"Lanz & Precht": Ist Trump nur ein "nützlicher Idiot" für Tech-Oligarchen wie Musk und Co.?

Mächtige Tech-Milliardäre, ein Narzisst als Präsident und die Nationalgarde, die gegen das eigene Volk eingesetzt wird: Sind die gegenwärtigen Entwicklungen in den USA ein Vorbote von dem, was uns auch hierzulande in einigen Jahren erwartet? Eine große Frage, der sich Markus Lanz und Richard David Precht in der neuen Ausgabe ihres Podcasts "Lanz & Precht" widmeten. "Das, wovor wir uns fürchten müssen, ist Rollback. Der Zeitgeist kommt heute nicht von links, sondern von rechts", gab Precht zu bedenken.
Sorgen machen dem Philosophen dabei weniger Trumps Eskapaden, sondern vielmehr die Reihe an mächtigen Tech-Oligarchen. "Elon Musk fragt sich, warum habe ich Trump unterstützt? Warum habe ich nicht gleich eine Partei gegründet?", stellte Precht eine Frage in den Raum. Derlei Bestrebungen sehe er als "größte Bedrohung, vor der die liberalen Demokratien seit dem Zweiten Weltkrieg stehen". Der Moment, in dem Tech-Größen Staatsmacht ergreifen sollten, "ohne von der Willkür von gewählten Politikern abhängig zu sein", wäre ein Novum in der Geschichte, so Precht.
Tech-Oligarchen lösen "Erschrecken" bei Markus Lanz aus
Zu glauben, diese Gefahr lauere nur in den USA, sei aber zu kurz gedacht, warnte Richard David Precht: "Ich glaube, dass diese Gefahr, dass die Demokratie so abgeschafft wird, größer ist, als durch einen Überfall Putins auf Deutschland." Angesichts dieses "harten Befundes" musste Podcast-Partner Markus Lanz erst einmal durchschnaufen. Doch Precht ließ sich nicht beirren und versuchte sich, in die Köpfe von Musk und Co. hineinzuversetzen: "Diese Hightech-Giganten überlegen sich, ob sie in der nächsten Runde nochmal einen Trump brauchen."
Er befürchte, Trump könne im Worst Case nur der "nützliche Idiot" für die Tech-Oligarchen sein, indem er die US-Demokratie "demoliere": "Davon können die Hightech-Oligarchen wunderbar profitieren in der Zeit nach Trump." Lanz warf ein: "Das ist als Kulturkampf inszeniert." Dass dies "offensichtlich nur Mittel zum Zweck" sei, löse bei ihm "Erschrecken" aus und ließ ihn bilanzieren: "Für sie ist Demokratie kein Wert an sich."
Precht hält Deutschland für "nicht revolutionsfähig"
Grund genug für Richard David Precht, den Blick über den US-amerikanischen Tellerrand hinauszuwerfen: Zwar sei er überzeugt, dass in Deutschland die Demokratie stabiler sei als in den USA - wenn auch nur zum aktuellen Zeitpunkt. Schwarzmalerisch bezeichnete er die aktuelle Kollision von "Rollback-Fantasien der AfD und das, was man im Volksmund linksgrün nennt" als "harmloses Geplänkel im Vergleich zu dem, was irgendwann hinter den Kulissen tatsächlich abläuft". Sollte Deutschland ein dauerhafter Wirtschaftsschwund drohen, unkte Precht: "Dann wird es nicht mehr um die Frage gehen, wie man Winnetou korrekt benennt, sondern es wird um das Eingemachte gehen."
Konkreter spekulierte der 60-Jährige, es könne dann auch eine Mehrheit in der Bevölkerung geben, die "willig einwilligen wird, um die Demokratie abzuschaffen und einen wohlmeinenden Diktator an die Macht zu bringen". Dieses Szenario sehe er zwar noch "nicht für die nächsten vier Jahre, aber ich würde für in zehn Jahren schon nicht mehr dafür garantieren". Vom Begriff "wohlmeinender Diktator" hielt Lanz gar nichts ("Das geht immer schief"), was Precht ins Überlegen brachte: "Wenn die Demokratie ausgehebelt wird, wer oder was stellt sich dem entgegen?"
Während Precht konstatierte, Deutschland für "nicht revolutionsfähig" zu halten, fügte Lanz spitzzüngig hinzu: "Die Bundeswehr hätte kein Fahrzeug, mit dem sie rausfahren kann zur Revolution." Auch juristisch könne man einer Abkehr von der Demokratie wohl wenig entgegensetzen, vermutete Precht. Dagegen seien die Machtmittel der Tech-Oligarchen dank ihrer Wirkmacht mittels sozialer Medien "so subtil und umfassend, dass man unheimlich leicht totalitäre Strukturen schaffen kann". Ein Ausweg wollte jedoch weder Lanz noch Precht einfallen, weshalb Letzterer nachdrücklich empfahl: "Wir sollten uns mit diesem Bedrohungsszenario sehr gründlich beschäftigen."