Angela Merkel: Ihr Leben nach der Kanzlerschaft
Was wird Angela Merkel als ehemalige Bundeskanzlerin aussehen?
Wie wird das Leben von Angela Merkel nach ihrer Kanzlerschaft? Die baldige Altbundeskanzlerin hält sich darüber bedeckt - aber es gibt einige Anhaltspunkte: ihr Büro, ihre Rente, ihre Reiselust.
Die Zeit von Bundeskanzlerin Angela Merkel (67) ist in wenigen Stunden Geschichte - doch was kommt jetzt, nach dem 16 Jahre währenden Höhepunkt ihrer politischen Karriere?
Wie ihre Zeit nach der Amtsübergabe aussehen würde, hatte Merkel schon im Juli verraten: ruhig. Nachdem ihr die Ehrendoktorwürde an der Johns-Hopkins-Universität verliehen worden war, erklärte sie den Anwesenden, sie werde "nicht gleich die nächste Einladung annehmen, weil ich Angst habe, ich habe nichts zu tun und keiner will mich mehr".
Denken, lesen, schlafen
Stattdessen wolle sie nachdenken, was sie eigentlich interessiere, weil sie dafür in den letzten Jahren keine Zeit gehabt habe. Der Rest sieht aus, wie vermutlich viele ihre ersten freien Tage nach einer arbeitsintensiven Zeit gestalten würden: "Und dann werde ich vielleicht versuchen, was zu lesen, dann werden mir die Augen zufallen, weil ich müde bin, dann werde ich ein bisschen schlafen, und dann schauen wir mal."
Zum "mal Schauen" hat Merkel jetzt alle Zeit und Ruhe der Welt - finanzielle Sorgen muss sie sich keine machen. Zunächst erhält sie drei Monate lang ihr Gehalt weiter, was insgesamt etwa 35.000 Euro pro Monat sein dürften. Weitere 21 Monate erhält sie anschließend maximal die Hälfte.
Spannende Fakten über Angela Merkel:
- Frau Merkel isst gerne Döner
Das ist vielleicht schon einer der überraschendsten Fakten zur Bundeskanzlerin. Angela Merkel isst gerne Döner - manche behaupten sogar, sie liebt Döner. Am liebsten soll sie den fleischgefüllten Fladen des Café Motiv im Berliner Regierungsviertel gegessen haben. Ohne Soße, mit Fleisch, Salat, Zwiebeln, Tomaten, Weiß- und Rotkraut, wie der Chef des inzwischen geschlossenen Cafés einmal der "Berliner Zeitung" verraten hat. - Ihr Lieblingsessen ist ein deutsches Traditionsgericht
Keine Frage, so ein Döner ist was Feines. Das Lieblingsessen der Kanzlerin ist trotzdem ein anderes: Kartoffelsuppe. Dem Magazin "Bunte" verriet Merkel im Sommer 2017 ihr persönliches Rezept. Wichtig sei vor allem, die Kartoffeln mit einem Stampfer zu zerstampfen - und nicht mit einer Püriermaschine. "So bleiben in der Konsistenz noch immer kleine Stückchen übrig." - Damit kann man die Kanzlerin vom Hof jagen
Dem Kinder-Nachrichtenmagazin "Dein Spiegel" erzählte Merkel einmal ganz diplomatisch: "In der Mongolei wurde mir Stutenmilch angeboten. Damit habe ich mich schwergetan." Der Grund liegt aber weniger in der Herkunft, als vielmehr in der Art des Getränks: "Ich trinke schon in Deutschland nicht gerne Milch, wahrscheinlich habe ich als Kind zu viel davon getrunken." - Dann doch lieber Kirsch-Whisky
Als Tote-Hosen-Sänger Campino Merkel im Jahr 1994 fragte, ob sie einmal richtig betrunken war, antwortete sie: "Ich bin einmal aus einem Boot gekippt." Der Grund soll zu viel Kirsch-Whisky auf der Abi-Feier gewesen sein. Mit dem Getränk hat sich die Jubilarin auch ihr Studium mitfinanziert: als Whisky-mischende Bardame. "Das brachte pro verkauftes Glas dreißig Pfennig Verdienst", erzählte sie dem Autor Wolfgang Stock ("Angela Merkel") für eine Biografie. - Und dazu eine Zigarette
Zu den Jugendsünden der Kanzlerin zählte aber nicht nur Kirsch-Whisky. Auch dem Tabakqualm war Angela Merkel einst, in ihrer Zeit als Bundesjugendministerin in Bonn, nicht abgeneigt. "Bunte" erzählte Merkel vor Jahren einmal: "Ich habe jeden Tag eine Packung Zigaretten geraucht." Das Rauchen hat sie sich seither abgewöhnt - und ist zu einer Befürworterin eines generellen Rauchverbots in öffentlichen Gebäuden geworden. - Schwärmerei für Robert Redford
