"Will ich nicht noch einmal sehen": Alexander Bommes maßregelt tanzenden Experten Busemann
"Wir sollten jetzt nicht den Kopf unter den Sattelgurt verschnallen und sagen 'Komm, wir traben jetzt nicht mehr weiter!'", findet Carsten Sostmeier. Freudentränen musste die Stimme des Reitsports beim Teamspringen nämlich nicht vergießen, das Glas Wasser, das ihm Esther Sedlaczek empfiehlt (zum Wiederauffüllen), braucht er nicht: Nach einer fehlerfreien Qualifikation wird es für die deutsche Equipe im Mannschaftswettkampf "nur" Platz 5.
Den Trost, den Sostmeier so metaphernreich den deutschen Reitern zuspricht, kann das gesamte Team D gebrauchen. So richtig rund ist es in Woche 1 der Spiele nämlich noch nicht gelaufen: Nach wie vor nur sechs Medaillen stehen am Freitagmorgen zu Buche, noch dazu sind ein paar sicher geglaubte Kandidaten raus aus dem Medaillenrennen, Alexander "Sascha" Zverev zum Beispiel. Kleiner Spoiler: Es läuft dann doch noch einiges gut an diesem Tag.
Endlich: Frank Busemann startet in die Olympischen Spiele
Erst einmal beginnen die Olympischen Spiele nun auch für die Leichtathletinnen und Leichtathleten. Mit dabei unter anderem die deutschen Medaillenhoffnungen im Zehnkampf, Leo Neugebauer und Niklas Kaul. Und, als Ersatz für den erkrankten Manuel Eitel, Till Steinforth. Der war - das wird ungefähr alle 30 Minuten betont - bis vor vier Tagen noch im Urlaub, erwischte als nachnominierter Zehnkämpfer nur noch einen Flug mit Handgepäck nach Paris und musste sich seine Ausrüstung inklusive Stabhochsprungstäbe von seinen Eltern im Wohnmobil hinterherfahren lassen. Nicht auszudenken, wie er dagestanden hätte, würden seine Eltern, sagen wir mal, nur einen VW Polo besitzen ...
Zehnkampf - das heißt auch, dass endlich der Star der ARD-Übertragung das Mikro aufnimmt: Frank Busemann. Der bespricht die Leistungen im Stade de France ähnlich bildreich wie Carsten Sostmeier die vorm Schloss Versailles. Nur nicht so lyrisch. Ist halt aus dem Pott, der Mann. Da quatscht man nicht lange drum herum. "Mit voller Hose ist gut schieten", kommentiert er Neugebauers Beinahe-8-Meter-Sprung. Claus Lufen dazu: "Mit diesem Satz geben wir zurück ins Studio."
Stoßkugel : Croissant = ?
Im Studio will Esther Sedlaczek wissen, wie viele Croissants das Gewicht einer Stoßkugel im Männerwettbewerb ergeben. Die ARD-Redaktion hat's nämlich ausgerechnet. Ergebnis: etwa 80. Das mag Frank Busemann gar nicht glauben. "Ey, wie viel wiegt denn so ein Croissant?" Claus Lufen überlegt: "So 57 Gramm im Durchschnitt." "Dann bräuchten wir ja 130."
Nicht schlecht geschätzt, es wären rund 127. Sedlaczeks Rechnung ginge aber auf, würden französische Croissants knapp über 90,5 Gramm wiegen. Deutsche Croissants dagegen kommen nur etwa auf 65 bis 79 Gramm. Je nach Konditor. Das wurde von der Verfasserin dieser Zeilen in der Pause zwischen Kugelstoßen und Hochsprung gewissenhaft nachgeprüft. Ein Unsicherheitsfaktor wäre die Füllung ...
Busemanns Traum: "Rugby-Spielerin werden"
Andere wichtige Ereignisse in der Zehnkampfpause sind unter anderem diese: Michelle Kroppen und Florian Unruh holen Silber im Bogenschießen-Mixed. Boxer Nelvie Tiafack kämpft sich ins Halbfinale und hat Bronze sicher. Sein Fight begeistert auch die Leichtathletik-Experten: "Wir haben hier kein Bild gehabt", sagt Lufen, "und trotzdem mitgekämpft!"
Die Abendschicht im Studio übernimmt Alexander Bommes und der stellt auch gleich Forderungen: "Ich erwarte Frank in so einem T-Shirt", erklärt er und meint damit die farbenfrohen Shirts mit Leo Neugebauers aufgedrucktem Konterfei, die dessen Anhang trägt. "Dann sieht er aus wie so'n Dortmunder Dart-Spieler!" Dabei ist Darts gar nicht Busemanns neuer Lieblingssport. In Paris hat er nämlich etwas anderes für sich entdeckt: "Ich bin ein Riesenfan des Frauen-Rugbys geworden. In meinem nächsten Leben werde ich Rugby-Spielerin!"
Neugebauer gar nicht "Leo-like"
Nach der "Tagesschau", in der man beispielsweise erfährt, dass für die Konzertreihe von Adele in München ein eigenes Stadion plus Vergnügungspark errichtet wurde (da kann man mal sehen, dass es nur die richtige Motivation braucht, um hierzulande Bauvorhaben zügig umzusetzen), steht für die Zehnkämpfer noch der 400-Meter-Lauf auf dem Plan. Am Ende darf Leo Neugebauer mit 4.650 Punkten auf Platz eins übernachten.
Busemann, bekanntlich das Medaillen-Orakel vom Dienst und neuerdings mit App statt mit Notizbuch ausgerüstet, glaubt jedenfalls fest an Gold für den 24-Jährigen. Zumal der viel fokussierter sei als bei der WM vor einem Jahr. "Er ist gar nicht Leo-like", freut er sich. "Der wollte gar kein Interview geben", ergänzt Lufen. "Wir mussten ihn festhalten." Aha. Wenn das Ganze an Tag zwei also doch noch in die Hose gehen sollte, wissen wir ja, wer Schuld ist ...
Zum guter Letzt: Busemann tanzt
In die Hose gegangen ist auf alle Fälle der erste Tag für Niklas Kaul. Der liegt mit 4.041 Zählern auf dem vorletzten Platz. Sein halbwegs guter Hochsprung war nicht der erhoffte "Flaschenöffner" (O-Ton Busemann). "Es gibt mal gute Tage, es gibt mal schlechte Tage", stellt Kaul enttäuscht fest. "Und es gibt SOLCHE Tage. Ich war wie ausgeknipst." Frank Busemann leidet da mit: "Ich hatte 2000 auch Blei im Schuh."
Blei im Schuh hat der letzte deutsche Zehnkampf-Medaillengewinner in Paris nicht, das beweist er am Ende der Übertragung, als er zur Stadion-Musik ein kleines Tänzchen wagt. Das erschreckt wiederum Alexander Bommes zutiefst. So etwas wolle er nicht noch einmal mitansehen, erklärt er und droht: "Ich bitte sonst die Regie, euch deutlich schneller aus dem Bild zu nehmen!" Wäre schade drum. Aber wer weiß, vielleicht lässt sich Busemann ja doch noch irgendwann breitschlagen, bei "Let's Dance" mitzumachen. Wir wären dann dabei!