Sid Meier's "Civilization" (1991) gilt gemeinhin als Genie-Streich - und als Gründer des Global-Strategie-Genres. Bis hin zum aktuellen sechsten Teil der Reihe hat sich wenig an der Grundformel geändert: Der Spieler lenkt Runde um Runde die Geschicke eines Völkes im Zeitraffer durch die Jahrtausende der Menschheitsgeschichte - von der Steinzeit bis hin zum Aufbruch ins All.
Durch Forschung, Handel, Diplomatie und Kriege erweitert man in "Civilization" seinen Einflussbereich und avanciert im Idealfall zur mächtigsten Nation auf dem virtuellen Erdball oder einer zufällig erstellten Landmasse. Vereinfacht ausgedrückt.
Im Detail bedeutet das jede Menge Mikromanagement in den Städten, in denen Einheiten, Bauwerke oder gar Weltwunder in Auftrag gegeben werden, während Arbeitertrupps das Umland auf Vordermann bringen.
Neben militärischer Eroberung können aber auch die Hoheit über Wirtschaft, Technik, Kultur und Religion zum Sieg führen. Das im Februar 2025 veröffentlichte "Civilization 7", das auch für Konsolen erschien, brach ein wenig mit der Tradition und teilte das Geschehen in drei Epochen auf, in deren Verlauf auch teils die Völker gewechselt wurden.
"Dune 2: Battle for Arrakis" (1992) darf zweifelsohne als die Geburtstunde des Echtzeitstrategie-Genres betrachtet werden. Die Gefechte zwischen den drei Adelshäusern Atreides, Harkonnen und Ordos um die Vormachtstellung auf dem Wüstenplaneten und die Wunderdroge Spice haben Standards gesetzt, die noch heute Gültigkeit haben.
Für Nostalgiker interessant: Den Westwood-Titel kann man heute bei diversen Anbietern gratis im Browser spielen. Darüber hinaus gibt es mit "Dune 2000 Gruntmods Edition" eine rechtlich gesehen unbedenkliche Fan-Versionen der 1998 veröffentlichten Neuauflage.
In die Fußstapfen von "Dune 2" trat 1995 "Command & Conquer, das Ende August seinen 30. Geburtstag feierte:. In "Der Tiberiumkonflikt" ringen die Fraktionen GDI und NOD in zwei Kampagnen mit unterschiedlichem Kriegsgerät um den giftig-grün schimmernden Rohstoff Tiberium.
Die "Dune 2"-Mechanismen und das Stein-Schere-Papier-Prinzip zwischen den Einheiten wurden von Entwickler Westwood verfeinert - zudem durfte man eine Gruppe von Fahrzeugen und Soldaten befehligen, die in der deutschen Version allesamt Androiden waren. Eine weitere Besonderheit: trashige Zwischensequenzen in Videoform.
Dass Videospiele durchaus Selbstironie haben können, bewiesen die "Command & Conquer"-Entwickler mit dem herrlich schrägen Ableger "Alarmstufe Rot" (1996), der in einem alternativen Universum angesiedelt war, in dem Albert Einstein durch die Zeit reiste, Adolf Hitler tötete und damit den Zweiten Weltkrieg verhinderte. Ach ja: Das hier ist Udo Kier als Sowjet-Mentalmonster Yuri.
Zwei weitere Fortsetzungen trieben das irre Setting an die Spitze - unter anderem mit Hollywood-Star Tim Curry ("ES") als Sowjet-Kommandeur in "Alarmstufe Rot 3".
2012 veröffentlichte EA die "Command & Conquer Ultimate Collection" - mit zehn Hauptspielen, darunter auch der dritte Ableger "Generals" (Bild), und sieben Erweiterungspaketen. Zuletzt zog der Publisher mit der Mobile-Version "Rivals" den Zorn der User auf sich. Der Grund: Der Free2Play-Titel setzt auf ein Pay2Win-System.
Bereits zum 25. Geburtstag der "Conmmand & Conquer"-Reihe erschien eine "Remastered Collection", die "Der Tiberiumkonflikt", das in einem schrägen Paralleluniversum angesiedelte Spin-off "Command & Conquer: Alarmstufe Rot" sowie die drei dazugehörigen Erweiterungen "Der Ausnahmezustand", "Gegenangriff" und "Vergeltungsschlag" beinhaltete. Per Knopfdruck durfte man zwischen moderne 4K- und Original-Grafik hin- und herschalten.