Auch eine Kanzlerin darf für Hollywood-Stars schwärmen - und in ihrem Fall ist das Robert Redford. Der spielte einst in Merkels Lieblingsfilm, "Jenseits von Afrika" den Großwildjäger Denys Finch Hatton. Redford selbst bekannte: "Ich bin ein Fan von Angela Merkel." Er sei sehr von ihr beeindruckt. Auch getroffen haben sich beide bereits, 2017 war der Schauspieler zu Gast im Kanzleramt. - Diese Männer gab es schon in ihrem Leben
Seit mehr als 20 Jahren ist die Kanzlerin mit Joachim Sauer verheiratet. Zwar blieb ihre Ehe ohne Kinder - Sauer brachte aber zwei Söhne mit in die Ehe. Von 1977 bis 1982 war sie mit dem Dresdener Physiker Ulrich Merkel verheiratet. Der erzählte 2004 über die Trennung: "Eines Tages packte sie ihre Sachen und zog aus." Ihr Mädchenname lautet übrigens Angela Dorothea Kasner. - Er hat keinen leichten Stand bei ihr
Sauer ist Physiker, Ex-Mann Merkel ebenfalls, lässt sich da ein Muster feststellen? Beide Männer sind intelligent und an dem interessiert, was die Welt im Innersten zusammenhält. Vielleicht ist das auch ein Grund dafür, warum die Chemie zwischen Angela Merkel und US-Präsident Donald Trump einfach nicht so richtig stimmen will. Der ehemalige Reality-TV-Star holt sich bei der Kanzlerin regelmäßig eine Abfuhr ein. - Davon träumt die Kanzlerin
Unter anderem von einer Reise mit der Transsibirischen Eisenbahn. Als Merkel von dem romantischsten aller Eisenbahner-Träume im September 2017 erzählte, meldete sich prompt die russische Staatsbahn RZD. Man sei bereit, die Bundeskanzlerin bei der Reiseorganisation umfassend zu unterstützen, hieß es. Einen anderen Traum verriet die Kanzlerin dem SZ-Magazin: ein Abendessen mit dem spanischen Weltmeister-Trainer Vincente del Bosque. - Wenn sie nicht gerade in der Uckermark ist
Falls Merkel del Bosque wirklich einmal einladen sollte, dann vielleicht in die Uckermark. Dort liegt die "Datsche del Merkel", ihr Wochenendhaus. Es ist ihr Rückzugsort vom stressigen Politikbetrieb in Berlin, knapp eine Autostunde nördlich der Hauptstadt. Dort jätet Merkel angeblich gerne Unkraut, pflanzt Gemüse und Erdbeeren an. - Wo sie auch nicht unerkannt bleibt
Denn auch das ist so ein Traum der Kanzlerin: Anonymität. Ex-Mannschaftskapitän Philipp Lahm wollte einmal von ihr wissen, welches das größte Opfer sei, dass die Kanzlerin für die Nation bringe: "Ich muss darauf verzichten, unerkannt einkaufen zu gehen." Das geht auch in der Uckermark nicht. - Der "Besuch" vom Stalker
Im Herbst 2010 schlich sich ein Mann zweimal auf das Grundstück in der Uckermark und klingelte an der Haustüre - Merkel selbst öffnete ihm einmal. Der Stalker soll freier Journalist gewesen sein und war offenbar wütend, weil die Kanzlerin seine Briefe nicht persönlich beantwortet hatte. Er wies die Stalker-Vorwürfe damals zurück, er sei ein "Friedensaktivist", erklärte er der "Berliner Zeitung". Merkel habe ihm auch nicht die Tür geöffnet, er will der Kanzlerin im Garten begegnet sein. - Sie ist der Stern an Deutschlands Himmel
Als Bundeskanzlerin wird Merkel viel fotografiert - manchmal auch von richtig bekannten Fotografen. Martin Schoeller lichtete Merkel etwa für das Cover des US-Magazins "Glamour" ab. Beim Fototermin war sie "nicht sooo freundlich", berichtete Schoeller der "Welt am Sonntag". - Sie wird ewig im Gedächtnis bleiben
15 Jahre regiert Angela Merkel nun die Bundesrepublik, hat zusammen mit uns allen viel erlebt. Die Wirtschafts- und Finanzkrise, weite Strecken des Afghanistan-Krieges, den Brexit, die Corona-Krise. Sie wird aber auch als die Bundeskanzlerin in die Geschichtsbücher eingehen, die im Herbst 2015 die eine Entscheidung getroffen hat, die in den Werten der Aufklärung, des neuen Testaments, der Verfassung der europäischen Union und des Grundgesetzes angezeigt ist: Menschen, die Schutz und Hilfe brauchen, eine eben solche nicht zu verweigern. - In der Nacht des Mauerfalls feierte sie kurz und ging früh ins Bett
