Darum leben Isabel Varell und ihr Mann in getrennten Wohnungen
Mit "Die guten alten Zeiten sind jetzt: Wie ich das Leben jeden Tag neu erfinde" hat Isabel Varell ein neues Buch veröffentlicht.
Isabel Varell und ihr Ehemann Pit Weyrich haben getrennte Wohnungen - wie sich das auf ihre Beziehung auswirkt, verrät sie im Interview.
"Das ist ein Erfolgsrezept für die Liebe.: Isabel Varell (59) erklärt im Interview mit spot on news, warum sie und ihr Mann Pit Weyrich (72) zwei Wohnungen haben. Zudem verrät die Sängerin, Schauspielerin und Fernsehmoderatorin, die nun ihr Buch "Die guten alten Zeiten sind jetzt" (Piper) herausbringt, was ihr die Ausbildung zum systemischen Coach gebracht hat.
In "Die guten alten Zeiten sind jetzt: Wie ich das Leben jeden Tag neu erfinde" verraten Sie, dass Sie und Ihr Mann in getrennten Wohnungen leben. Wie hat sich Ihre Beziehung dadurch verändert?
Isabel Varell: Das ist einfach toll! Für mich ist das Wichtigste in einer tiefen Verbindung die absolute und hundertprozentige Toleranz. Und dass man den anderen so lässt, wie er ist. Mein Mann ist bei einigen Dingen ganz anders als ich. Wir haben eine Loft-Wohnung, ohne Rückzugsmöglichkeiten. Für meine Sendung "Live nach neun" muss ich extrem früh aufstehen und er musste sich nach mir richten. Mein Mann arbeitet zudem für "Popstop - das Musik.adio" und produziert Shows zuhause. Die Räumlichkeiten, obwohl sie so schön sind, sind für unsere Berufe sehr ungeeignet. Jetzt, mit den zwei Wohnungen, ist es großartig, weil wir uns auch mal separieren können. Das ist ein Erfolgsrezept für die Liebe. Man muss nur diesen Schritt wagen und verstehen, dass es keine Trennung ist, sondern eine Erweiterung des Lebens. Wir beide haben schnell erkannt, dass das etwas Tolles ist.
Sie moderieren nicht nur, sondern sind auch Sängerin und Schauspielerin. Hat Ihnen die berufliche Vielseitigkeit diese lange, erfolgreiche Karriere beschert?
Varell: Einige Menschen betrachten Vielseitigkeit auch als Grund für Erfolg.osigkeit. Es könnte sein, dass ich in der Musik erfolgreicher wäre, wenn ich mich nur darauf konzentrieren würde. Aber letztendlich ist für mich die Vielseitigkeit das Erfolgsrezept. Dadurch hatte ich immer Arbeit und einen vollen Kalender. Vor 20, 30 Jahren hatte ich zwar auch Phasen, in denen ich wirklich Angst hatte, dass es nicht weitergeht. Rückblickend kann ich aber sagen, dass es mich durchs Leben getragen hat, dass ich so breit aufgestellt bin.
Als Sängerin fehlt Ihnen der eine Kulthit, durch den Sie ausgesorgt hätten.
Varell: Wenn ein Sänger behauptet, er hätte sich nie diesen einen Kulthit gewünscht, kann ich das nicht ernst nehmen. Ich bedauere, dass ich nie den einen durchschlagenden Hit hatte. Aber ich habe mich trotzdem immer erfolgreich gefühlt in der Musik. Es gibt viele Ebenen von Erfolg. Helene Fischer tritt in den großen Arenen auf, wenn man Erfolg daran misst, hat der ganze Rest keinen Erfolg. Aber es gibt ganz viele Sänger, die wahnsinnig erfolgreich sind, indem sie Säle mit 500 Leuten füllen.
Sie berichten in Ihrem Buch von Ihrem beruflichen Ausflug an den Ballermann, wo Sie nicht sehr glücklich waren. Was ziehen Sie daraus für eine Lehre?
Varell: Ich bereue gar nichts. Ich habe dieses Angebot bekommen und es klang gut und plausibel. Allerdings habe ich schnell gemerkt, dass das für mich nicht die richtige Bühne ist. Ich will damit nichts Schlechtes über die Menschen sagen, die dort feiern. Ich verstehe, dass man am Wochenende Party machen will. Ich persönlich fühle mich dort einfach nicht zuhause. Ich brauche Publikum, das nicht betrunken ist, Leute, die mich hören wollen. Meine Auftritte am Ballermann haben die Veranstalter als Erfolg verbucht, weil die Menschen geblieben sind und noch ein, zwei Runden getrunken haben. Für mich ist das kein Erfolg. Ich will den Menschen gute Unterhaltung bieten, sie sollen von meinen Liedern berührt werden. Am Ballermann gibt es eine andere Form von Unterhaltung, vor der ich Respekt habe, ich ziehe den Hut vor Leuten wie Jürgen Drews. Meins ist es nicht.
Beruflich haben Sie sich auch in einem anderen Feld weitergebildet. Sie haben eine Ausbildung als systemischer Coach gemacht.
Varell: Von dieser Ausbildung profitiere ich extrem. Ich hatte diese Schlüsselsituation, eine Auseinandersetzung mit meinem früheren Manager, in der ich gemerkt habe, dass ich zu empfindlich für mein Alter reagiere. Bei der Transaktionsanalyse gingen mir dann Lichter auf. Diese Schimpfsprache versetzt mich in meine Kindheit zurück. Ich sollte aber erwachsen reagieren und nicht in das Kind-Ich verfallen. Auch wenn die Erinnerungen in mir widerhallen, wenn man so mit mir spricht, sollte ich mich davon lösen und nicht alles im Leben auf die Kindheit schieben. Das ist mir jetzt bewusst. Ich bin nicht davor geschützt, dass ich wieder empfindlich reagiere. Aber ich weiß jetzt einfach viel mehr darüber. Und das hat mir in meiner persönlichen Entwicklung unheimlich geholfen. Ich hätte nach der Ausbildung auch Lust gehabt, zu praktizieren, aber das kriege ich nicht unter. Ich habe genug zu tun.
Ihr Buch dreht sich um Ängste, Herausforderungen, die Sie bewältigt haben. Wie hat sich das durch das Älterwerden geändert?
Varell: Ich behaupte immer, ich hätte vor nichts Angst. Das stimmt natürlich nicht. Die Ängste, nicht akzeptiert, gemocht, anerkannt zu werden oder etwas nicht erfüllen zu können, sind da. Aber das ist viel besser geworden, weil ich im Laufe des Älterwerdens verstanden habe, dass Scheitern nichts Schlimmes ist. Ich habe das in meiner Kindheit anders mitbekommen und es ist eine Lebensaufgabe, sich davon zu lösen. Kindern sollte man sagen: Probiere es aus, wenn du es nicht schaffst, ist es nicht schlimm, du hast andere Fähigkeiten, du kannst was, aus dir wird was. Ich habe das Gegenteil gehört. Das kommt immer wieder hoch, das werde ich wohl nie ganz los. Aber ich habe es im Griff, ich habe keine Angst mehr vor dem Scheitern. Ich habe nur die Angst davor, dass ich nicht mehr die Chance bekomme, zu scheitern.
Sie gehen mit Ihrem Buch auf Tournee. Was haben Sie geplant?
Varell: Ab September haben wir viele Tour-Termine. Ich hoffe, dass es klappt. Es werden richtige Shows, in denen ich aus meinem Leben erzähle, mit ganz viel Musik neben dem Lesen.