"Wie am Fließband": Nicole kritisiert Veranstalter des Eurovision Song Contest

"Germany 12 Points!" - Am 24. April 1982 gewann die damals erst 17-jährige Nicole als erste deutsche Vertreterin den Eurovision Song Contest (ESC) im englischen Harrogate. Nur mit Gitarre und ihrer Stimme siegte sie mit ihrem mehr denn je aktuellen Lied "Ein bißchen Frieden". Seitdem hat sich bei dem Wettbewerb viel geändert. Im Interview mit "schlagerpuls.com" rechnet die Sängerin nun mit den Machern des Formats ab.
Fließband-Abfertigung
Vom alten Flair des ESC ist laut Nicole nicht mehr viel übrig geblieben, auch wenn sie den Wettbewerb natürlich mitverfolgt: "Wenn ich zu Hause bin, dann schaue ich den ESC natürlich. Einmal infiziert, immer infiziert", sagt sie gegenüber schlagerpuls.com.
Kritisch sieht sie aber vor allem die Anzahl der am ESC teilnehmenden Länder: "Es sind ja auch immer mehr. Wir waren damals 18 Länder, jetzt sind es 28, wovon diese ja schon aus 56 ausgesiebt wurden. Und es geht nur noch zu wie am Fließband". Die einzelnen Teilnehmer würden entsprechend viel zu kurz kommen.
Auch der Fernsehkommentator habe heute "keine Zeit mehr, auf den Interpreten oder die Interpretin einzugehen", so die 60-Jährige. "Es geht nur noch darum, wie der Interpret heißt und was er gerade irgendwo macht oder wie er bekannt wurde ... und ob er schonmal einen Hit hatte oder nicht. Nach zehn Sekunden geht es dann schon los."
Aus Lieder-Wettbewerb wurde Show-Wettbewerb
Im Vordergrund der Veranstaltung stünden heute weniger die Teilnehmenden, so die Sängerin, als vielmehr die Show: "Dazu hat heutzutage jeder ein anderes Bühnenbild. Der eine hat eine fahrbare Treppe, der andere hat ein Kleid, welches mit hochfährt ... Dabei denke ich, dass das ein Lieder-Wettbewerb ist und kein Show-Wettbewerb". Früher sei das anders gewesen: "Unsere Bühne war für alle gleich. Es gab keinen Vorteil".
Auch daran, dass der Entertainer Stefan Raab für Deutschland in Casting-Shows den ESC-Teilnehmenden aussucht, hat Nicole etwas auszusetzen: "Er hat ja damals bewiesen, dass er ein gutes Näschen hatte - mit Lena. Er kennt sich auch sehr, sehr gut mit Social Media aus und das ist ein Riesenvorteil." Aber: "Es ist einfach nicht mehr fair den Anderen gegenüber, die sich nicht damit auskennen. Es ist ein unlauterer Wettbewerb geworden".
Im Mai geht das österreichische Geschwister-Duo "Abor & Tynna" mit ihrem Song "Baller" für Deutschland an den Start. Die beiden siegte beim deutschen ESC-Vorentscheid, der von der ARD unter Federführung von NDR, RTL und Stefan Raab ausgerichtet wurde.