Hat Roman Polanski ein Kind missbraucht?
Neue Vorwürfe gegen Roman Polanski: Die Polizei in Los Angeles ermittelt in einem Vorfall aus den 70ern. Der Regisseur soll ein Kind sexuell missbraucht haben.
Hat der Filmregisseur Roman Polanski (84, "Der Pianist") ein zehnjähriges Mädchen sexuell missbraucht? Diesem Verdacht geht die Polizei von Los Angeles nach, wie die "Los Angeles Times" berichtet. Die Amerikanerin Marianne Barnard (62) erhebt gegen den 84-jährigen Oscar-Preisträger einen ungeheuerlichen Vorwurf: Polanski habe sich an ihr vergriffen, als sie noch ein Kind war.
Die Frau hat bereits via Twitter einen Vorfall aus dem Jahr 1975 geschildert, den sie auch dem Los Angeles Police Department (LAPD) meldete: Polanski habe 1975 Nacktfotos sowie Fotos von ihr in einem Pelzmantel am Strand von Malibu aufgenommen. Daraus habe sich alles Weitere entwickelt.
Sein Anwalt dementiert
Polanskis Anwalt Harland Braun bezeichnete in einer Stellungnahme die Vorwürfe als "falsch. Wir haben das LAPD kontaktiert und werden alle Informationen, die wir haben, weitergeben und sie drängen, vollständige und gründliche Ermittlungen durchzuführen", sagte Braun.
Marianne Barnard hat in ihrem Tweet einen dubiosen Rundumschlag gelandet und ihrer eigenen Mutter vorgeworfen, sie "kleine Lolita" genannt und ihrem Vater sowie anderen Männern erlaubt zu haben, sie sexuell zu missbrauchen.
Der Fall, der nicht mehr vor Gericht kommen kann, weil er bereits verjährt ist, schlägt in den USA trotzdem hohe Wellen. Das liegt zu einem an der Welle von "me too"-Beschuldigungen von Frauen, die sexuellen Missbrauch beklagen - zum anderen an der Person Roman Polanski. Gegen den französisch-polnischen Kult-Regisseur läuft in Amerika seit 40 Jahren ein Verfahren wegen sexuellen Missbrauchs einer 13-Jährigen.
Das steckt dahinter
Polanski hatte damals unerlaubten Sex mit der minderjährigen Samantha Jane Gailey zugegeben. Um das Mädchen zu schützen, schlug seinerzeit ihr Anwalt eine Verständigung im Strafverfahren vor, damit Samantha Jane nicht öffentlich vor Gericht aussagen musste. Nach Zustimmung der Staatsanwaltschaft wurde die Anklage auf "außerehelichen Geschlechtsverkehr mit einer Minderjährigen" reduziert und Polanski im Rahmen einer gerichtspsychiatrischen Beurteilung für 90 Tage ins Staatsgefängnis eingewiesen. Nach 42 Tagen erfolgte die vorzeitige Entlassung mit der Empfehlung, eine Bewährungsstrafe zu verhängen.
Als sich abzeichnete, dass sich der zuständige Richter nicht an die Absprache halten würde, floh Polanski nach London und lebte seitdem, überwiegend in Frankreich. Er vermeidet strikt Reisen in die USA und in Länder, in denen er mit einer Auslieferung rechnen muss.
2009 wurde Polanski am Flughafen Zürich verhaftet, als er in die Schweiz einreisen wollte, um beim Zurich Film Festival den Preis für sein Lebenswerk entgegen zu nehmen. Neun Monate verbrachte er gegen eine Kaution von 4,5 Millionen Schweizer Franken in einem elektronisch überwachten Hausarrest. Dann wiesen die Schweizer Behörden den Auslieferungsantrag der USA ab und Polanski kehrte nach Frankreich zurück.
Über diese Entwicklung zeigte sich sein Opfer Samantha Jane erleichtert. Zum Nachrichtensender CNN sagte die Frau, die inzwischen durch eine Heirat Geimer heißt, dass die US-Behörden die Anklage fallen lassen sollten. Sie betrachte Polanski als ausreichend bestraft - und fühle sich selbst durch den Medienrummel und den Umgang mit einem korrupten Justizapparat mehr geschädigt als durch Polanskis Missbrauch vor einigen Jahrzehnten.
Gleichwohl beantragten die USA weiterhin die Auslieferung des Regisseurs. Im September 2017 erstattete auch die Deutsche Renate Langer (61) Anzeige gegen Polanski. Er habe sie 1972 als 15-Jährige vergewaltigt, als sie sich in der Schweiz für eine Filmrolle beworben hatte. Polanski habe sich seinerzeit entschuldigt und sie für eine kleine Rolle in seinem Film "Was" engagiert. Die "Los Angeles Times" berichtet, dass mindestens sechs Frauen erklärt hätten, Polanski habe sie als Minderjährige sexuell missbraucht.