Wird es nochmal ein neues Album der Rolling Stones geben?
Als die Rolling Stones ihr 13. Studioalbum "Black and Blue" aufnahmen, befanden sie sich einmal mehr an einem Scheideweg. Gitarrist Mick Taylor, der 1969 Gründungsmitglied Brian Jones ersetzte, hatte die Band kurz vor Beginn der Aufnahmen verlassen. Die restliche Band beschloss, seinen Nachfolger inmitten des Aufnahmeprozesses zu bestimmen. Von den sechs Gitarristen, die an den Aufnahmen teilnahmen, schafften es drei auf die fertige Platte. Und einer von ihnen wurde kurz darauf zum waschechten Rolling Stone ernannt: Ronnie Wood ist noch heute Teil der legendären Rockband.
Auch musikalisch saß "Black and Blue" zwischen den Stühlen. Die Stones verewigten einmal mehr ihre Liebe für klassischen Bluesrock auf dem Tonträger, wie sie es ab "Let It Bleed" (1969) kontinuierlich getan hatten. Doch sie bewegten sich auch aus ihrer Komfortzone hinaus, indem sie sich an Reggae und Funk-Rock probierten. Kommerziell schrieb das Album die Erfolgsgeschichte der Stones im Großen und Ganzen fort: In ihrer Heimat Großbritannien erreichte es den 2. Platz der Charts, in den USA sicherte es sich sogar die Spitze. In Deutschland reichte es immerhin für eine Positionierung auf dem 15. Rang.
Das undankbare Zwischenalbum
Dennoch galt "Black and Blue" schon bei Erscheinen als überholt. Der einflussreiche Rockkritiker Lester Bangs bezeichnete es als "das erste bedeutungslose Rolling-Stones-Album". Zufälligerweise erschien die LP am gleichen Tag wie das selbstbetitelte Debütalbum der Ramones, das die Punk-Welle lostrat und somit zur Vorlage für die New-Wave-Ära wurde, in deren Schatten sich klassische Rockbands wie die Stones in den nächsten Jahren befanden.
Doch schon mit dem Nachfolgealbum "Some Girls" schafften die Stones 1978 einen Befreiungsschlag: Hier mischte die Band ihren eigenen Stil erfolgreich mit kontemporären Musikstils und entging so einem Dasein als Rockdinosaurier, die den Rest ihrer Karriere damit verbringen, ihren Glanzzeiten hinterherzulaufen. Diese Ausnahmestellung hält bis heute an, wie etwa das Duett mit Lady Gaga "Sweet Sounds of Heaven" auf dem aktuellen Stones-Album "Hackney Diamonds" (2023) erneut gezeigt hat.
Werden die Rolling Stones ihr 25. Album veröffentlichen?
Doch wie sieht es mit einem neuen musikalischen Lebenszeichen aus? Zwischen "Hackney Diamonds" und dem letzten Album mit neuen Stones-Songs, "A Bigger Bang", lagen 18 Jahre. In der Zwischenzeit erschien lediglich das Coveralbum "Blue & Lonesome" (2016). Es stellt sich die Frage: Wird das Grammy-prämierte "Hackney Diamonds" als letztes Album der Rolling Stones in die Rockgeschichte eingehen?
Die Zeichen stehen gut, dass das nicht der Fall sein wird. Bereits der für die Veröffentlichung der "Black and Blue"-Deluxe-Edition gewählte Zeitpunkt könnte einen Hinweis geben. 2026 wäre die Platte 50 Jahre alt geworden und für gewöhnlich werden solche Jubiläen als Anlass für üppige Neuauflagen wie diese herangezogen. Haben Mick Jagger, Keith Richards und Co. 2026 vielleicht bereits Wichtigeres vor?
Es sieht ganz so aus: Schon im Sommer kamen Gerüchte auf, die Stones würden an neuem Material arbeiten, die weiter angeheizt wurden, als "Hackney Diamonds"-Produzent Andrew Watt verlautbaren ließ, wieder mit der Band zusammenzuarbeiten. Ende September bestätigte Gitarrist Ronnie Wood in einem Interview mit der britischen "Sun": Die Rolling Stones werden noch ein Album - das 25. ihrer Karriere - veröffentlichen. Und das schon bald: "Ja, ihr werdet nächstes Jahr ein neues Album kriegen", so Wood. "Es ist fertig." Auf das neue Album soll auch eine weitere Tour folgen. Auch im 63. Jahr ihres Bestehens werden die Rolling Stones sich also beschäftigt halten.