Grünen-Chef kritisiert Kulturstaatsminister Weimer scharf, da greift Lanz ein

Die Ernennung des neuen Kulturstaatsministers Wolfram Weimer sorgte mancherorts für Irritationen. Seine Kritiker werfen dem Nachfolger von Grünen-Politikerin Claudia Roth vor, er sei ein rechtskonservativer Ideologe, der als Kulturstaatsminister ungeeignet ist. Eine Meinung, die auch der Grünen-Co-Vorsitzende Felix Banaszak am Donnerstagabend bei "Markus Lanz" teilte. Er unterstellte Weimer, dass er keinen Unterschied zwischen Rechts und Links mache: "Ich halte das für eine fatale Gleichsetzung und auch für eine fatale Verharmlosung des rechts-autoritären Rucks, den wir überall auf der Welt (...) erleben."
Nachdem Markus Lanz sichtlich irritiert reagiert hatte, argumentierte Banaszak, der Kulturstaatsminister sehe alles andere als das traditionelle Familienbild als "Bedrohung für unsere Kultur": "Herr Weimer sagt: 'Wir drohen im Prinzip uns biologisch selbst auszulöschen.'" Banaszak ergänzte energisch: "Das ist Weimer!" Der ZDF-Moderator korrigierte den Grünen-Politiker prompt und stellte klar: "Nein, nein, nein! Ist es nicht!" Banaszak ließ sich davon jedoch nicht beirren und sagte: "Doch, das ist es natürlich."
Wolfram Weimer: "Das ist eine Form von Stigmatisierung, die mich verletzt"
Der Grünen-Co-Vorsitzende wetterte weiter, dass er einfach "ein Ungleichgewicht" und eine "Erklärungsnot" bei Weimer sehe, wenn es um die Bedrohung der Demokratie gehe. Statt die harschen Vorwürfe zu ignorieren, konterte Wolfram Weimer schließlich kopfschüttelnd: "Es ist einfach eine Falschdarstellung!" Der Verleger ergänzte, dass er es als "ehrverletzend" empfinde, zu insinuieren, "ich sei ein irgendwie völkisch denkender Mensch".
Weimer erzürnte sich: "Das ist eine Form von Stigmatisierung, die mich verletzt, weil Sie kennen mich. Sie wissen, wo ich politisch stehe - und das ist die liberale Mitte dieses Landes. Und zu stigmatisieren, als sei ich irgendwie völkisch denkend, das finde ich einfach nicht in Ordnung." Der neue Kulturstaatsminister echauffierte sich, dass der Grünen-Politiker damit ein perfektes Beispiel "für Cancel Culture" liefere und damit das rechte Lager stärke.
"Wir in der Mitte müssen uns einander zugestehen, dass der Andere vielleicht auch recht haben könnte mit seinem Argument. Das nenne ich demokratische Integrität", merkte Weimer streng an. Felix Banaszak schien davon jedoch wenig überzeugt zu sein. Er konterte stattdessen nüchtern: "Sie sind ja ganz offensichtlich gerade nicht gecancelt, und Sie haben mir gerade vorgeworfen, ich würde Sie mundtot machen wollen. Offensichtlich sitzen Sie ja hier!"
"Das ist nicht in Ordnung": Kulturstaatsminister weist Vorwürfe zurück
Statt die Aussage des Grünen-Politikers hinzunehmen, stichelte Weimer zurück: "Stigmatisieren wollen Sie mich (...) und das ist nicht in Ordnung!" Der Verleger warnte in dem Zusammenhang vor den verengten Debattenräume in der heutigen Gesellschaft, die den rechten und linken Rändern am Ende in die Karten spielen würden. Dem musste Markus Lanz zustimmen: "Die Debattenräume sind wirklich eng geworden."
Journalistin Julia Löhr nickte ebenfalls und sah in der Problemursache auch die Politik der Grünen, denn: "Dieses Reinregieren in das Private, da haben die Grünen es übertrieben." Als die Politik der Grünen im Fokus stand und in dem Zusammenhang auch der Aufstieg von Parteien wie der AfD analysiert wurde, musste Felix Banaszak schließlich zugeben: "Natürlich haben die Grünen einen Anteil an der gesellschaftlichen Entwicklung in den letzten Jahren - auch an den negativen davon. Das habe ich nie geleugnet."