Balbina: "Einfallsreichtum kann Geld ersetzen"
Die Berliner Sängerin Balbina stellt sich auf ihrem Album "Fragen über Fragen" zahlreiche - Überraschung - Fragen. Im Interview liefert sie aber vor allem Antworten - und zwar gute.
Die gebürtige Polin Balbina hat ihre musikalischen Wurzeln in Berlin. Dort hat sie enge Kontakte in die Hip-Hop-Szene. Eine Rapperin ist die 33-Jährige aber nicht. Balbina ist Liedermacherin. Auf ihrem neuen Album "Fragen über Fragen" analysiert sie Gefühle, sucht nach Gründen für Emotionen. Aber vor allem sucht sie nach Antworten auf ihre Fragen. Im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news stellt sie sich jedoch unseren Fragen und liefert Antworten fernab jeglicher Plattitüden.
Balbina, Ihr Album heißt Fragen über Fragen. Welche Frage beschäftigt Sie am meisten?
Balbina: Warum bin ich? Was ist Liebe? Wie definiert sich Glück? Und die daraus resultierenden Fragen; nach dem Zeitbegriff zum Beispiel oder banal wirkendes wie: Was lässt mich traurig, wütend, heiter sein? Es ist ein vielschichtiger Strauß aus Allem, das das menschliche Sein umgibt.
Welche Frage zu Ihrer Person nervt Sie am meisten?
Balbina: Fragen nerven mich selten, eher ignorante und schlecht recherchierte Behauptungen über meine Person, die eben nicht auf persönlichen Fragen und Antworten beruhen.
Sie haben Ihre Fans aufgerufen, Sie via Facebook mit Fragen zu bombardieren, um daraus später ein Gedicht zu schreiben. Gibt es eine Frage, die besonders häufig an Sie gestellt wird?
Balbina: Das ist so nicht ganz richtig (lächelt), ich stelle meinen Zuhörern zwei Handvoll Fragen, die unter anderem auf meinem Album fallen. Um den Weg zu Antworten noch weiter zu pflastern. Im Moment fasse ich diese tollen Reaktionen zusammen und was mir auffällt: Sie sind sehr unterschiedlich und erweitern meine Denke wahnsinnig.
Haben Sie auch das Gefühl, dass wir aktuell in einer Welt leben, in der uns unglaublich viele Fragen quälen, auf die es noch keine Antworten gibt - Kann das mit Trump als US-Präsident gut gehen? Wird der Terror irgendwann aufhören? Rückt auch Deutschland immer mehr nach rechts? Wie gehen Sie damit um?
Balbina: Ich denke jede Epoche hat ihre Herausforderung, was aber bleibt, ist stets die Frage nach dem Bösen. Warum es seit Jahrtausenden stets diesen Gegenpol gibt und die Spezies Mensch nicht einvernehmlich miteinander existieren kann.
Auf Ihrem Album herrscht eine traurige Grundstimmung. Woher kommt das?
Balbina: Melancholie hat für mich auch eine Heiterkeit in sich. In dem Lied "Der Trübsaal" beschreibe ich das Phänomen. Irgendwie hat Traurigkeit eine Faszination für mich, ein erleichterndes sanftes und ruhiges Wohlgefühl.
Wenn Sie Sorgen plagen, an wen wenden Sie sich?
Balbina: Das ist eine interessante Frage, ich glaube ich bin ein Mensch, der vieles primär mit sich selbst ausmacht.
War dieses Album für Sie auch wie eine Psychotherapie, in der Sie sich zu sich selbst auf die Couch gesetzt haben? Haben Sie dabei irgendetwas Neues über sich erfahren?
Balbina: Mit jeder neuen Frage, also einer zusätzlichen Fächerung der Grundfragen, finde ich mehr und mehr heraus, was mich bewegt Dinge zu tun. Warum ich mal so handele und mal so. Auf finale Antworten stoße ich nie, ich glaube, darum geht es mir auch gar nicht. Der Weg ist hier das Ziel, die Umgebung genauer zu studieren, Dinge zu bemerken.
Sie singen, dass Sie keine Lieder über Liebe machen und auch nicht über tiefe Gefühle, da Sie sonst Gefahr laufen, zu ertrinken. Klingt, als ob Ihr Liebesleben bisher nicht gerade glücklich verlaufen ist. Ist dem so?
Balbina: Meine Intention für "Die Regenwolke" galt eher dem Thema des Liebesliedes an sich. Wie wenig mich oft verwendete Phrasen aus der aktuellen Poplandschaft an Liebe erinnern. Es ist eher eine Feststellung, dass ein auf den Punkt formuliertes Liebeslied dich sehr tief treffen kann. Und der Folgeschluss, dass die aktuell so oberflächliche Auseinandersetzung mit dem Thema, einfach jede Emotionalität vermeidet.
Sie sind als kleines Kind aus Warschau nach Berlin gekommen. Haben in Moabit und Neukölln gewohnt. Bezirke, die als Problemviertel gelten. Wie sehr hat das Sie, aber auch Ihre Musik geprägt?
Balbina: Zugegeben, sehr. Auch im Positiven. Ich habe früh gelernt, dass Einfallsreichtum, Reichtum im monetären Sinne, ersetzen kann. Nicht immer, aber häufig.
Sie waren mit Herbert Grönemeyer auf Tour. Was haben Sie von ihm lernen können?
Balbina: Er hat mich darin bestärkt, stets die eigene Künstleridentität an die erste Stelle zu setzen. Entgegen aller Widerstände.
Balbina auf Tour:
28.03.2017 Leipzig, Werk 2; 29.03.2017 Dresden, Scheune; 30.03.2017 Erlangen, E-Werk; 31.03.2017 Stuttgart, clubCann; 02.04.2017 München, Strøm; 03.04.2017 A-Wien, WUK; 05.04.2017 Heidelberg, Karlstorbahnhof; 06.04.2017 Darmstadt, Centralstation; 07.04.2017 Köln, Luxor; 08.04.2017 Münster, Jovel Music Hall; 10.04.2017 Hannover, Bei Chez Heinz; 11.04.2017 Dortmund, FZW; 12.04.2017 Hamburg, Uebel & Gefährlich; 13.04.2017 Berlin, Heimathafen.