Menschen gegen Orks: Mit dem Fantasy-RTS Warcraft legte Entwickler Blizzard 1994 den Grundstein für ein Franchise, das dem Unternehmen in den nächsten 25 Jahren Milliarden einspielen sollte.
Die direkte Fortsetzung "Warcraft 2" war ein ausgesprochen fordernder Echtzeitstrategieableger, in dem sich Allianz und Horde beinharte Gefechte um den Kontinent Azeroth lieferten.
Ein echtes Meisterstück gelang Blizzard jedoch 2002 mit "Warcraft 3: Reign of Chaos" und der Erweiterung "The Frozen Throne" - eine der packendensten Stories des Genres, vier Kampagnen voller einfallsreicher Missionen und perfekt ausbalancierte Kriegsparteien inklusive.
Gleichzeitig war "Warcraft 3", das Anfang 2020 als verhunzte 4K-Neuauflage "Reforged" auf den Markt kam und von den Fans in der Luft zerissen wurde, Inspiration für zahlreiche andere Spielegattungen - unter anderem die äußerst populäre eSports-Disziplin "Dota 2".
Mit "Starcraft" schuf "Warcraft"-Schmiede Blizzard 1998 eine zweite große Strategie-Marke - diesmal mit einem Science-Fiction-Szenario, in dem Terraner, eklige Zerg-Aliens und hoch-technisierte Protoss aufeinandertreffen.
Einzelspieler freuten sich über die packende Story, die mit fantastischen Rendervideos und Ingame-Sequenzen vorangetrieben wurde. Gleichzeitig trat "Starcraft" mit seinem perfekt ausbalancierten Multiplayer-Bereich (und der preisgekrönten Erweiterung "Brood Wars") einen beispiellosen eSports-Boom los - vor allem in Südkorea, wo es zu einer Art Volkssport geworden ist.
Aus diesem Grund legte Blizzard 2007 mit "Starcraft 2" nach, dessen Geschichte jedoch erst 2015 mit der Erweiterung "Legacy of the Void" auserzählt war.
"UFO: Enemy Unknown" aus dem Jahr 1994 gilt bis heute als eines der besten Strategiespiele überhaupt, bekam mit "XCOM: Enemy Unknown" 2012 aber einen wahrhaft würdigen Nachfolger. Wer die Erde erfolgreich vor aggressiven und subversiven Aliens verteidigen will, muss geschickt mit Aufbau-, Rollenspiel- und Taktikelementen jonglieren.
Das Geschehen teilt sich in zwei unterschiedliche Spielphasen auf: In einer davon beschäftigt sich der Spieler als Befehlshabender der internationalen Eingreiftruppe "XCOM" damit, seine Basis auszubauen, die Erforschung der Aliens und ihrer Technik voranzutreiben, neues Rüstungsequipment anzuschaffen, Soldaten zu trainieren und ein Satellitennetzwerk zu installieren.
Kampfeinsätze in Folge von UFO-Abschüssen oder -Landungen sind der zweite Bestandteil von "UFO" bzw. "XCOM" - und der wesentlich spannendere. Mit bis zu sechs Soldaten zieht man in rundenbasierte Gefechte, um Zivilisten zu retten, Alien-Technologie zu bergen oder außerirdische Basen zu infiltrieren.
2016 erschien "XCOM 2" für PC und Konsolen, im Jahr darauf die Erweiterung "War of the Chosen", die ähnlich umfangreich wie das Hauptprogramm ist und zusammen ein Strategie-Angebot darstellt, bei dem man nicht Nein sagen sollte.
Für viele Fans der Echtzeit-Strategiespielreihe "Age of Empires" ist der im Mittelalter angesiedelte Teil 2 mit Abstand der beste. Das Original erschien 1999 - und wurde, wie alle anderen Teile ebenfalls, mit einer "Definite Edition" von Microsoft gewürdigt.
Der Kern des Ritter-Gerangels blieb stets unangetastet: Rohstoffe sammeln, Basis bauen, Forschen, Truppen ausheben und den Gegner überrennen. Die Renovierungsarbeiten an den "Definitive Editions" konzentrierten sich vor allem auf den Komfort, eine schönere Grafik mit 4K-Auflösung und überarbeiteten Karten, Gebäuden und Einheiten sowie ein paar neue Inhalte in Form neuer Zivilisationen und Kampagnen.
Am 28. Oktober 2021 erschien "Age of Empires 4" für PC und Xbox, konnte aber die Erwartungen der Fans nicht ganz erfüllen. Besser kam das Remake zu "Age of Mythology" an, das zu dessem 20. Geburtstag veröffentlicht wurde und durch seine feine Grafik beeindruckte.
