Sind Cheap Trick am Ende? Das sind die Musik-Highlights der Woche
Sie sind seit über 50 Jahren im Geschäft, haben über 20 Alben veröffentlicht und mit "I Want You To Want Me" mindestens einen unsterblichen Klassiker geschaffen: Cheap Trick sind eine der stabilsten und vielleicht auch unterschätztesten US-Rockbands, mit "All Washed Up" festigt das Quartett diesen Ruf. Neues und Hörenswertes gibt es außerdem von Ina Müller und Robyn.
Cheap Trick - All Washed Up
Cheap Trick ziehen seit über einem halben Jahrhundert unbeirrbar ihr Ding durch. Was wahrscheinlich auch daran liegt, dass das Kern-Lineup der Band stabil ist: Sowohl Sänger Robin Zander als auch Gitarrist Rick Nielsen sind seit den Anfangstagen der Rockband dabei. Und auch wenn ihr einziger (US-)Nummer-eins-Hit - nein, nicht "I Want You To Want Me", sondern die Powerballade "The Flame" von 1988 - von nicht von der Band selbst komponiert wurde, blieben Cheap Trick im Kern immer Cheap Trick. Mit mehr als 20 Alben haben sie ihren Ruf als feste Größe im amerikanischen Rock sicher.
Daran rüttelt auch "All Washed Up" nicht. Der Titel ist einerseits ein Verweis auf ihr "All Shook Up" von 1980, andererseits auch ein selbstironisches Statement - "washed up" bedeutet so viel wie "am Ende". Doch darauf lässt hier nichts schließen: Der energiegeladene Opener und Titeltrack sowie der darauffolgende Hardrocker "All Wrong Long Gone" könnten problemlos aus ihrem Frühwerk stammen. Die Vorabsingle "Twelve Gates" wiederum zeigt, wie souverän Cheap Trick noch immer Pop-Hooks und hymnische Rocksongs aus dem Ärmel schütten.
Auch wenn das Album nicht immer das hohe (Energie-)Level hält: "All Washed Up" klingt frisch und in keinster Weise altbacken. Dafür sorgt auch Daxx, der Sohn von Gitarrist Rick Nielsen, der seit 2016 hinter dem Schlagzeug sitzt und das Klangbild frisch hält. Sänger Robin Zander klingt ohnehin, als wäre kaum Zeit vergangen seit dem Debütalbum von 1977. Mehr als fünf Jahrzehnte nach ihrer Gründung (1973) wirken Cheap Trick erstaunlich robust. Und auch wenn der Titel des Albums anderes suggeriert: Man sollte die Band auf keinen Fall abschreiben.
Ina Müller - 6.0
Ihre Alben verkaufen sich wie geschnitten Brot, die Tickets zu ihren Konzerten ebenso, und in ihrer Kult-Talkshow "Inas Nacht" versteht es Ina Müller mit ihrer norddeutschen Kodderschnauze wie keine Zweite, selbst den steifsten Gästen Privates zu entlocken. Schnacken, Songs schreiben und singen: Das sind die großen Talente der Ina Müller. "Schuster, bleib bei deinem Leisten!", erklärte sie so auch selbst kürzlich in einem Podcast - weshalb das ZDF-"Traumschiff" nach ihrer Absage als Gastschauspielerin ohne Müller nach New York schippern musste.
Dafür zog sich die Wahlhamburgerin für drei intensive Wochen nach Mallorca zurück, wo sie gemeinsam mit Frank Ramond die 13 Songs für ihr neuntes Studioalbum "6.0" schrieb. Das Album, das anlässlich ihres 60. Geburtstags im Juli entstand und nun endlich erscheint, ist nach "Weiblich, Ledig, 40", "48" und "55" das vierte, in dem Müller über ihre aktuelle Lebens- und Altersphase singt - und über die Erfahrungen, die man im Lauf der Jahre eben so sammelt.
Die sommerlich-soulige Single "High" über eine launige Autofahrt ("Tank halbvoll, Kippen, Chips und Bier") machte bereits im August Lust auf die weiteren zwölf Tracks des Albums. Songtitel wie "Mixkassettentage" ("Ich war nie mehr so bekloppt verliebt wie damals in dich"), "Alte Tage" oder "Mein neuer Freund" sind weitere humorvoll-ehrliche Anekdoten in poppigem Ohrwurm-Sound. Einiges davon wird nächstes Jahr auch live gespielt: Ina Müllers knapp 50 Konzerte umfassende Tour zum Album startet im Oktober 2026 und wird bis ins Jahr 2027 hineinreichen.
Robyn - Dopamine
Schon im Vorfeld hatten Auftritte mit David Byrne, Charli XCX und Gracie Abrams Gerüchte über neue Musik von Robyn entfacht. Nun ist eines der Comebacks des Popjahres perfekt: Nach über sieben Jahren veröffentlicht Robyn mit "Dopamine" eine neue Single. Und der Dance-Pop-Track zeigt, warum sie spätestens seit ihrem Klassiker "Body Talk" (2010) zu den prägendsten Popstimmen ihrer Generation zählt.
Der Track entstand erneut mit ihrem musikalischen Langzeitpartner Klas Åhlund (Madonna, Kesha) und erscheint bei ihrem neuen Label Young. "Dopamine" erinnert in seiner Eingängigkeit an ihre Hits "Dancing On My Own" oder "Call Your Girlfriend": Mit einem Roboterstimmen-Loop und glitzernden Synthies beginnt der Track, bevor er durch einen pulsierenden Beat und Robyns klare Stimme getragen wird.
Robyn selbst erklärt, dass der titelgebende Botenstoff für sie zwei Seiten besitzt: Da sei einerseits "dieses absolut reale, superstarke, intensive Gefühl auf der einen - schmerzlich oder wunderschön - und auf der anderen das Wissen, dass alles nur ein biologischer Prozess im Körper ist". Es gehe aber darum, "beides nebeneinander zuzulassen und sich dazwischen zu bewegen". Ob der Track auch der Vorbote zu einem neuen Album sein wird, ist bislang nicht klar.