Als die Berliner Mauer 1989 fiel, feierten tausende Menschen ausgelassen - nicht aber die damals 35-jährige Angela Merkel. Sie feierte nach einem Saunagang lediglich kurz mit Fremden in einer Wohnung in West-Berlin, trank ihr erstes "West-Bier" und ging "irgendwann um eins oder halb zwei" nach Hause, da sie am nächsten Tag arbeiten musste. - Dank ihrer Wahl zur Bundeskanzlerin im Jahr 2005 ist sie gleich dreimal "die Erste"
Sieben Kanzler leiteten vor Angela Merkel die Geschicke des Landes, allesamt Männer. Mit ihrer Wahl 2005 wurde die Physikerin zur ersten Bundeskanzlerin der deutschen Geschichte und zur ersten Naturwissenschaftlerin, die dieses Amt bekleidet. Dank ihrer ostdeutschen Wurzeln ist Merkel außerdem die erste Kanzlerin aus den neuen Bundesländern. Von ihren Vorgängern unterscheidet sie zudem das Alter - mit 51 Jahren war Merkel bei ihrer Vereidigung die jüngste Person, der diese Ehre jemals zuteil wurde. - Beim Abschied von Barack Obama zeigte sie Gefühle
2016 ging der damalige US-Präsident Barack Obama auf Abschiedstour und machte ein letztes Mal Halt in Berlin. Sein enger Berater Ben Rhodes später in seinem Buch, wie der Besuch ablief - und verriet Interessantes über die Beziehung zwischen seinem Chef und Angela Merkel. So hätten die beiden drei Stunden lang zusammen zu Abend gegessen; länger, als Obama in seiner gesamten Amtszeit jemals mit einem anderen Staatsoberhaupt dinierte. Beim Abschied habe in ihrem Auge zudem "eine einzige Träne" hervorgeblitzt. - Fast wäre sie nicht bei der CDU, sondern bei der SPD gelandet
"Mit der CDU will ich nichts zu tun haben", soll sie einem "Zeit"-Artikel zufolge einmal gesagt haben. Die Publizistin und Ex-Politikerin Vera Lengsfeld behauptete sogar, Merkel habe vor der Wende in der DDR im Herbst 1989 mit einer Mitgliedschaft in der SPD geliebäugelt. Zur CDU kam die junge Politikerin quasi indirekt. 1989 schloss sie sich der Gruppierung Demokratischer Aufbruch (DA) an, die später offiziell zur Partei wurde und mit der Ost-CDU fusionierte. 1990 folgte auch der Zusammenschluss mit dem westdeutschen Teil der Partei sowie die Vereinigung zur Gesamt-CDU, durch die Merkel automatisch Mitglied der Union wurde.
Auffallend große Büropläne
Ob sie das mit dem Arbeiten wirklich lassen wird, ist allerdings unwahrscheinlich. Sie hat ein Büro mit insgesamt neun Mitarbeitern beantragt. Die CDU-Politikerin bat um einen Büroleiter, einen stellvertretenden Büroleiter, zwei Fachreferenten, drei Sachbearbeiter und zwei Fahrer. Dabei hatte der Haushaltsausschuss 2019 beschlossen, dass Altkanzlern und -kanzlerinnen nur noch fünf Mitarbeiter gezahlt werden. Klingt, als hätte Merkel doch noch große Pläne.
Mehr Zeit in Italien?
Italien-Besuche dürften allerdings auch ganz oben auf Merkels Freizeit-Wunschliste stehen. Bei einem Treffen mit dem italienischen Premier Mario Draghi (74) in Rom hatte Merkel im Oktober ihrer Liebe zu Italien Ausdruck verliehen.
Nur ein Tag in Rom hätte ihr schon gezeigt, "dass man ein ganzes Leben hier verbringen müsse, um alles zu erfassen, was an Weltgeschichte zu besichtigen sei". Insofern werde sie "sicherlich nach Italien zurückkehren, wenn auch in anderer Art und Weise."
Da passt es gut, dass ihr Mann, Quantenchemiker Joachim Sauer (72), künftig auch beruflich öfter nach Italien reisen muss. Der Professor, der an der Humboldt-Universität Berlin beschäftigt ist, wird künftig öfter beruflich nach Turin reisen. Seit Juni 2021 ist Sauer Foreign Member der dortigen Universität der Wissenschaften.