz unterschiedliche Familien. Es gibt Filmstars, es gibt Politiker, es gibt Unternehmer. Es gibt Royals." erklärt er. Der Kolumbianer war früher selbst Schüler des Internats und ist heute verantwortlich für die Kommunikation der Schule. Während der Dreharbeiten ist er stets an der Seite des Reporters.
Die Schüler stehen unter Druck: "Ich habe das Bedürfnis abzuliefern"
"Schon genial fand ich das", erinnert sich der 15-jährige Andras an seine Ankunft auf dem Wintercampus von Le Rosey. Er kommt aus einer deutschen Unternehmerfamilie und geht bereits das zweite Jahr auf das Internat. Mehr Details erfährt Schreder nicht über den Schüler - zur Sicherheit.
Sein Tag beginne um 6.30 Uhr, erzählt Andras, eine Stunde später mache er sich von seinem Boardinghouse auf den Weg zum Unterricht. "Wir haben Breakfast-Check-in um 8 Uhr. Dann, um 8.10 Uhr geht es mit der Schule los. Gegen 12 Uhr haben wir eine Mittagspause und danach wieder Schule. Oder Skifahren, kommt darauf an, was für ein Tag das ist." Der Unterricht findet in kleinen Klassen von maximal zwölf Schülern statt. "Das ist supergenial, weil dann kann man direkt mit dem Lehrer sprechen", findet Andras.
Bei einer Führung durch die Gebäude des Sommercampus zeigt Laurent ARD-Reporter Schreder verschiedene Projekte und Aktivitäten, an denen Schüler sich beteiligen können und müssen. Während die einen an einem Rover bauen, spielen die anderen im schuleigenen Kammerorchester; einige Schüler haben sogar schon einen Satelliten ins All geschickt. Außerdem ist jeden Tag Sport Pflicht. Dabei werden die Kinder und Jugendlichen ständig bewertet. "Es setzt mich unter Druck. Ich habe das Bedürfnis abzuliefern", erzählt Maria dem ARD-Reporter. Sie kommt aus einer wohlhabenden Schweizer Familie. "Aber das ist etwas, womit man lernt umzugehen."
"In the long term, finde ich, dass es sich total lohnt"
Selbst der Abend ist durchgetaktet. Spätestens um 20 Uhr müssen die Schüler in ihrem Boardinghouse sein, ihre Anwesenheit wird von einer Lehrkraft kontrolliert, die ebenfalls dort wohnt. "Bis 9.30 Uhr sollen wir studieren. Natürlich Hausaufgaben machen, weil im Laufe des Tages hat man nicht viel Zeit, die verschiedenen Hausaufgaben zu machen", erklärt Andras, der dem ARD-Reporter sein Zimmer in Gstaad zeigt. Wie alle anderen teilt er sich den eher spärlich eingerichteten Raum mit einem anderen Schüler.
Andras sieht seine Eltern eigentlich nur am Wochhenende, manchmal auch unter der Woche, wenn es die Schule erlaubt. Daran gewöhne man sich nach einiger Zeit, sagt der 15-Jährige, genauso wie an die wenige Freizeit. Und warum das ganze? "In the long term, finde ich, dass es sich total lohnt", erklärt der Schüler. Er würde lernen, Verantwortung zu übernehmen und mit Menschen umgehen muss.
"Nichts ist auch nur ansatzweise vergleichbar mit dem, was ich hier gesehen habe"
Viele der Schüler kämen aus so reichen Familien, dass Le Rosey die einzige Möglichkeit für sie sei, "normal" zu sein, erklärt Laurent. Hier seien sie einer von vielen und nichts Besonderes. Trotz des Reichtums ihrer Eltern sind Designerhandtaschen und teurer Schmuck eher selten zu sehen, stellt ARD-Reporter Schreder fest. Dennoch: "Nichts ist auch nur ansatzweise vergleichbar mit dem, was ich hier gesehen habe", sagt er. "Wie eine andere Welt", sei das Internat. Die Ungleichheit beschäftigt den Reporter.
Ob er manchmal über diese ungerechte Chancenverteilung nachdenken würde, fragt Schreder den Leiter und Besitzer von Le Rosey, Christophe Gaudin. Sie würden andere Schulen unterstützen und sicherstellen, "dass die Rosianer wissen, dass alles, was sie hier lernen, ein Privileg ist", erklärt dieser. Fair findet Schreder es nicht, doch der Reporter hat Verständnis. Schließlich würden Eltern stets das beste für ihre Kinder wollen, auch wenn es nicht das beste für die Gesellschaft ist.
Die Reportage "Y-Kollektiv: Die teuerste Schule der Welt" ist in der ARD Mediathek verfügbar.