Das Phänomen Adele

Die Fans mussten lange warten, doch nun meldet sich Adele mit einem neuen Album zurück. Ein weiteres Kapitel in einer der steilsten Musikkarrieren der vergangenen Jahre.
Mit ihrer Stimme verzaubert sie Millionen, ihre Verkäufe brechen einen Rekord nach dem anderen und mit ihrem natürlichen Charme ziert sie jeden roten Teppich: Adele (27, "Someone Like You") gehört zu den größten Pop-Phänomenen des 21. Jahrhunderts. Dabei legt die Sängerin wenig Wert darauf, den üblichen Vorstellungen eines Superstars zu entsprechen und legt sich so gelegentlich auch Steine in den Weg. Doch ihrem Erfolg taten weder fragwürdige Konzertabsagen noch die lange Wartezeit auf das neue Album "25" einen Abbruch.
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Mädchen aus der Arbeiterklasse
Adele Laurie Blue Adkins wurde am 5. Mai 1988 im Londoner Arbeiterviertel Tottenham geboren. Ihr Vater ließ ihre Mutter sitzen, als die kleine Adele zwei Jahre alt war, die damals erst 20-jährige Penny Adkins zog das Mädchen daraufhin alleine groß. Adeles erste musikalische Liebe waren die Spice Girls, deren Hits sie schon als Kind auf Dinnerpartys zum Besten gab. "Sie haben mich zu dem gemacht, was ich bin", sagte die Sängerin einmal dem Magazin "Now". Zu den späteren Einflüssen in ihrer Jugend zählten so unterschiedliche Künstler wie Dusty Springfield, The Cure, Céline Dion, Annie Lenox und Ella Fitzgerald. Amy Winehouse und ihr Debüt "Frank" brachten Adele dazu, Gitarre spielen zu lernen und eigene Songs zu schreiben.
2006 machte Adele ihren Abschluss an der BRIT School for Performing Arts & Technology. Trotz ihres Talents hatte sie dabei eher eine Karriere hinter den Kulissen des Musikgeschäfts im Sinn, doch zum Glück kam alles anders. Ein Freund postete kurz nach ihrem Abschluss ein Demo, das als Schulprojekt entstanden war, auf Myspace. Die Aufnahmen fanden in dem Netzwerk zahlreiche Fans und Adele unterschrieb bei dem Indie-Label XL Recordings, dem sie bis heute treu geblieben ist.
Adele absolvierte ihre ersten TV-Auftritte und veröffentlichte im Oktober 2007 ihren ersten selbstkomponierten Song "Hometown Glory" als auf 500 Exemplare limitierte Vinylschallplatte. Das Loblied auf ihr damaliges Heimatviertel West Norwood hatte Adele mit 16 Jahren in nur zehn Minuten geschrieben. Der Song war die Antwort auf den Vorschlag ihrer Mutter, zum Studium wegzuziehen.
US-Durchbruch aufs Spiel gesetzt
Zum Jahresende wurde Adele in Großbritannien als vielversprechendste Newcomerin für 2008 gehandelt. Die Hoffnungen erfüllten sich umgehend: Ihre zweite Single "Chasing Pavements" stieg im Januar auf Platz zwei der britischen Charts ein, das Debüt-Album "19" schaffte es bis an die Chart-Spitze und feierte in vielen anderen Ländern erste Achtungserfolge. Doch dann schien es, als würde Adele ihren Durchbruch in den USA leichtfertig aufs Spiel setzen: Sie brach eine Tournee ab, um Zeit mit ihrem damaligen Freund zu verbringen.
"Ich kann nicht glauben, dass ich das getan habe. Es wirkt so undankbar", sagte sie später dem Magazin "Nylon". "Ich habe damals viel zu viel getrunken und das war irgendwie die Basis der Beziehung mit diesem Jungen. Ich konnte nicht ertragen, nicht bei ihm zu sein." Doch die Sängerin bekam eine zweite Chance in den Staaten: Nach einem Auftritt bei "Saturday Night Live" im Oktober 2008 schoss "19" an die Spitze der iTunes-Charts und auf Platz elf der Billboard-Charts, im Februar räumte Adele zwei Grammys ab.
Ganz oben angekommen
2011 ging es dann für Adele ganz nach oben. Ihr zweites Album "21", mit dem sie die Trennung von ihrem Freund verarbeitet, eroberte in zahlreichen Ländern die Chartspitze, darunter die USA, Großbritannien und Deutschland. Insgesamt verkaufte sich "21" weltweit über 30 Millionen Mal, Adele stellte zahlreiche Chartrekorde auf und wurde mit Preisen überschüttet. Im Oktober 2011 musste Adele ihre Tournee wegen Stimmproblemen absagen. Ein Polyp hatte Blutungen verursacht, die Sängerin unterzog sich einer Laserbehandlung.
Ihr Bühnen-Comeback nach der Operation gab Adele bei den Grammys 2012, wo sie auch sechs der Trophäen abstaubte und so mit der bisherigen Rekordhalterin Beyoncé gleichzog. Im Oktober bekam Adele einen weiteren Ritterschlag: Sie durfte den Bond-Titelsong "Skyfall" singen. Der Song verkaufte sich über zwei Millionen Mal und brachte Adele unter anderem einen Oscar, einen Golden Globe und einen weiteren Grammy ein.
Ein gefeiertes Comeback
"Skyfall" sollte drei Jahre lang das letzte musikalische Lebenszeichen von Adele bleiben. "Sorry, dass es so lang gedauert hat, aber, wisst ihr, das Leben ist dazwischengekommen", entschuldigte sich die Sängerin im Oktober bei ihren Fans. In der Zwischenzeit hatte sie sich mit dem Unternehmer Simon Konecki verlobt, 2012 brachte sie den gemeinsamen Sohn Angelo auf die Welt. Dass die Fans Adele die Wartezeit nicht übel genommen haben, zeigt der Erfolg ihrer Comeback-Single "Hello", die sich weltweit bereits über 2,5 Millionen Mal verkauft hat. Heute legt Adele das langerwartete dritte Album "25" nach und fügt ihrer Erfolgsgeschichte ein weiteres Kapitel hinzu.