Ab dem Jahr 2000 sind über ein Dutzend Vertreter der "Total War"-Reihe erschienen. Jeder rückte eine andere historische Epoche in den Mittelpunkt: vom alten Rom über das Mittelalter bis hin zu den "Three Kingdoms" (2019) in China.
Alle "Total War"-Spiele eint jedoch derselbe Aufbau: Rundenweise werden Reich und Wirtschaft aufgebaut sowie diplomatische Beziehungen gepflegt.
Kommt es zur Schlacht, schaltet das Geschehen in spektakulär inszenierte Massenschlachten und Belagerungen in Echtzeit um.
Fernab jedweden Realitätsbezuges und vielleicht deshalb der spannendste Ableger nach "Medieval 2": "Total War: Warhammer 2" (2017), das den Spieler in das Fantasy-Szenario aus der bekannten Tabletop-Vorlage schickt und mit sehr unterschiedlichen Fraktionen sowie dem ungewöhnlichen Kampf um den "Großen Mahlstrom" aufwartet. 2022 erschien die Fortsetzung "Total War: Warhammer 3", die noch größer, spektakulärer und vielseitiger war.
Das wahre "Game of Thrones": Die "Crusader Kings"-Reihe wirft Spieler seit 2004 in das hochkomplexe Ringen um die Vorherrschaft auf dem europäischen Kontintent im Mittelalter. Dabei steuert man allerdings nicht ein Volk oder eine bestimmte Nation, sondern eine Dynastie - was zu all den wirtschaftlichen und militärischen Aspekten eines globalen Strategiespiels auch noch Schwierigkeiten wie Familienplanung hinzufügt.
Mit "Crusader Kings 3" gelang es dem schwedischen Entwickler Paradox, das mittelalterliche Machtspiel zumindest ein Stück weit zugänglicher zu gestalten und obendrein mit spannenden Figuren, toller Geschichte und amüsantem Humor anzureichern. Über vier Millionen Käufer griffen bislang auf PC, Xbox Series und PlayStation 5 zu.
Fordernd, hektisch, beklemmend: "Company of Heroes" rollte den Zweiten Weltkrieg nicht nur grafisch auf beeindruckende Weise auf. Hier zählte jede Einheit, jede Entscheidung. Nur wenn es gelingt, auf der Karte zusammenhängende Sektoren nacheinander einzunehmen, rollt auch der Nachschub an Arbeitskraft, Munition und Treibstoff. Einmal eroberte Positionen sind jedoch nicht für alle Zeiten sicher, sondern können vom Feind zurückerobert werden.
Im Februar 2023 erschien "Company of Heroes 3", das erneut erneut im Zweiten Weltkrieg angesiedelt ist und Spieler mit der Eroberung Siziliens beauftragte.
Ob weit in der fernen Zukunft oder Jahrhunderte in der Vergangenheit angesiedelt: In der seit 2007 veröffentlichten Aufbaustrategie-Reihe "Anno" müssen Spieler eine Stadt aus dem Boden stampfen und immer komplexere Warenkreisläufe in Schwung bringen, um die Bedürfnisse der Bürger zu befriedigen und gegen die Attacken der Konkurrenz gewappnet zu sein. Gefeiert werden die "Anno"-Games stets wegen der enormen Spieltiefe und der feinen Grafik.
Der für November 2025 geplante Ableger "Pax Romana" versetzt Spieler und Spielerinnen in die Blütezeit des römischen Reichs, wo sie im Jahr 117 nach Christus als Statthalter zwei Provinzen zu Wohlstand und Ruhm führen sollen - und dabei unterschiedliche Wege einschlagen dürfen.
Um die letzte Stadt der Menschheit in einer unbarmherzigen Eislandlandschaft aufzubauen und das Überleben der Gesellschaft zu sichern, mussten "Frostpunk"-Spieler ab 2018 jede Menge unangenehmer Entscheidung treffen - von der Einführung der Kinderarbeit bis zum Aufruf von Kannibalismus!
Mit ihrem Society-Survival-Aufbau-Strategie-Mix haben die Macher offenbar einen Nerv bei Kritikern und Käufern getroffen. Das technisch über jeden Zweifel erhabene "Anno im Eis" sorgt mit seinen zunehmend widrigeren Bedingungen, einer Vielzahl von fragwürdigen bis radikalen Möglichkeiten und verstörenden Szenarios für schlaflose Nächte und ein bitteres Vergnügen. Eine Fortsetzung erschien im September 2024.